Die Hälfte der Männer findet Quote für Aufsichtsräte überflüssig
Wie sich die Geschlechterquote tatsächlich auswirkt, zeigt die vorliegende Studie. Insgesamt wurden 928 Aufsichtsrät(inn)e(n) der Kapitalseite von 160 im Dax, M-Dax, S-Dax und Tec-Dax notierten Unternehmen gebeten, einen umfangreichen Fragebogen zu beantworten. Rund zwölf Prozent der Befragten beteiligten sich. Die Umfrage hat weibliche Aufsichtsräte überdurchschnittlich zur Teilnahme motiviert: Circa 40 Prozent sind weiblich, während die Frauenquote in Aufsichtsräten bei nur rund 21 Prozent liegt. Auch die Qualität der Teilnehmer(innen) ist außerordentlich: Circa 30 Prozent der Antwortgeber sind Vorsitzende eines Aufsichtsrats.
Die Hälfte der männlichen Befragten hält die Geschlechterquote für überflüssig, da vermutet wird, dass Frauen ohnehin vermehrt in Vorstände und Aufsichtsräte einziehen. Auch erwarten knapp 38 Prozent der Männer mehr Nachteile als Vorteile durch die Quotenregelung.
Unter den Teilnehmerinnen überwiegt hingegen generell eine positive Einschätzung: Über zwei Drittel erwarten mehr Vor- als Nachteile und rund 42 Prozent sehen in der Geschlechterquote einen notwendigen und überfälligen Schritt.
44 Prozent aller Aufsichtsräte erwarten, dass die Quote zu einer besseren Arbeitsqualität führt. Jedoch: Während knapp 87 Prozent der weiblichen Befragten glauben, die Quote erhöhe die Qualität der Arbeit, stimmen dem nur rund 23 Prozent der Männer zu. Fast zwei Drittel aller männlichen Aufsichtsräte vermieden eine eindeutige Prognose zu dieser Frage.
Beim Thema Frauenförderung zeigten sich die Aufsichtsräte meinungsfreudiger: 61 Prozent gaben an, dieses Thema bereits aktiv angesprochen beziehungsweise bereits eine Forderung danach erhoben zu haben. Um Frauen im Unternehmen zu fördern, fungieren rund 55 Prozent der Aufsichtsrätinnen als Mentoren, aber nur circa 18 Prozent ihrer männlichen Kollegen. Fast gleich ist dahingegen die Unterstützung der internen Geschlechterquote für Führungspositionen: 42 Prozent der weiblichen und 39 Prozent der männlichen Teilnehmer engagieren sich dafür.
Qualifizierte Kandidaten? Laut Umfrage Mangelware
Knapp 61 Prozent aller Teilnehmenden erwarten, dass es in Zukunft "schwieriger" oder "erheblich schwieriger" wird, qualifizierte Kandidat(inn)en für den Aufsichtsrat zu finden. Besonders stark ausgeprägt ist diese Erwartung mit knapp 77 Prozent bei Männern.
Interessant: Keiner der Befragten erwartet, dass es künftig einfacher wird, geeignete Kolleg(inn)en zu finden. Möglicher Grund: Die Berufung zum Aufsichtsrat unterscheidet sich nach Geschlecht. Bei Männern erhielt fast jeder Zweite sein Mandat durch direkte Ansprache des Aufsichtsratsvorsitzenden, bei Frauen nur knapp 26 Prozent. Über einen Berater hingegen wurden rund 45 Prozent der Frauen und nur 23 Prozent der Männer angesprochen.
Nicht zu befürchten ist, dass Frauen vorrangig Alibi-Besetzungen würden. Auch wenn die Hälfte der Aufsichtsrätinnen angibt, die Geschlechterquote habe bei ihrer Berufung eine zumindest große Rolle gespielt: Über 84 Prozent der Frauen mussten ein konkretes Anforderungsprofil erfüllen. Fast 95 Prozent wurden aufgrund von Kompetenzen ausgewählt, die ihre Kollegen nicht vorweisen konnten.
Insgesamt fühlen sich rund 98 Prozent der Aufsichtsräte in ihrem Gremium "voll und ganz" oder "überwiegend" akzeptiert. Eine geringe Abweichung zwischen männlichen und weiblichen Befragten kann als starkes Indiz für die funktionierende Einbindung der verschiedenen Geschlechter im Gremium interpretiert werden.
Auch wenn sich sowohl Frauen als auch Männer unter ihren Kollegen bestens akzeptiert fühlen: Die Männer glauben nicht an die höhere Leistungsfähigkeit stärker weiblich besetzter Aufsichtsräte.
Die gesamte Studie ist einsehbar unter: www.heinerthorborg.com/publications/
surveys
Anmerkung
1. Die Studie wurde erstellt im Auftrag von Hengeler Mueller und Heiner Thorborg.
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