Hauptschüler sind in Betrieben nicht erwünscht
Die Medien melden allenthalben, dass es noch viele offene Ausbildungsstellen gibt und keine geeigneten Bewerber(innen) dafür zu finden sind. Betriebe suchen in Erwartung des Fachkräftemangels händeringend Nachwuchskräfte. Die Industrie- und Handels- sowie die Handwerkskammern haben im letzten Jahr Zuwachsraten (manche sogar zweistellig) an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichnet.
Die Arbeitslosenquote für Jugendliche ist 2008 in den Großstädten Mannheim, Freiburg und Stuttgart auf vier Prozent gesunken. Nach der Statistik der Agentur für Arbeit gibt es in ganz Baden-Württemberg lediglich etwa 400 gemeldete unversorgte Bewerber(innen) auf dem Ausbildungsmarkt. Damit entsteht in der Öffentlichkeit der Eindruck, dass es keine Jugendarbeitslosigkeit mehr gibt. Probleme gäbe es lediglich bei den "Altbewerbern" - also bei denjenigen, die sich bereits in früheren Jahren erfolglos um einen Ausbildungsplatz beworben haben - und die es schwer haben, nach Jahren der Bildungsabstinenz Fuß im regulären Ausbildungssystem zu fassen.
Falls man doch einen Jugendlichen kennt, der sich vergeblich um einen Ausbildungsplatz bewirbt, ist es den persönlichen Vorlieben überlassen, ob man die Schuld dafür
- den schlechten schulischen Leistungen und dem Schulsystem - meist der Hauptschule;
- der mangelnden Ausbildungsreife des Bewerbers - also eher persönlichen Merkmalen;
- der mangelnden Unterstützung durch das nicht kompetente Elternhaus;
- den unrealistischen Berufswünschen der Jugendlichen und ihrer eingeschränkten Berufsorientierung
- oder der fehlenden Lust zu arbeiten zuschreibt und die tatsächliche Lebenslage der benachteiligten Jugendlichen nicht wahrhaben will.
In jedem Fall werden diese Jugendlichen als singuläre Fälle betrachtet und der Schwarze Peter für die erfolglosen Bewerbungen bleibt beim Bewerber hängen. Es wird individuelles Versagen unterstellt. Auf der anderen Seite gibt es eine Vielzahl an Maßnahmen zur Lösung der Misere. Allerdings zeigen diese oft nicht die gewünschten Vermittlungserfolge.
Dies führt zu Resignation in den Einrichtungen der Jugendberufshilfe. Einerseits wird die große Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt propagiert, andererseits erleben die Mitarbeiter(innen) hier täglich, dass die von ihnen betreuten Jugendlichen ihre Anstrengungen intensivieren und trotzdem keinen Ausbildungsplatz finden. Die Situation wird dadurch verschärft, dass niemand mehr etwas von dieser leidigen Situation hören möchte, denn offiziell sind ja die Probleme gelöst. Diese Wahrnehmung in der Öffentlichkeit führt zu einer gesellschaftlichen Entsolidarisierung mit den betroffenen Jugendlichen.
Die öffentliche Meinung fällt hinter ein wesentliches Ergebnis der Enquete-Kommission "Jugend - Arbeit - Zukunft" des Landtags in Baden-Württemberg Ende der 90er Jahre zurück. Für die politische Diskussion wurde damals unmissverständlich festgestellt, dass Jugendarbeitslosigkeit und Jugendberufsnot gesellschaftliche Phänomene sind, für die die Gesamtgesellschaft die Verantwortung trägt. Für die Politik bedeutet dies, dass sie dafür Sorge tragen muss, dass die Wirtschaft und ihre Interessenvertreter die Verantwortung für die Zukunftsperspektiven von leistungsschwächeren Jugendlichen nicht komplett an den Wohlfahrtsstaat und die sozialen Einrichtungen abwälzen.
Freie Stellen: Warum wollen Jugendliche diese nicht?
Fast wöchentlich berichten Medien von offenen Ausbildungsplätzen und großen Azubi-Bedarfen der Wirtschaft. Schaut man dann etwas genauer hin, wird deutlich, dass von diesen offenen Ausbildungsplätzen kaum Hauptschüler(innen) profitieren können.
