„Ich habe Sorge getragen, dass der Gesprächsfaden in der AK nie abriss“
Herr Kessmann, waren zwölf Jahre AK-Vorsitz für Sie eher Last und Leid oder eher Amt und Ehre?
Als ich vor zwölf Jahren den Vorsitz der Arbeitsrechtlichen Kommission übernommen habe, haben mich viele ob dieser "undankbaren Aufgabe" bedauert. So habe ich das nie gesehen. Ich habe mich gefreut, dass ich als Vizepräsident an dieser wichtigen Aufgabe - nämlich der Festlegung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden in der Caritas - mitwirken konnte. Da ich die Richtlinien für Arbeitsverträge in der Caritas, die AVR, nach wie vor als eine der wichtigsten Klammern ansehe, die den Verband zusammenhalten, war mir die Aufgabe in der Arbeitsrechtlichen Kommission immer ein großes Anliegen. Eine Ehre war es mir, mit den sehr engagierten und überaus kompetenten Mitgliedern der beiden Seiten über Jahre intensiv zusammenzuarbeiten und für mich selbst dabei auch immer wieder viel zu lernen - sowohl über das Arbeits- und Tarifrecht als auch über hochkomplexe Entscheidungsprozesse.
Wie groß war Ihr zeitlicher Arbeitsaufwand für AK und Vizepräsidentschaft?
Der zeitliche Aufwand variierte sehr stark, je nachdem, welche Themen dran waren. Über das Jahr verteilt war es dann aber doch sicherlich ein Tag pro Woche, der mit den verschiedenen Aufgaben als Vizepräsident belegt war.
Was waren die großen Erfolge in der AK in dieser Zeit?
Will man die Erfolge der AK beschreiben, geht es vielleicht gar nicht um einzelne Beschlüsse, die besonders hervorgehoben werden müssen. Der größte Erfolg der AK ist es, wenn es ihr immer wieder gelingt, das Arbeitsrecht der Caritas kontinuierlich weiterzuentwickeln und immer wieder gemeinsame Entscheidungen der beiden Seiten möglich sind. Ein Erfolg in meiner Amtszeit war jedoch sicherlich auch die Entscheidung der Delegiertenversammlung, Änderungen der Ordnung der Arbeitsrechtlichen Kommission ausdrücklich nur nach vorheriger verbindlicher Beteiligung der beiden Seiten der AK zu verabschieden.
Es gab auch heftige Konflikte. So zogen beispielsweise die Dienstnehmer demonstrativ aus der AK aus, oder der Konflikt um den Pflegetarif wurde zum öffentlichen Desaster. Was war Ihre Rolle, um den Zug jeweils wieder aufs Gleis zu bekommen?
Natürlich sind die Entscheidungen der AK häufig auch mit Konflikten und mühsamem Ringen um eine Einigung verbunden. Dabei ist es auch selbstverständlich, dass bei den unterschiedlichen Interessenlagen der beiden Seiten diese Konflikte nicht immer vollkommen reibungslos ablaufen. Meine Aufgabe als Vorsitzender der AK war es dabei immer wieder, dafür Sorge zu tragen, dass auch in schwierigen Situationen der Gesprächsfaden nicht abreißen durfte.
Sie waren als AK-Vorsitzender auch in der Arbeitsgruppe der Bischöfe zum Kirchlichen Arbeitsrecht. Hier gibt es aktuell die Baustelle der Reform der Grundordnung. Was ist zum einen der Stand der Dinge und zum anderen Ihre persönliche Einschätzung über die Zukunft des kirchlichen Sonderwegs?
Ich bin sehr froh, dass es nach vielen Jahren der Arbeit an einer neuen Grundordnung jetzt möglich war, den aktuell seit Mai öffentlich verbreiteten Vorschlag für eine Reform der Grundordnung vorzulegen. Ich bin überzeugt, dass bei aller Kritik an bestimmten Punkten mit diesem Entwurf tatsächlich ein großer Schritt der Weiterentwicklung geschafft ist und ich hoffe sehr, dass die Gremien des Verbandes der Diözesen Deutschlands, VDD, diesen Entwurf - vielleicht auch mit weiteren Verbesserungen aufgrund von Rückmeldungen aus dem Anhörungsprozess - verabschieden können.
Das Recht der Kirchen, ihre Arbeitsverhältnisse eigenständig im Rahmen der geltenden Gesetze zu regeln, ist sicherlich politisch immer wieder umstritten. Hierzu will ich keine Prognose wagen. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass die Regelungen des sogenannten Dritten Weges in besonderer Weise den Erfordernissen und Erwartungen einer modernen Arbeitswelt entsprechen und damit durchaus eine Zukunft haben werden.
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