Vita activa in viraler Gesellschaft
Ostermontag. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Deutschlands legt ihre dritte Stellungnahme zur Corona-Pandemie vor: "Die Krise nachhaltig überwinden". Gerichtet an die zwei Tage später stattfindende Konferenz von Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten, empfiehlt sie die schrittweise Öffnung von Schulen und Geschäften - und die Wiederaufnahme des zivilgesellschaftlichen Lebens.
"Die aktuellen Maßnahmen zur Verlangsamung der Ansteckungen führen", so die Leopoldina, "zu einer empfindlichen Schwächung der Zivilgesellschaft." Bürgerschaftliches Engagement, das die Demokratie lebendig erhält und die Gemeinwohlorientierung stärkt, bedarf der öffentlichen Begegnung. Die gesellschaftliche Öffentlichkeit ist durch den Lockdown ebenso eingeschränkt wie die wirtschaftliche Bewegungsfreiheit. "Große Bereiche der organisierten Zivilgesellschaft existieren aktuell lediglich in digital geknüpften Netzwerken in geschrumpfter Form", konstatiert die Akademie. Sie fordert, dem zivilgesellschaftlichen Leben möglichst bald wieder Raum zu geben.
Die analoge Öffentlichkeit zurückerobern
Für die Caritas heißt das: Nachdem wir in der ersten Phase der Pandemie mit allen Kräften dazu beigetragen haben, die unmittelbar spürbaren Covid-19-Folgen für besonders vulnerable Gruppen abzumildern und unsere Energien darauf gerichtet haben, Einrichtungen und Dienste für Menschen in Not zu sichern, sind wir nun aufgerufen - über das karitative Engagement hinaus -, die politische Öffentlichkeit zu pflegen.
Was die Sozialpolitischen Positionen zur Caritas-Jahreskampagne 2020 (vor Corona-Zeiten) formuliert haben, gilt mit doppeltem Nachdruck: Wider die Globalisierung der Gleichgültigkeit setzen wir uns ein für eine erneuerte Kultur der "Vita activa": eine Kultur der Zusammenarbeit (von Alt und Jung), der Gegenseitigkeit und des Teilens sowie für eine Kultur des Streites und des Kompromisses.
Nach den freiheitsbeschränkenden Erfahrungen mit dem Virus ist diese Selbstverpflichtung Ansporn, die analogen Öffentlichkeiten zurückzuerobern, die digitalen Netzwerke der Zivilgesellschaft enger zu knüpfen und im Diskurs über die Tools und die Vorhaben der digitalen Epidemiologie kompetent unsere Stimme zu erheben. Gegen einen Absolutismus der Datenspuren und für die Begrenzung des Datenbedarfs in der viralen Gesellschaft.
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