Den verschiedenen Interessen gerecht werden
Die Frage, wie die Fachberatung der Kindertagesstätten künftig zugeordnet sein soll, war zentrales Thema einer Fachtagung am 7. April 2006 in Trier. Hintergrund war die Planung des Bistums Trier, bei einem anstehenden Organisationsentwicklungsprozess die Kita-Fachberatung aus der Verantwortung des Diözesan-Caritasverbandes in die entsprechende Fachabteilung des Bischöflichen Generalvikariates zu überführen. Neben den Verantwortlichen des Bistums Trier und des Caritasverbandes nahmen an diesem Hearing unter anderem das Vorstandsmitglied des KTK-Bundesverbandes, Weihbischof Friedrich Ostermann, der Kölner Dompropst und langjährige Generalvikar Norbert Feldhoff, ein Vertreter der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, sowie Frank Jansen als Geschäftsführer des KTK-Bundesverbandes teil.
Vorausgegangen war eine grundlegende Umstrukturierung in der Kita-Trägerlandschaft des Bistums: die Kirchengemeinden als klassische Trägerinnen der über 600 Einrichtungen im Bistum sahen sich aufgrund der stetig steigenden Anforderungen vor allem in Personalführung und Qualitätsmanagement mit ihren ehrenamtlichen Verwaltungsstrukturen zunehmend überfordert. Um dieser Problematik zu begegnen und die Einrichtungen im Sinne einer guten Qualitätsentwicklung zukunftsfähig zu machen, waren drei regionale GmbHs gegründet worden mit den Kirchengemeinden als Minderheits- und dem Bistum als Mehrheitsgesellschafter.
Bei der früheren Organisationsstruktur, die keine eigene Kita-Fachabteilung im Generalvikariat kannte, mit den vielen solitären Einrichtungen der Kirchengemeinden tauchte die Frage nach der Trägerschaft der Fachberatung nicht auf. Nun, mit der organisatorischen und fachlichen Kompetenz dreier großer Träger-Organisationen, konnte man sich die Fachberatung auch in eigener Verantwortung vorstellen. Für die jeweiligen Geschäftsführungen eröffnete sich hier eine Perspektive, welche die eigene Gestaltungsmacht um ein wichtiges Element erweitert hätte. Die Fachberatung selber stand zu keinem Zeitpunkt infrage. Sie hatte sich, bezuschusst von den Landesregierungen, in ihrer qualitativen und quantitativen Entwicklung zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Kita-Lebens entwickelt. Die Planungen hatten also keineswegs eine Schwächung der Fachberatung im Blick.
Das Ergebnis der Fachtagung stand nach sehr intensiven Überlegungen und Diskussionen sowie dem Erfahrungsaustausch fest: Das Bistum verfolgt seine Planung der Zuordnung der Fachberatung zum Generalvikariat nicht weiter. Die Trägerschaft verbleibt beim Diözesan-Caritasverband.
Bundesweite Vernetzung als ein Kriterium
Entscheidend war vor allem die Tatsache, dass der Caritasverband bundesweit die spitzenverbandliche Vertretung des Kita-Bereiches wahrnimmt und damit ein Netzwerk mit Verhandlungsmandat auf Länderebene bereits besteht, das auch für die fachliche Weiterentwicklung und die übergreifenden sozialen Herausforderungen von Bedeutung ist. Ein Bistum müsste hier neue Verhandlungs- und Abstimmungsstrukturen mit den übrigen Spitzenverbänden erst aufbauen. Auch in den kommunalen Jugendhilfeausschüssen sind die Caritasverbände, im Unterschied zu den Bistumseinrichtungen, mit stimmberechtigten Mitgliedern vertreten.
Zum anderen spielte der Aspekt der größeren Unabhängigkeit gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine zentrale Rolle. Wenn Fachberatung nicht nur Trägerberatung sein will, sondern auch und wesentlich den einzelnen Einrichtungen und den einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung stehen will, muss die Unabhängigkeit nicht nur formal, sondern auch "gefühlt" glaubwürdig sein. Eine Fachberatung, die unmittelbar der Geschäftsführung der Träger zugeordnet ist, gerät hier leicht in eine Doppelrolle.
Mitentscheidend für die damalige Lösung, die derzeit nicht infrage gestellt ist, war natürlich auch die Zufriedenheit mit der bisherigen Arbeit.
Die Trierer Lösung, den berechtigten Interessen und den verschiedenen Verantwortungen in diesem Bereich gerecht zu werden, führte dazu, ein gemeinsames und paritätisch besetztes "Steuerungsbüro" von Bistum und Diözesan-Caritasverband einzurichten. Dieses hat sich bis heute zu einer fachlich und politisch anerkannten Einrichtung entwickelt. Voraussetzung und Grundlage ist bei dieser Lösung
die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit und die "Arbeit" der verschiedenen Schwerpunktsetzungen, Rollen und Perspektiven von Bistum und Caritasverband. Früchte dieser Zusammenarbeit sind unter anderem ein Rahmen-Leitbild und ein flächendeckendes Qualitäts-Management-Projekt
in Verantwortung der Fachberatung, das hohe Anerkennung gefunden und neue Maßstäbe gesetzt
hat.
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