Gemeinsam einkaufen und organisieren
Schon länger gab es in der Caritas im Erzbistum Paderborn die Idee, durch eine Kooperation unter den örtlichen Caritas- und Fachverbänden den administrativen Anforderungen, die immer höher werden, gemeinsam zu begegnen. Gerade für die kleineren Träger wird es zunehmend schwieriger, das notwendige Know-how in der gesamten Breite im Verband vorzuhalten. Grundsätzlich waren alle verantwortlichen Caritas-Akteure für eine Kooperation. Es gab aber keine konkrete Vorstellung, wie eine solche funktionieren könnte, ohne die Selbstständigkeit der örtlichen Verbände und auch die spitzenverbandliche Funktion des Diözesan-Caritasverbandes infrage zu stellen.
Im Februar 2017 bildete sich aus der Vorständekonferenz heraus eine Projektgruppe mit Vorständen aus sechs Caritasverbänden und drei Abteilungsleitungen des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn, um der Idee der Kooperation eine konkrete Gestalt zu geben. "Die Gründung einer diözesanweiten Dienstleistungsgesellschaft ist entscheidungsreif vorbereitet und das weitere Vorgehen geklärt" - so lautete das Projektziel. Innerhalb von nur 15 Monaten wurde mit der Rechtsform der Genossenschaft die geeignete Organisationsstruktur gefunden, eine Satzung erarbeitet, die Aufgaben geklärt und ein Geschäftsmodell ausgearbeitet. Am 19. April 2018 wurde die Caritas Dienstleistungs- und Einkaufsgenossenschaft im Erzbistum Paderborn (cdg) gegründet. Jetzt blickt sie auf eine sechsmonatige Probezeitchronologie zurück.
Das Modell Genossenschaft im Raiffeisen-Jubiläumsjahr
Zunächst lag die Rechtsform der "GmbH" nahe. Wir sind bei der Recherche aber auch auf das Modell der Genossenschaft gestoßen. "Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele" - so hat es der deutsche Agrarpolitiker und Vater des Genossenschaftsgedankens, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, formuliert. Sein 200. Geburtstag wird in diesem Jahr gefeiert, eine gute Gelegenheit, selbst eine Genossenschaft ins Leben zu rufen. Diese ist auf Unterstützung der Mitglieder (Genossen), auf Solidarität hin ausgerichtet. Das haben wir zum Programm gemacht und mit Unterstützung des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes, jetzt "Verband der Regionen", eine Satzung entwickelt, die uns den Rahmen für gemeinsame Entwicklung gibt.
Aufgaben und Inhalte im Abgleich
Grundlage für die Festlegung der Tätigkeitsfelder war und ist die Bedarfsabfrage bei den einzelnen Orts-Caritas- und Fachverbänden innerhalb der Erzdiözese Paderborn, natürlich immer im Abgleich mit den Aufgaben und der Rolle des Diözesan-Caritasverbandes. Dieser hat den Entwicklungs- und Gründungsprozess nicht nur zugelassen, sondern aktiv personell und in der Rolle des "Genossen" unterstützt. Gemeinsamer Einkauf, Datenschutz, IT-Dienstleistungen, Beratung und Organisation rund um das Thema Elektromobilität sind die gemeinsam definierten Startthemen. Die Entwicklung geht jedoch weiter.
April 2018 - Start der cdg
19. April 2018: die 17 Gründungsmitglieder beziehungsweise -verbände haben in der Gründungsversammlung in Dortmund fast 500.000 Euro Gründungskapital bereitgestellt, den Aufsichtsrat gewählt und den dreiköpfigen Vorstand beauftragt. Damit begann die Arbeit - zumindest für den Vorstand - erst richtig, so können wir heute am Ende der "Probezeit" feststellen.
Mai 2018: Datenschutz - Beratung und Sicherheit
Die Frist zur Umsetzung des europäischen Rechts im Bereich Datenschutz mit seiner kirchlichen Ausprägung hat im Mai 2018 für mächtig "Dampf" in den Verbänden und bei zahlreichen angeschlossenen Trägern gesorgt. Das Geschäftsfeld hat sich rasant entwickelt. Über 40 Kunden in wenigen Wochen, unsere erste Mitarbeiterin ist daher "Datenschützerin mit Leidenschaft und Pragmatismus", die cdg sorgt zu fairen Konditionen für Sicherheit und berät, wo Rat gefragt ist.
