Mit persönlicher Ansprache Auszubildende gewinnen
Bei der Gewinnung von Auszubildenden für die Altenpflege setzt die Caritas Altenhilfe in Berlin vor allem auf Verbindlichkeit durch eine Vertrauensperson. "Sie alle sind Goldstaub, die in der Pflege arbeiten. Denn es gibt nicht genug von ihnen!", betonte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey beim Besuch eines Caritas-Seniorenzentrums in Brandenburg. Wie kann es also gelingen, Menschen für die wichtigen Aufgaben in der Pflege zu begeistern, sie zu gewinnen und dafür zu sorgen, dass sie bleiben? Manchmal kommt es einem tatsächlich wie das Schürfen nach Gold vor, denn nicht jede(r) kann pflegen. Umso wichtiger ist es, sich um die Nachwuchsgewinnung zu kümmern.
Je schneller und persönlicher der Erstkontakt, umso erfolgreicher
Dienstagmorgen, 10 Uhr, das Handy von Josefine Köhler klingelt. "Hallo?" "Hallo Frau Köhler, mein Name ist Nadin Pohl. Ich bin Koordinatorin Ausbildung bei der Caritas Altenhilfe in Berlin. Wir haben uns sehr über Ihre Bewerbung für unsere Ausbildung zur Altenpflegerin gefreut. Wann können wir uns kennenlernen?" - "Das ging aber schnell, ich habe die Bewerbung doch erst gestern Abend abgeschickt.
" Der Caritas Altenhilfe ist klar, dass die Bewerber(innen) mehrere Träger für die Ausbildung zum Altenpfleger anschreiben. Eines der Geheimnisse zur Gewinnung von Auszubildenden ist ganz simpel: Je schneller und persönlicher der erste Kontakt ist, desto erfolgreicher ist die Besetzung des freien Ausbildungsplatzes. Dies ist die Erfahrung und gleichzeitig oberste Handlungsmaxime von Nadin Pohl. Und so beginnt jeder Arbeitstag damit, den Posteingang zu prüfen und umgehend bei den Bewerberinnen und Bewerbern anzurufen. Nadin Pohl ist für alle Auszubildenden bei der Caritas Altenhilfe eine Vertrauensperson. Vom ersten Kontakt über den Bewerbungsweg, die Einstellung, den Ausbildungsstart, die ersten Prüfungen und am Ende den Abschluss der Ausbildung ist sie für die Auszubildenden da und sorgt für Vertrauen und Verbindlichkeit.
Sie ist auch das Bindeglied zwischen Theorie und Praxis und steht ständig in Verbindung mit den Lehrern der Partnerschule "Katholisches Schulzentrum Edith Stein", den Pflegedienstleitungen und Praxisanleitern in den Seniorenheimen und Sozialstationen der Caritas Altenhilfe. Genau diese Verzahnung spielt eine wichtige Rolle schon in der Ausschreibung der Ausbildungsstellen und auf der Karriere-Website der Caritas Altenhilfe. Sie gibt den Auszubildenden die Sicherheit - insbesondere bei Problemen -, nicht alleine zu sein. "Woanders müssen sich die Azubis um alles selbst kümmern, sie müssen sich eine Schule und eine Betriebsstätte suchen und mit diesen einen Vertrag schließen. Für die vorgeschriebenen Wechselpraktika müssen sie sich selbstständig Praktikumsstellen suchen. Wenn in der Schule oder in der Praxis Probleme auftauchen, verstärken sich diese mitunter wechselseitig, wenn nicht vermittelt wird. Das versuchen wir zu vermeiden, weil wir ständig im Austausch sind und ich den Ausbildungsablauf koordiniere", berichtet Nadin Pohl.
