Ohne Jugend keine Zukunft
„youngCaritas“ ist die Plattform der Caritas für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die etwas bewegen möchten. „Nur dagegen ist mir zu wenig“, lautet der Claim von „youngCaritas“, „Ich mach’ was!“ die schlüssige Fortsetzung des Gedankens. Weil alles, was Spaß macht, leichter geht und mehr Freude macht, zeigt „youngCaritas“, dass soziales Engagement nicht bedeuten muss, große Opfer zu bringen, sondern dass im Idealfall beide Seiten profitieren. Die, die helfen, und die, denen geholfen wird.
Die Zielgruppe von Angeboten der „youngCaritas“ in Österreich reicht von sechsjährigen Kindern bis hin zu 25-jährigen jungen Erwachsenen, schließt aber natürlich Pädagoginnen und Pädagogen, Jugendgruppenleiter(innen) etc. mit ein. In Österreich gibt es seit 2002 die Jugendcaritas als Anlaufstelle für junge Menschen, die sich für die Arbeit der Caritas interessieren. Seit 2004 arbeiten wir österreichweit unter dem einheitlichen Namen „youngCaritas“. Diese ist in allen Diözesen fest verankert, strukturell jedoch unterschiedlich angebunden – als Teil der Kommunikationsabteilungen, dem freiwilligen Engagement zugeordnet oder auch, wie in der Erzdiözese Wien, dem neu geschaffenen Bereich „Gemeinwesenarbeit“ zugehörig. Die Möglichkeit, bei der Einführung einer „youngCaritas“ ein landesweit einheitliches Modell der strukturellen Anbindung zu entwickeln, kann die Abstimmung sowie die Arbeit an bundesweiten gemeinsamen Projekten durchaus erleichtern.
Um Jugendliche anzuregen, sozial aktiv zu werden, gilt es, sie zunächst über soziale und sozialpolitische Themen zu informieren und Wissen zu vermitteln. Als Jugendplattform bietet „youngCaritas“ zahlreiche Möglichkeiten dafür an, sei es für (Jugend-)Gruppen, Einzelpersonen oder auch Schulklassen.
Das Angebot der Wissensvermittlung reicht von Unterrichtsunterlagen mit Zahlen, Daten und Fakten, Reportagen und Methodenvorschlägen für Pädagogen über Vorträge zur Arbeit der Caritas im In- und Ausland bis hin zu altersgerechten Workshops für Schulklassen zu Themen wie Armut, Minderheiten oder Diskriminierung. Dabei sind alle Angebote für Schüler und Lehrende kostenlos. „youngCaritas“ bietet grundsätzlich immer verschiedene Möglichkeiten an, selbst aktiv zu werden. Etwa mit diversen Aktionspaketen für Sozialaktionen, die einfach umzusetzen sind, wie Lebensmittelsammlungen. Große Veranstaltungen mit Tausenden Teilnehmern runden das Angebot ab. Individuelle Aktionen von Jugendlichen, wie ein von Jugendlichen organisierter Musiknachmittag mit Kaffee und selbst gebackenem Kuchen im Seniorenhaus, werden vom Team der „youngCaritas“ nach Bedarf und Möglichkeit unterstützt.
„Hallo! Mein Name ist Elena, ich bin 13 Jahre alt und wohne in Wien. Mir geht es gut und ich mag gerne Tiere und alte Menschen. Und ich möchte gerne mitmachen. Mein Bruder heißt Bernhard, er ist sieben Jahre alt und möchte auch gerne mitmachen. Eure Elena!“ Solche und ähnliche Mails erreichen das Team der „youngCaritas“ regelmäßig, sie verdeutlichen einen der Gründe für die Caritas, sich eine Jugendplattform zu leisten.
