„Frauen sollten selbstbewusst und mutig sein“
Frau Garvert, hätten Sie sich als junge Frau träumen lassen, einmal in einem solchen Unternehmen das Sagen zu haben?
Nein, ganz sicherlich nicht. Und ich habe auch keine Karriereplanung verfolgt. Rückblickend kann ich sagen: Wenn man mit wachen Augen durchs Leben geht, neugierig und bereit ist, sich auf Neues einzulassen, dann ist vieles möglich. Dann ergeben sich auch - wie in meinem Fall - die Möglichkeiten, die Zukunft eines Unternehmens mitzugestalten. Dass ich das darf, darüber bin ich froh, darauf bin ich ein wenig stolz, weiß aber auch, dass man hierfür auch das nötige Quäntchen Glück braucht.
Was waren Ihre Ideale, als Sie ins Berufsleben eintraten?
Mir hat es in meinem Leben sehr geholfen, dass ich neugierig und offen für Neues bin - aus den unterschiedlichsten Lebens- und Arbeitsbereichen. Da habe ich mich konsequent weitergebildet und dabei darauf geachtet, dass ich über den Tellerrand des Non-Profit-Bereiches hinausschaue. Dieses lebenslange Lernen war und ist die Grundlage für meine persönliche und berufliche Weiterentwicklung. Und so macht es mir einfach Freude, mich neuen Aufgaben zu stellen und diese zu gestalten.
Warum tut es Ihrer Meinung nach Unternehmen und der Caritas im Besonderen gut, mehr Frauen an die Spitze zu holen?
Ich bin davon überzeugt: Unternehmen können nur davon profitieren, wenn die unterschiedlichen Charismen und Perspektiven von Männern und Frauen in Entscheidungsprozesse einfließen oder die Kultur eines Unternehmens prägen. Das hat jetzt übrigens auch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) festgestellt. Danach führt eine Diversität in Teams zu einer verbesserten Qualität von Entscheidungen, was man auf den breiteren Schatz an Wissen, Erfahrung und Fähigkeiten in heterogenen Gruppen zurückführen kann. Und natürlich machen Frauen in Führungspositionen das Unternehmen für qualifizierte Bewerberinnen auch zusätzlich attraktiv.
Was können die Frauen in der Caritas für ihre Karriere tun?
Sie sollten ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln und mutig sein. Manche Frauen sind da noch ein wenig zurückhaltend - auch und gerade, wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen. Sie möchte ich dann schon mal anstupsen und dazu animieren, doch ihren Hut in den Ring zu werfen.
Was können Unternehmen und die Caritas dafür tun?
Wir müssen gezielter auf Frauen zugehen und mit ihnen ihre Lebensplanung besprechen. Erst wenn wir wissen, welchen Stellenwert der Beruf und die Familie für die Frau haben und wie sie beides in Einklang bringen möchte, können wir versuchen, gezielt auf ihre Wünsche einzugehen. Das gilt aber nicht nur für die Frauen. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels müssen wir uns generell mehr um unsere Mitarbeitenden kümmern und ihnen helfen, ein gelingendes Leben zu führen.
Die Marienhausgruppe hat die Software "Logib-D" (Lohngleichheit im Betrieb - Deutschland) getestet, die die Gehaltsunterschiede von Männern und Frauen in einem Unternehmen analysiert. Mit welchem Ergebnis?
Wir haben feststellen müssen, dass eine Bezahlung nach den Arbeitsvertragsrichtlinien der Caritas nicht per se Ungleichgewichte bei der Bezahlung verhindert. Das hat uns erst einmal überrascht, uns dann aber angespornt und unser Bewusstsein dafür geschärft, dass wir mehr tun müssen, um den individuellen Wünschen unserer Mitarbeitenden gerecht zu werden.
Was erhoffen Sie sich von dem Frauennetzwerk, das das Projekt "Gleichgestellt in Führung gehen" initiiert hat?
Dass wir durch den intensiven Austausch viel voneinander lernen und uns gegenseitig anspornen und ermutigen. Denn unser Ziel muss es sein, die Arbeitswelt so umzugestalten, dass die Arbeitsplätze den Menschen gerecht werden und nicht umgekehrt sich die Menschen ihrem Arbeitsplatz anpassen. Da können Führungsfrauen viel Positives bewirken - auch mit dem Impuls der Fürsorglichkeit, der Frauen sicher ganz besonders auszeichnet. Wenn wir über Gleichstellung nicht mehr debattieren müssten und dieses Wort in der Versenkung verschwinden würde, dann hätten wir unser Ziel erreicht - ein partnerschaftliches Miteinander von Männern und Frauen auch im Beruf.
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