Menschen schützen statt Grenzen sichern
In Zentralamerika sterben jeden Tag Migranten infolge organisierter Kriminalität oder fallen von Transportzügen. Auf der Sinai-Halbinsel werden Migranten zu Tode gefoltert oder verstümmelt. Damit sich diese Geschehnisse nicht immer wiederholen, müssen die Rechte von Migranten und das Recht auf Schutz vor Flucht und Vertreibung umgesetzt werden. Migration und Entwicklung haben Wechselwirkungen. Die Millenniums-Entwicklungsziele werden gerade neu aufgelegt. Mobilität von Menschen unter fairen Bedingungen ist das Ziel. Wir müssen anerkennen, dass sie eine Realität der globalisierten Welt ist.
Entwicklungshilfe ausbauen statt Außengrenzen sichern
An erster Stelle steht allerdings der Schutz des Lebens von Menschen. Es hat Vorrang vor dem Schutz von Grenzen. Jene, die Menschen in Not retten wollen, sollen dies tun können, ohne kriminalisiert zu werden. Und wäre das Geld, das in den Schutz der EU-Außengrenzen fließt, nicht besser in Entwicklungshilfe investiert – zumal die Tragödien nicht verhindert werden?
Regierungen in den Herkunftsländern tragen Verantwortung für ihre Bürger. Sie müssen sicherstellen, dass sie von ihrem Recht Gebrauch machen können, in ihrem Ursprungsland zu leben. Sie müssen in gute Regierungsführung investieren, in Erziehung, Bildung und in Arbeitsplätze. Und die ärmsten Länder sollten mit Entwicklungszusammenarbeit rechnen können. Bis heute ist das Ziel, 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Entwicklungszusammenarbeit zu investieren, nur von ganz wenigen Staaten eingehalten worden. Dabei kann man heute auf Migrantenorganisationen zählen, die etwas für ihr Herkunftsland tun wollen, gute Ideen haben und lokales Wissen mitbringen.
Flüchtlingslager sind keine Alternative
Menschen, die vor Vertreibung und kriegerischen Auseinandersetzungen fliehen und Schutz suchen, müssen ein Recht auf ein faires Verfahren haben, welches ihr Anliegen prüft. Sie sollten großzügige und effektive Hilfe erfahren. Dazu gehört die humanitäre Aufnahme oder Wiederansiedlung in anderen Staaten. Ein dauerhaftes Leben in Flüchtlingslagern ist keine Alternative.
Es müssen legale Zuwanderungswege für Arbeitsmigranten geschaffen werden und dies nicht nur für Hochqualifizierte. Dies fordert die Caritas weltweit seit Jahren. Der Ausbeutung und der Gewalt auf ihrer Migrationsroute könnte damit ein Riegel vorgeschoben werden. Dies würde auch die Asylsysteme entlasten. Asyl zu beantragen ist oft der einzige Weg, in die EU zu gelangen. Potenzielle Arbeitsmigranten sollten Zugang zu Informationen haben, die ihnen eine Entscheidung über ihr Migrationsvorhaben ermöglichen.
Der freie Verkehr von Personen, Waren und Dienstleistungen ist eines der Prinzipien innerhalb der EU, warum aber nicht für den Rest der Welt unter fairen und gerechten Bedingungen? Jetzt, da die Gewissen aufgerüttelt sind, gelingt vielleicht ein offenerer Blick auf Zuwanderung.