Flexibel handeln, agil denken, kreativ lernen
Mit drei einfachen Schlagworten skizzierte Lorenz Werthmann die Aufgaben des Deutschen Caritasverbandes: "Studieren, Publizieren, Organisieren". Indem 1973 eine bundesweit tätige Fortbildungs-Akademie (FAK) errichtet wurde, konnte die verbandliche Aufgabe zu studieren und damit auch Fortbildung zu organisieren mit einem eigenen Lernort und entsprechendem Fachpersonal verknüpft werden.
Von Beginn an ging es um mehr als die Professionalisierung in den verschiedenen Feldern sozialer Arbeit. Genauso wichtig waren Impulse zur Personal-, Organisations- und Verbandsentwicklung sowie das Ziel, Mitarbeitende und Führungspersonen in der Caritas miteinander zu vernetzen, um so zur Identitätsstiftung und Implementierung fachlicher Standards beizutragen. "Die Fortbildungs-Akademie des Deutschen Caritasverbandes war und ist eine Drehscheibe verbandlicher Standards und neuer Impulse zum Beispiel für Beratung und Führung, Qualität und strategische Herausforderungen. All das wird immer wichtiger in Zeiten von Volatilität, Verunsicherung und Fachkräftemangel", so Susanne Pauser, zuständiges Vorstandsmitglied im Deutschen Caritasverband (DCV).
Mehr Veranstaltungen als noch vor ein paar Jahren
Aktuell arbeiten im Bildungsbereich der Fortbildungs-Akademie sechs Dozent:innen inklusive der Leitung und fünf Veranstaltungsmanager:innen. Dieses Team führt circa 240 Veranstaltungen im Jahr durch (zum Vergleich: im Jahr 2012 waren es 165 Veranstaltungen). Dabei hat sich die Veranstaltungsdauer im Mittel von drei auf 2,5 Tage etwas verkürzt. Es werden derzeit circa 4200 Teilnehmende im Jahr erreicht (im Vergleich zu 2800 im Jahr 2012).
Eine Keimzelle des Erfolges ist das Caritas Tagungszentrum (CTZ) mit 53 Zimmern und einem durch einen Neubau aus dem Jahr 2012 erweiterten Raumangebot. Rund 20 Mitarbeitende sorgen für einen angenehmen Aufenthalt der Gäste, eine umsichtige Versorgung und einen professionellen Tagungsservice.
Das CTZ ist ein Lernort, der kreative Lernformate ermöglicht und verbandliche Vernetzung erleichtert: Viele Veranstaltungen integrieren Kamingespräche mit Vertreter:innen aus der Freiburger Verbandszentrale oder mit einem Besuch ebendort. Warst du schon mal in Freiburg? Für viele Mitarbeitende der Caritas, der Fachverbände und angeschlossenen Träger heißt das, hier getagt und gelernt zu haben, hier Kolleg:innen aus Deutschland und darüber hinaus getroffen und ein Stück verbandlicher Identität erlebt zu haben.
"Die Akademie ist ein realer wie auch ideeller Ort, der einen Beitrag zur verbandlichen Identität stiftet, zur Identifikation mit den Zielen der Caritas einlädt und konkrete Unterstützung bei Qualifizierung und Weiterentwicklung gibt. Zusätzlich zu den verbandlichen Gremienstrukturen ermöglicht die Akademie Begegnung und Austausch. Inhalte und Umfeld werden von einem großartigen Team so gestaltet, dass persönliche Entwicklung möglich ist. Der wunderbare Ort trägt dazu bei", sagt Susanne Pauser.
Ein starker Entwicklungsimpuls waren die Pandemiejahre ab 2020. Allein für die Online-Beratung, die plötzlich im gesamten Verband existenziell notwendig war, wurden die Fortbildungsanstrengungen und die Zahl der Teilnehmer:innen vervielfacht. Angebote zur Führung auf Distanz sowie zur Anwendung technischer Tools in der virtuellen Zusammenarbeit wurden entwickelt, umgesetzt und bleiben auch in der "neuen Normalität" erhalten. Digitale und hybride - also kombinierte - Lernsettings sind inzwischen selbstverständlich. Langfristige Kurse mit mehreren Abschnitten und geschlossenen Kursgruppen werden bei entsprechender pädagogischer Zielsetzung nach wie vor angeboten, zum Beispiel in Beratungsausbildungen oder im Bereich der Führungskräfteentwicklung.
Stetiges Anpassen an aktuelle Anforderungen
In einer lernenden Organisation wie der Fortbildungs-Akademie ist ein seit vielen Jahren angebotener Kurs nicht identisch mit dem gleich benannten Angebot von vor zum Beispiel 20 Jahren. Mit den Transferüberlegungen der Teilnehmenden entwickelt sich ein Angebot inhaltlich kontinuierlich weiter und trägt aktuellen Anforderungen im Fachbereich wie auch den heutigen Lerngewohnheiten und technischen Möglichkeiten Rechnung.