Schon kleine Kinder haben ein Gespür für Gerechtigkeit
Trotz des schlechten Rufs, den „die Jugend“ leider oft hat, entgegen den zahlreichen Studien, die Jugendlichen Egoismus, Ellbogenmentalität und (sozial-)politisches Desinteresse attestieren, bemerken wir in der täglichen Arbeit, dass das keineswegs für alle Jugendlichen gilt. Das Interesse der Kinder und Jugendlichen an sozialem Engagement, an Wissen zu sozialen Themen ist vorhanden, es ist sogar deutlich spürbar, und diesem Interesse gilt es zu begegnen! Wer mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat, merkt schnell, dass Gerechtigkeit ein sehr wichtiges Thema für sie ist, dass sie regelrechte Seismographen für das Aufspüren von Ungerechtigkeiten sind. Vielleicht zunächst nur beim Streit unter Geschwistern („Warum bekommt er mehr als ich?“), durchaus in jungem Alter, aber oft auch die Gesellschaft im direkten oder medial vermittelten Umfeld betreffend („Warum verhungern Kinder in Afrika?“ – „Warum hat der Mann da kein Zuhause?“).
Laut Deutschem Freiwilligensurvey würden sich 49 Prozent der Jugendlichen gern stärker einbringen, bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind es sogar 54 Prozent. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Sonderauswertung des Dritten Freiwilligensurveys des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die von der Jugendforscherin Sibylle Picot mit TNS Infratest im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung erstellt wurde.
Das sind durchaus erfreuliche Zahlen! Dem vorhandenen Interesse zu begegnen ist eine der wichtigsten Motivationen für „youngCaritas“. Jugendliche und Kinder möglichst früh anzusprechen empfiehlt sich, denn: „Je jünger, desto eher machen junge Menschen im Sport, in der Kirche, in einer Theater- oder Musikgruppe, in der Schülervertretung, beim Naturschutz oder in den Jugendverbänden mit. Vor allem die Kirche verzeichnet seit dem ersten Freiwilligensurvey Zuwächse bei der Aktivierung von Kindern und Jugendlichen.“1
Die Stimme der Caritas, die Stimmen der Direktoren und des Präsidenten, haben in Österreich durchaus Gewicht, sie werden gehört und wahrgenommen. Seien es Stellungnahmen zu sozialpolitischen Themen, kritische Worte zu gesellschaftlichen Schräglagen oder das Einfordern von Rechten stellvertretend für jene, deren Stimme nicht gehört wird – sowohl im medialen als auch im politischen Diskurs ist die Caritas ein gewichtiger Partner. Ein kleiner Beitrag zur zukünftigen Gestaltung des sozialen Klimas ist das Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen. Sie setzt dort an, wo Meinungen noch nicht festgefahren sind, wo Veränderung leichter möglich ist.
Zudem tragen Kinder und Jugendliche neues Wissen, neue Erfahrungen auch in ihre Familien, sie sozialisieren ihre Eltern.
„Soziales Engagement macht Spaß!“ ist eine der Kernbotschaften, die „youngCaritas“ zu vermitteln versucht. Einige Beispiele aus der Praxis:
Kids helfen „um die Wette“
„youngCaritas“ stellt einen überdimensionalen, vier Meter hohen Einkaufswagen mitten in Wien, am Stephansplatz, auf. Er soll auf die prekäre Situation vieler armutsbetroffener Menschen aufmerksam machen. Gleichzeitig lautet die Herausforderung an die Jugendlichen: Schaffen wir es, den Wagen gemeinsam mit Lebensmitteln zu füllen? Die Antwort: Aber ja! 13.000 Kinder und Jugendliche der Erzdiözese Wien sammelten mehr als 25 Tonnen haltbare Lebensmittel, die über ein Caritas-Projekt an arme Menschen weitergegeben werden. Ein Gewinnspiel motivierte zusätzlich; unter allen beteiligten Klassen wurden verschiedene Preise verlost (beispielsweise Kinobesuche für die ganze Klasse). Die Aktion vermittelt einfach und klar, worum es geht – der Erfolg ist rasch sichtbar, Hunderte Kilo Lebensmittel ergeben einen beachtlichen Berg! Beworben wurde die Aktion ausschließlich über eine Aussendung an Schuldirektor(inn)en sowie die Homepage von „youngCaritas“.