IT und Digitalisierung - ein Megatrend
Wie wichtig die IT ist und wo überall diese Technik genutzt wird, stellen wir immer dann fest, wenn etwas nicht läuft. Damit es läuft, nutzen wir Fachkompetenzen im Verbund und bieten den cdg-Mitgliedern und weiteren Kunden bedarfsgerechte Leistungen an. Das betrifft nicht nur die Sicherung bestehender Systeme, sondern enthält auch fachlichen Rat, wenn es um Weiterentwicklung geht.
Ein Meilenstein in Sachen Elektromobilität
E.GO, das Start-up-Unternehmen unter der Regie von Günther Schuh, Professor an der Universität Aachen, hat sein Werk in Aachen. Dort soll der e.GO produziert werden. Dies ist ein kleines Elektrofahrzeug, das insbesondere auch auf die Bedürfnisse ambulanter Pflege zugeschnitten ist.
Als cdg-Vorstand sind wir Testfahrer und haben die Gelegenheit, Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, unsere Anliegen nahezubringen. 100 Fahrzeuge haben wir vordisponiert. Damit ist die Diözese Paderborn Spitzenreiter in der Abnahme der Fahrzeuge.
Gebündelter Energieeinkauf - Mengenvorteile nutzen
Energieeinkauf mit professioneller Unterstützung: Die schon aus einem Vorläuferteam zukunftsweisend gelegten Grundlagen zum Einkauf von Energie nutzen wir weiter. Die Zusammenarbeit mit unserem Partner, der Handelsgesellschaft für Kirche und Diakonie (HKD), wird auf neue organisatorische Füße gestellt. Trotz stark steigender Energiepreise konnten wir im Interesse unserer über 30 Kunden mit über 200 Zählern fast 100 Millionen Kilowattstunden Gas bis Ende 2020 zu günstigen Konditionen einkaufen.
September 2018 - Ende der Probezeit
Die cdg verstärkt ihr Personal, schließt nach Partnerauswahl eine Kooperation zum Ausbau der Beratung im Energiebereich, organisiert mit dem e.GO eine große Testfahrt-aktion in Soest, stellt Förderanträge im Sinne ihrer Kunden und Mitglieder …
Und wie ist das Probezeitfeedback? Es gab einen Mitgliederzuwachs von 35 Prozent in sechs Monaten, ebenso steigt die Zahl der Kunden stetig. Die cdg wurde zur "Genossenschaft des Monats" des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes gekürt und die cdg-Idee wurde auch in anderen Regionen vorgestellt. Seitens der Mitglieder gab es positive Rückmeldungen. Wir merken, dass wir gemeinsam Zukunft gestalten. Unser Feedback als Vorstand: Es macht Spaß, aber es ist auch sehr viel Arbeit.
Mit der Genossenschaft haben wir nun eine Plattform für eine verbindliche Kooperation geschaffen,
- mit der die genannten Herausforderungen gemeinsam geschultert werden können,
- in der wir uns gegenseitig stützen,
- in der wir Themen und Aufgaben angehen, die jeder Verband für sich nicht bewältigen könnte.
Verbunden mit den Vorteilen der Rechtsform "Genossenschaft" wie - einfacher Eintritt (zur Not auch Austritt),
- Nutzung des Rückvergütungssystems zur "Belohnung" der Mitglieder,
- differenziertes Stimmrecht zur Stärkung kleinerer Träger und
- Erhalt der Selbstständigkeit und damit auch Entscheidungshoheit darüber, Leistungen in Anspruch zu nehmen, gilt nach Henry Ford für unseren cdg-Weg: Zusammenkommen war ein Beginn, Zusammenbleiben ist ein Fortschritt, Zusammenarbeiten wird ein Erfolg.
Windstöße der Veränderung
Die Expertise bleibt erhalten
Mehr Einrichtungen, mehr Mitarbeiter, mehr Betreute_ Zentralstatistik 2016
Es braucht eine Reform der Reform
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}