Daneben ist die FAK auch eine "reisende Akademie" mit wechselnden Veranstaltungsorten, wenn es für das jeweilige Format nützlich ist. Kürzere Veranstaltungen werden zum Beispiel in zentrale Städte gelegt, um Anreisezeiten zu minimieren, mit politischen Themen geht man besser nach Berlin.
Theorie beziehungsweise fachlicher Input und Praxistransfer gehören zusammen. Ein Ziel ist dabei, dass die lernende Person selbst zur Impulsgeberin in ihrer eigenen Organisation wird. Personales Lernen setzt die Bereitschaft zur Selbstreflexion voraus, um die eigene Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, die Selbst- und Fremdwahrnehmung und die Beziehungsgestaltung weiterzuentwickeln: Schlüsselkompetenzen für die soziale Arbeit. Die verschiedenen Ansätze in der Bildungsarbeit wie auch in der sozialen Arbeit, aus denen die Akademie in den verschiedenen Angeboten schöpft (zum Beispiel Themenzentrierte Interaktion (TZI), systemische Modelle oder Gruppendynamik) sehen das ähnlich.
Impulse zur Werteorientierung und zur Spiritualität
In den meisten Veranstaltungen sind Impulse zur Werteorientierung, zum christlichen Menschenbild und zur Stärkung des inneren Halts oder der eigenen Spiritualität vorgesehen. Die Unterschiedlichkeit der Vorerfahrungen der Teilnehmenden hat hier vielfältige Formen entsprechender Zugänge entstehen lassen. Diversitätsfreundlichkeit und eine ganzheitliche Sicht auf den Menschen sind in der Fortbildungsarbeit und der soziale Arbeit in den Einrichtungen und Diensten vergleichbar.
Die Akademie nimmt seit ihrem Bestehen Impulse aus dem Verband und von außerhalb auf, um ihr Programm weiterzuentwickeln und aktuell zu halten. Das geschieht unter anderem durch die Mitwirkung bei verbandlichen Tagungen und Konferenzen oder im Diskurs mit den Fachreferaten des DCV. Kolloquien am Ende der längerfristigen Kurse mit Gästen aus den Fachbereichen und Trägern stellen eine Fachöffentlichkeit her, die ebenfalls Anregungen gibt. Durch die systematische Auswertung der Veranstaltungen selbst sowie in Wirkungsnachbefragungen ergeben sich ebenfalls Impulse zur Weiterentwicklung und Hinweise auf neue Bedarfe. Die Mitwirkung an Projekten der Verbandsentwicklung trägt dazu bei, dass Fortbildungen die gesellschaftlichen und verbandlich relevanten Themen und die Interessen der Träger und Teilnehmenden aufgreifen.
Wie sprechen wir Menschen im Verband gut an?
Aktuelle Trends und neue Aufträge entstehen zum Beispiel in den Feldern Resilienz oder Gesunderhaltung in belastenden Arbeitszusammenhängen, neue Führungsansätze auch aus der Welt der Agilität, Umgang mit Fachkräftemangel, Digitalität und Diversität sowie Qualitätsentwicklung inklusive Fragen der Nachhaltigkeit.
Mit Blick auf die Zukunft der FAK auf der Metaebene formuliert Susanne Pauser es so: "Wie sieht Lernen im 21. Jahrhundert aus? Welche Themen wollen und können wir gestalten, welche Formen und Methoden müssen geändert werden? Wie können wir analog und digital gut lernen, Beziehungen gestalten und Veränderung voranbringen? Wie sprechen wir die Menschen im Verband gut an, so dass sie den Weg nach Freiburg auf sich nehmen oder vernetzt und dezentral die Angebote nutzen? Wie können wir das Flammenkreuz, unseren Auftrag und unsere Chance als Caritas durch Fort- und Weiterbildung mit Leben füllen?"
Auch beim Caritaskongress 2023 wurde hierzu diskutiert: Was bedeutet es, wenn Lernen im virtuellen Raum immer mehr zum Standard wird? Welche Möglichkeiten bietet die rasante technische Entwicklung auch zu tiefer menschlicher Erfahrung (s. Virtual Reality, Künstliche Intelligenz)? Wie gelingt die Verknüpfung von individuellem (und damit individualisiertem) und gemeinsamem (standardisierten) Lernen? Welche Rolle haben verschiedene Bildungsanbieter zukünftig, zum Beispiel Technologieunternehmen, Podcasts etc., die schon heute Content anbieten, der auch für Zielgruppen der FAK nützlich ist?
Oder anders formuliert: Wie sehen zukünftige Lernangebote aus, und welche Rolle haben dann die hier lehrenden Personen?
Ob in Präsenz oder online, ob Langzeitkurs oder kurze "Bildungshäppchen": Was immer bleibt ist eine hohe Teilnehmendenorientierung, ein hohes Qualitätsbewusstsein und die Begeisterung für lebendiges Lernen.
Ein Öko-Dorf am Rande einer Großstadt
Probier’s mal mit Genügsamkeit
Der Schutz von Mandatsträgern vor Kündigungen
Nur bei Kindesunterhalt kommt Kindergelderhöhung an
Digitale Potenziale in der Eingliederungshilfe nutzen
Risiken entdecken und Gutes zeigen
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}