Freude an Action erlaubt
Auch beim „LaufWunder“, wenn über 5560 Kinder und Jugendliche in der Erzdiözese Wien ihre Turnschuhe schnüren, Runde um Runde laufen und damit Spenden für Kinder und Jugendliche in Not sammeln, spielt die Freude am Engagement eine große Rolle. Sid, das Faultier aus Ice Age, feuert die Teilnehmer(innen) an, die Wiener Eishockeystars geben Aufwärmtipps, für Abkühlung sorgt ein Dankeschön-Eis, für den richtigen Schwung ist ein DJ vor Ort. Im Vorfeld haben sich die Teilnehmer über Projekte für Menschen in Not informiert, haben dieses Wissen auf der Suche nach Sponsoren weitergegeben. Schließlich mussten sie ihre „Sponsoren“, also vielleicht die Eltern, den Bäcker ums Eck oder die Nachbarn davon überzeugen, einen frei gewählten Betrag pro zurückgelegter Runde zu spenden. 2011 nahmen in Wien 2600 Kinder und Jugendliche die Herausforderung an, zeigten sich sportlich und sozial, hatten dabei Spaß und erliefen 80.000 Euro für Menschen in Not.
Informiert, nicht genötigt
Ein Angebot, das gut angenommen wird, ist der „youngCaritas actionPool“: Um Mitglied zu werden, genügt eine Mail oder eine Postkarte. Per E-Mail werden die Mitglieder über Projekte, Veranstaltungen und Aktionen informiert, bei denen ihre Hilfe gebraucht wird. Wenn sie Zeit und Lust haben, melden sie sich und helfen mit. Wenn nicht, ignorieren sie die Mail einfach. Keine Ausrede finden zu müssen, wenn man mal keine Zeit oder Lust hat, aber dennoch unverbindlich auf dem Laufenden gehalten zu werden trifft den Geschmack vieler Jugendlicher eher als Verbindlichkeit und Verpflichtungen.
Begegnungen, die eine Bindung herstellen
Die Kinder und Jugendlichen, mit denen „youngCaritas“ heute zu tun hat, die sich in Projekten engagieren, in Workshops Wissen aneignen und entdecken, dass es sich gut anfühlt, zu helfen, sind vielleicht und hoffentlich die Spender(innen), aber auch die hauptamtlichen und freiwillig Mitarbeitenden der Zukunft. Vielleicht und hoffentlich? Nachwuchsarbeit braucht einen langen Atem, viel Beziehungspflege und Begleitung – auf kurzfristige Erfolge zu schielen kann zum Stolperstein werden. Dies als Appell an jene, die die Finanzen im Auge haben (müssen), durchaus aber auch an jene, die Erfolge am liebsten in Zahlen und noch lieber in Spendengeldern messbar sehen möchten. „youngCaritas“ betreibt letztendlich „Kundenbindung“ in Stufen, im Idealfall begleitet sie Kinder beim Erwachsenwerden, begegnet ihnen immer wieder. Einmal in der Grundschule, bei einem Workshop über Armut, später, in Unter- und Oberstufe, in einem fächerübergreifenden Schulsozialprojekt zum Thema Minderheiten, vielleicht noch einmal während des Studiums – bei der Recherche für eine Seminararbeit. Und wenn sie dann aus den Angeboten von „youngCaritas“ herausgewachsen sind, ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben, wenn sie also mitten im Leben stehen, dann macht sich die langfristige Investition bemerkbar. Denn dann befinden sie sich möglicherweise in der glücklichen Lage, sich überlegen zu können, wen sie mit ihrer Spende unterstützen oder auch, wo sie sich freiwillig engagieren wollen.
Pluspunkt für die Berufswahl
Auch hinsichtlich der Berufswahl kann „youngCaritas“ eine wichtige Rolle spielen. Durch Schnuppertage bekommen Jugendliche Einblick in verschiedene Arbeitswelten sozialer Organisationen, lernen neue Arbeitsfelder kennen und können eigene Vorstellungen mit der Realität abgleichen. Besonders in der Pflege kämpfen viele Organisationen mit einem großen Fachkräftemangel, aber auch in anderen sozialen Berufen wird nach Nachwuchs gesucht. Ein gegenseitiges Kennenlernen schon in jungen Jahren kann sich auch auf die Berufswahl von Jugendlichen auswirken.
So sprechen wir also von einer Investition in die nächste Generation. Gerade für eine Organisation wie die Caritas darf Nachwuchsarbeit kein Wahlfach sein, es handelt sich um eines der zukunftsträchtigen Pflichtfächer!
Mehr Infos: www.youngcaritas.at
Anmerkung