Jeder sollte seine Stärken einbringen
Kindertagesstätten haben sich in den vergangenen Jahren zu Kompetenzzentren für Kinder und Familien entwickelt. Sie sind wertvolle sozialpädagogische Betreuungs-, Erziehungs- und Bildungsorte sowie Familientreffpunkte und werden somit indirekt zu Stadtteil- und Begegnungszentren. Oft sind die pädagogischen Fachkräfte Ansprechpersonen der Eltern für die unterschiedlichsten Familien- und Erziehungsthemen. Auch vor dem Hintergrund der Fachkräftesituation arbeiten in den Kitas immer mehr Mitarbeiter:innen mit unterschiedlichen Qualifikationen und vielfältigen beruflichen Hintergründen.
Kindertagestätten sind nach den jeweiligen Kitagesetzen der Länder verpflichtet, pädagogische Standards zu erfüllen und soziale Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehört es auch, Kinder mit Behinderung, von Behinderung bedrohte oder seelisch verwundete und traumatisierte Kinder zu fördern und zu begleiten. Auch soziale Aufgaben wie zum Beispiel die Integration von Kindern mit Fluchthintergrund müssen erfüllt werden.
Die Träger sind immer wieder mit neuen Aufgaben konfrontiert, die von baulichen Anforderungen, Brand- und Gesundheitsschutz bis zu Dienstgeberfunktionen reichen. Dazu kamen noch die Herausforderungen in der Coronazeit, in der Infektionsschutz und Hygienemaßnahmen die Kitaleitungen, Träger und Fachkräfte fast wöchentlich vor neue Aufgaben stellten.
Kitas haben Qualitätsanforderungen zu erfüllen. Diese ergeben sich aus dem Trägerprofil, das Basis der Betriebserlaubnis ist, und durch mögliche externe Standards etwa von Qualitätssiegeln wie zum Beispiel dem Gütesiegel des Verbands Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) beziehungsweise dem KTK-Qualitätsbrief. Aufgrund dieser vielfältigen Anforderungen arbeiten die Kitamitarbeiter:innen immer stärker im Sinne eines multiprofessionellen Teams.
Auch die betriebswirtschaftliche Steuerung ist ein wichtiger Bestandteil im Alltag einer Kitaleitung und des Trägers. Belegung, Qualifikationsmix der Fachkräfte, Neuaufnahmen sowie die Mitarbeitergewinnung und Personalentwicklung zählen unter anderem dazu. Weitere Themen sind die Vernetzung im Sozialraum, die Zusammenarbeit mit der Jugend- und Familienhilfe, mit Gesundheitseinrichtungen und vielen anderen Institutionen.
All diese Herausforderungen zeigen, dass Kindertagesstätten sich längst von reinen Betreuungsorten zu hochprofessionellen, qualitätsorientierten und komplexen Einrichtungen entwickelt haben. Dies trifft auf alle Kitas unabhängig von ihrer Trägerschaft zu.
Pastoral und Religionspädagogik - ein weiterer Schwerpunkt
Katholische Kindertagesstätten haben dazu noch einen weiteren Schwerpunkt - ihre pastoralen und religionspädagogischen Aufgaben als Orte der Familien- und Gemeindepastoral. Idealerweise sind sie eingebunden in das pastorale Leben der Pfarrei und werden durch diese von Haupt- und Ehrenamtlichen intensiv begleitet. Häufig sind die Pfarreien Träger der Kita und damit für alle Trägeraufgaben zuständig. Dies bedeutet eine zunehmende Heraus- und Überforderung für vorwiegend ehrenamtlich besetzte Gremien. Deshalb sind verschiedene Bistümer und Pfarreien den Weg gegangen, Trägerverbünde zu bilden. Im Erzbistum Berlin wurde zum Beispiel ein Kitazweckverband gegründet.
Klassischerweise hat sich die Kita-Fachberatung in manchen Bistümern und Caritasverbänden früher stark auf die pädagogische Arbeit konzentriert. Heutzutage hat sich die Fachberatung häufig schon längst zu einer komplexen strukturellen und fachlichen Beratung der Träger und Kita-Leitungen in pädagogischen, betriebswirtschaftlichen, baulichen, politischen, strukturellen, arbeitsrechtlichen und vielen sozialen Fragen entwickelt. Deshalb heißt diese komplexe Beratungsfunktion im Caritasverband für das Erzbistum auch nicht mehr im klassischen Sinne Kita-Fachberatung. Die Kolleg:innen sind Fachreferent:innen mit verschiedenen Schwerpunkten.
Hauptsächlich fach- und sozialpolitische Arbeit
Ihre Haupttätigkeit besteht in der fach- und sozialpolitischen Arbeit im Rahmen der spitzenverbandlichen Tätigkeit des Caritasverbandes. Sie arbeiten gemeinsam mit den anderen Wohlfahrtsverbänden im Fachausschuss der Liga der Freien Wohlfahrtspflege im jeweiligen Bundesland an den Standards und Positionen der Kitapolitik mit, entwickeln fachpolitische Konzepte, führen Verhandlungen mit den Ministerien und der Senatsverwaltung und begleiten die Qualitätsentwicklung für alle Kitas unabhängig von ihrer Trägerschaft. Sie beraten Kitaträger in der Umsetzung der landesrechtlichen Vorgaben und bilden die Schnittstelle zwischen Trägern, Leitungen und der Fach- und Sozialpolitik und den nachgeordneten Behörden.
