Frauen brauchen Schutzräume
Die Beschreibungen der Beraterinnen der Caritas und anderer Frauenorganisationen für die Transitzentren und Erstaufnahmeeinrichtungen in Bayern zeigen eindrücklich, dass Frauen immer das Schlusslicht in der Versorgungskette, in der Sicherheit, in den Entwicklungsmöglichkeiten sind.
Hier zwei Beispiele: Immer wieder kommt es zu häuslicher Gewalt zwischen Paaren. Leidtragende sind die Frauen. Sie werden bedroht, beschimpft und auch körperlich attackiert. Die Frauen erhalten dann ein Zimmer im geschützten Haus, der Mann wird in eine andere Unterkunft verlegt. Viele der betroffenen Frauen kommen aus den Westbalkan-Staaten, wo sie als Eigentum an die Männer verkauft wurden. Diese Frauen müssen um Leib und Leben fürchten, wenn sie ins Herkunftsland rückgeführt werden.
Eine Nigerianerin erhielt kurz vor der Niederkunft wegen Zwangsprostitution ein Bleiberecht. Während ihr vorher alle integrativen Maßnahmen wie Spracherwerb verweigert wurden, war die Hochschwangere plötzlich aufgefordert, selbstständig alle Formalien und Anträge bei den Behörden zu erledigen. Möglichst schnell, da sonst die Leistungen über das Asylbewerberleistungsgesetz eingestellt würden. Ohne vollständigen Antrag etwa durfte das Jobcenter Hartz IV nicht auszahlen. Die Zeit drängte, niemand half. So hat sich die Caritas-Beraterin Zeit freigeschaufelt und ist mit der Nigerianerin zu den Ämtern gegangen. Bei einem Termin im Jobcenter wurde schon sehr deutlich, dass bei der werdenden Mutter die Wehen eingesetzt hatten. Das Angebot, ins Klinikum zu fahren, lehnte sie strikt ab. Mit Hilfe der Beraterin wurde das Baby dann auf dem Steinboden im Treppenhaus geboren. Zum Glück sind Mutter und Kind wohlauf. Ich frage mich: Muss das sein? Welchen Druck halten Frauen aus? Warum?
Eine Massenunterkunft ist kein guter Start ins Leben
Wir brauchen dringend frauenwürdige Unterkünfte, nicht in Masseneinrichtungen, und die garantierte Begleitung durch Beraterinnen. Es braucht Schutzräume, in den Frauen Zeit haben, ihre wahren Lebensgeschichten zu erzählen. Viele Frauen haben Zwangsprostitution erlebt oder sind davon bedroht, sexuelle Übergriffe sind an der Tagesordnung. Daher müssen die Verfahren zügig und mit guten Dolmetscherinnen durchgeführt und entschieden werden. Und danach müssen wir die Frauen schnell unterstützen, damit sie nicht wieder in die Abhängigkeit ihrer männlichen Begleiter geraten. Schwangere, Wöchnerinnen und Mütter mit kleinen Kindern bedürfen des besonderen Schutzes. Eine Massenunterkunft ist jedenfalls keine Lösung, um einen guten Start ins Leben zu fördern.