In die Ausbildung starten mit dem Einführungstag
Im Gegensatz zu vielen kleinen Pflegediensten ist die Caritas Altenhilfe mit 40 Standorten im Erzbistum Berlin vor allem in der Hauptstadt fast flächendeckend präsent. Sie existiert seit 50 Jahren. Vorteile für die Auszubildenden sind ein kurzer Arbeitsweg und die Sicherheit, dass sich auch nach der Ausbildung eine passende Arbeitsstelle findet. Die Caritas Altenhilfe gehört zum Caritasverband im Erzbistum Berlin. Eine weitere Tochter ist die Caritas Krankenhilfe. Die Auszubildenden können sich auf starke familiäre Strukturen verlassen. Sie sammeln praktische Erfahrungen in den Caritas-Sozialstationen, Tagespflegen, Seniorenheimen und Caritas-Krankenhäusern.
Kirchliche Ausrichtung passt zur Motivation
Die kirchliche Ausrichtung, die Gemeinnützigkeit und die Bekanntheit der Marke Caritas passen für viele zur persönlichen Motivation, eine Ausbildung in der Altenpflege zu beginnen: etwas machen, das sinnstiftend ist. Menschen, die stark eingeschränkt sind, zu begleiten, ihnen durch Unterstützung Lebensqualität zu ermöglichen und durch die eigene Arbeit längerfristige Beziehungen zu anderen Menschen zu gestalten. Eines ist klar: So viele echte Likes wie in der Pflege bekommt man in fast keinem anderen Beruf. Für diese Erkenntnis sorgt die Altenhilfe in Berlin schon im Schritt davor: Berufsorientierung durch Praktika. Die Altenpflege ist auch ein Berufsfeld mit Herausforderungen und emotionalen sowie physischen Belastungen. Wer seine Berufung hier findet, ist einverstanden mit der Arbeit an Sonn- und Feiertagen sowie mit Dienstzeiten rund um die Uhr.
"Es ist wichtig, schon früh herauszufinden, ob der eigene Körper es schafft, in Schichten zu arbeiten", betont Nadin Pohl. "Gerade Schulabgängern ermöglichen wir vor dem Ausbildungsbeginn ein Praktikum bei uns. Nicht jeder kann pflegen. Das notwendige Know-how zu vermitteln ist Ziel der Ausbildung, die richtige Motivation müssen die Auszubildenden aber mitbringen: die Bereitschaft zu geben, auch wenn das Gegenüber nicht mehr in der Lage ist, etwas zurückzugeben. Im Praktikum hat jeder Bewerber und jede Bewerberin die Möglichkeit, die Motivation für diesen Beruf zu überprüfen." Wer sich für die Ausbildung in der Altenpflege interessiert, stößt im Internet auch schnell auf den Blog blog.caritas-pflegeazubi.de. Blogger(innen) sind ehemalige oder aktuelle Auszubildende der Caritas Altenhilfe. Sie bloggen zum Schulalltag, über Erfahrungen in der Praxis, die auch Grenzerfahrungen sein können. Vor allem vermitteln die Beiträge ein echtes Gefühl dafür, wie die Ausbildung bei der Caritas Altenhilfe ist und warum sich unterschiedliche Auszubildende für diesen Beruf entschieden haben.
Fachkräfte durch Ausbildung gewinnen
Laut einer Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit für den Zeitraum von Januar 2016 bis Juni 2017 ist die durchschnittliche Vakanzzeit bei der Stellenbesetzung in der Gesundheits- und Krankenpflege auf 140 Tage gestiegen. In der Altenpflege dauert es mit durchschnittlich 167 Tagen noch länger, bis offene Stellen besetzt sind. Die Caritas Altenhilfe setzt deshalb schon seit mehreren Jahren auf die Fachkräftegewinnung durch Ausbildung. Mit dem Start des Ausbildungsjahrgangs 2019 bilden wir insgesamt 124 Auszubildende zum/zur staatlich geprüften Altenpfleger(in) aus. Das Durchschnittsalter liegt dabei bei 32 Jahren, unter den neuen Auszubildenden sind auch zwölf ehemalige Pflegehelfer(innen), die sich zur Fachkraft weiterqualifizieren wollen. Erfreulich ist, dass der Anteil an männlichen Auszubildenden steigt und aktuell fast ein Drittel ausmacht.