Sie unterstützen Träger in der internen Fachberatung. Wenn zum Beispiel pädagogische Teams mit Begleitung konzeptionell arbeiten oder Qualitätsprozesse initiieren wollen, sind sie Ansprechpartner:innen, um geeignete Dozent:innen für Inhouse-Prozesse zu finden. Sie konzipieren externe Fortbildungen und Leitungsqualifikationen mit externen Anbietern. Ganz wichtig ist in dieser Schnittstellenfunktion auch die Vernetzung zu anderen Politik- und Handlungsfeldern wie der Erziehungs- und Jugendhilfe, den sozialen Beratungsstellen und zunehmend auch der Wohnungslosenhilfe. Denn Kita und damit auch die Kitapolitik ist zunehmend ein Themenfeld der Armutsprävention, der Sozial- und Familienpolitik geworden.
Interne Fachberatung ist Aufgabe der Träger und Leitungen
Es zeigt sich, dass die Fachberatung in innerkirchlichen Diskussionen und Verhandlungen gerne auf interne Fachberatung reduziert wird, die nur strukturell nach innen wirkt, und dies überwiegend im pädagogischen und pastoralen Kontext. Dies unterscheidet sie jedoch von einer spitzenverbandlichen Fachreferententätigkeit. Interne Fachberatung muss durch den Träger oder die Leitung organisiert werden. Sie dient dem Qualitätsmanagement und der Fort- und Weiterbildung. Sie ist teambezogen und wendet sich an die Mitarbeiter:innen. Deshalb gibt es auch größere Träger mit eigenen Fachberater:innen. Andere Träger kaufen sich diese ein.
In den Diskussionen zu Kitaträgerentwicklungen in Bistümern taucht häufig die Frage auf, wer eigentlich zuständig sei für den Bereich der Kita. In einzelnen Bistümern wird dann hervorgehoben, dass katholische Kitas pastorale Orte seien und der Glaubensvermittlung dienen würden und deshalb insgesamt in die originäre Zuständigkeit der Ordinariate gehörten, denn dort seien Pastoral und oft auch der Bereich Bildung verortet. Häufig wird der Caritas pastorale Kompetenz im Kitabereich abgesprochen, wobei viele Kitareferent:innen sehr gut im Bereich Religionspädagogik qualifiziert sind und sich stark für eine religionspädagogische Qualifikation der Fachkräfte und pastorale Integration engagieren.
Andererseits kann es auch sein, dass die Caritas den Ordinariaten wenig Kompetenz in kitanahen Themen zutraut. Dieses Kompetenzgerangel hilft den Kitas, ihren Leitungen, Teams sowie Kindern und Familien wenig. Für jedes Bistum sollte geschaut werden, wer welche Kompetenzen für die Kitas einbringen kann. Dazu gehört erst einmal eine Analyse, wer alles für katholische Kitas mitzuständig ist. Und dabei spielen unabhängig von der Trägerkonstruktion die Pfarreien mit ihren ehrenamtlichen Strukturen und hauptamtlichen Teams eine wichtige Rolle.
In zwei Untersuchungen im Erzbistum Berlin (unter anderem eine vom Bonifatiuswerk) hat sich gezeigt, dass die Kitas selber religionspädagogisch aktiv sind, sich jedoch vom pastoralen Team und der Pfarrei mehr Unterstützung und Einbindung wünschen. Religionspädagogische und pastorale Fachberatung müsste genau hier ansetzen. Wie können Pfarreien Kitas zu einem sozial- und familienpastoralen Ort gestalten und als diesen in die Pfarrei einbinden? Was bedeutet dies im pastoralen Konzept einer Pfarrei?
Kitas haben keine Dekofunktion in der Pfarrei
Kitas können nicht nur die Funktion haben, Erntedankgottesdienste und Pfarrfeste durch ihren Auftritt zu verschönern. Wo und wie machen die Pfarrei und das pastorale Team Angebote für die Familien in ihrem Lebensalltag? Es gibt dazu hervorragende Beispiele und sehr gute Modellprojekte wie etwa im Bistum Münster. Solche Modelle können besonders gut durch das Zusammenwirken des Pastoralbereichs der Ordinariate, Caritas und Kitaträger gelingen. Das gilt auch für die Stärkung von Kitas als Bildungsorten oder sozialen Familienzentren.
Katholische Kitas können dann ihre umfangreichen Anforderungsprofile erfüllen, wenn sie durch Caritas, Ordinariate und Träger gut begleitet werden. Jeder Bereich kann dort seine Stärken miteinbringen. Aufgaben müssen klar zugeordnet werden und es braucht ein gemeinsames Verständnis und Bild, was Kitas heutzutage sind und wohin sie sich als katholische Kitas im Sozialraum und in der Pfarrei entwickeln können und sollen.
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