Derzeit ist die jüngste Auszubildende 16 Jahre, der älteste Auszubildende 53 Jahre alt. Dies bedeutet, mehrere Generationen mit unterschiedlichen Werten, Lebenseinstellungen und Bedürfnissen in unterschiedlichen Lebensphasen finden hier zusammen. Unser ältester Auszubildender ist Vater, steht mitten im Leben, war zuvor Pflegehelfer in einer Caritas-Sozialstation und wollte sich fachlich und auch finanziell weiterentwickeln. Für viele an der Altenpflegeausbildung Interessierte ist es häufig eine finanzielle Frage, mit einer Ausbildung zu beginnen. Die Differenz zum Gehalt eines Pflegehelfers liegt bei rund 500 Euro. Für viele ein Grund, eine berufsbegleitende Ausbildung anzustreben. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Belastung sehr hoch ist und 30 Prozent die berufsbegleitende Ausbildung wieder abbrechen. Das ist für die Berliner Caritas ein Grund, sich für eine Vollzeitausbildung auch älterer Auszubildender einzusetzen und sich für eine finanzielle Förderung in Form eines Ausbildungsstipendiums zusätzlich zu schon bestehenden Förderprogrammen politisch starkzumachen. Der Senat von Berlin hat eine Art Ausbildungsstipendium für Auszubildende der Altenpflege in die Haushaltsplanung aufgenommen.
Neue Herausforderung: die generalistische Pflegeausbildung
Durch die Einführung des Pflegeberufegesetzes und den Start der generalistischen Pflegeausbildung ab 2020 steht die Caritas vor neuen Herausforderungen bezüglich der Nachwuchssicherung. Es geht darum, die vorhandenen Strukturen der Caritas­Familie in Berlin zu nutzen, um gemeinsam die schulische und die praktische Ausbildung zu gestalten und ausreichend Lernorte in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen sowie in Krankenhäusern für alle Auszubildenden zu schaffen. Gleichzeitig wird es wichtiger werden, eine Bindung zu den Auszubildenden herzustellen. Nach den ersten 400 Stunden Praxiseinsatz im Ausbildungsbetrieb wechseln die Azubis zum Beispiel vom Pflegeheim ins Krankenhaus und sind für einen ebenso langen Zeitraum von rund drei bis vier Monaten zwar immer noch in der Caritas­Familie, aber bei einem anderen Arbeitgeber mit anderen Strukturen unterwegs. Der verbindliche Kontakt zu einer vertrauten Person wird künftig eine noch größere Rolle spielen, wenn es darum geht, die Auszubildenden zu halten und bis zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss zu begleiten.
Die Konzertierte Aktion Pflege (KAP)
Eine Initiative verschiedener Bundesministerien und Verbände
Das Ziel der KAP ist es, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern. In fünf Arbeitsgruppen, bestehend aus Ländern, Kommunen, Pflegeberufsverbänden, Pflegekammern, Fachverbänden, Kirchen, Pflegekassen, Krankenkassen, Betroffenenverbänden, Bundesagentur für Arbeit etc. wurden folgende Themen bearbeitet:
1. Ausbildungsoffensive Pflege (2019-2023)
2. Personalmanagement, Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung
3. Innovative Versorgungsansätze und Digitalisierung
4. Pflegekräfte aus dem Ausland und Maßnahmen zu deren Gewinnung
5. Entlohnungsbedingungen in der Pflege
An Arbeitsgruppe 1 haben der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD), der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (KKVD) und der DCV teilgenommen, an den Arbeitsgruppen 2-4 die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW), an Arbeitsgruppe 5 die Arbeitsrechtliche Kommission des DCV.
Die Lebensleistung honorieren
Ökologie und Soziales zusammen denken
Viel hilft nicht immer viel
Wettbewerbsneutralität vor Lenkungszweck
Ausbildungsbilanz 2019
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