Die Durchsicht entsprechender Internetseiten in Mannheim Mitte Juli 2008 zeigte, dass es sich bei den offenen Ausbildungsplätzen überwiegend um Stellen im IT-Bereich handelte. Es gab auch noch offene Stellen in der Gastronomie und im Handel. Gerade mal von zwei Betrieben waren hier Hauptschüler(innen) gewünscht. Auch die Ausbildungsplatzbörsen beider großen Kammern wurden analysiert (www.ihk24.de; www.handwerks-power.de). Das Ergebnis war bei der Handwerkskammer, dass 61 Prozent der gemeldeten Stellen in Mannheim und Umgebung (ohne Odenwald) für Hauptschüler(innen) offen waren.
Bei der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar waren es lediglich 29 Prozent der Stellen. Zieht man in Betracht, dass etwa ein Drittel der Schulabgänger(innen) in Baden-Württemberg den Hauptschulabschluss, 33 bis 40 Prozent einen mittleren Bildungsabschluss und ein knappes Viertel Fachhochschulreife/ Abitur und die restlichen Jugendlichen keinen Abschluss haben, dann wird klar, dass man nicht von einer echten Berufswahl für Hauptschüler(innen) sprechen kann.
Theoretische Anforderungen steigen in vielen Berufen
Als Sachargument wird genannt, dass die Anforderungen in vielen neu geordneten Berufen von Hauptschüler(inne)n nicht mehr bewältigt werden können.
Es stimmt, dass die theoretischen Anforderungen in vielen Berufen stark gestiegen sind, aber wenn ein Hauptschüler einen entsprechenden Ausbildungsplatz gefunden hat, greifen die Ausbildungsbegleitenden Hilfen (AbH) der Arbeitsagentur.1 Die Erfahrung zeigt, dass es gelingt, mit diesen AbH 100 Prozent der Azubis erfolgreich durch die Abschlussprüfung zu bringen.
Wie eine Studie des Instituts für Mittelstandsforschung in Mannheim aus dem Jahr 2008 zeigt, sind Gründe für die Ablehnung von Hauptschüler(inne)n vorwiegend in den Einstellungen der Betriebe gegenüber ihren Auszubildenden zu finden. Wenn Betriebe einen Realschüler als Azubi eingestellt hatten, wurde gefragt, ob diese Ausbildungsstelle auch durch einen Hauptschüler erfolgreich ausgefüllt werden könnte: 69 Prozent der Betriebe antworteten mit Ja. Auch bei eingestellten Abiturienten wurde nach Hauptschülern als mögliche Auszubildende gefragt und hier antworteten 20 Prozent der Betriebe mit Ja. Warum Betriebe dann in ihren Stellenbeschreibungen höhere Bildungsabschlüsse verlangen, lässt sich vielleicht mit Imagefragen in der Branche erklären.
Wie wirkt die Situation auf Jugendliche?
Auf die Jugendlichen mit Hauptschulabschluss haben diese Stellenausschreibungen den Effekt, dass sie gleich den mittleren Bildungsabschluss anstreben, um damit ihre Chancen zu erhöhen, in anspruchsvollere Berufe zu kommen. Gleichzeitig nehmen sie Absagen von Betrieben vorweg und bewerben sich gar nicht erst.
Offiziell scheint die Jugendarbeitslosigkeit beseitigt
Die offiziellen Arbeitslosenstatistiken zeigen, dass es kaum unversorgte Bewerber(innen) gibt. Für diese statistischen Ergebnisse gibt es mehrere Gründe.
Zum einen wird ein Teil der sich um Ausbildungsstellen bewerbenden Jugendlichen von der Statistik nicht mehr erfasst, weil sich die Arbeitsweise der Arbeitsagenturen geändert hat. Vor einigen Jahren haben die Beratungsfachkräfte der Arbeitsagentur noch ein Beratungsangebot in den beruflichen Schulen mit Berufsvorbereitungsjahr angeboten. Damit wurden viele Schüler(innen) des Berufsvorbereitungsjahrs automatisch erfasst. Dies geschieht mittlerweile nicht mehr. Die Jugendlichen müssen mehrere Schritte bewältigen, um in den Agentur-Datenbanken erfasst zu werden. Sie benötigen einen persönlichen Beratungstermin, der - wenn nicht persönlich - über eine Hotline im Servicecenter angefragt werden muss und den sie mit ausgefüllten Unterlagen (sogenanntes Arbeitspaket) dann auch wahrnehmen müssen.
Gerade leistungsschwächere Schüler(innen) scheitern oft schon an diesen vergleichsweise niedrigen Hürden. Dies trifft für einen großen Teil der etwa 600 Jugendlichen in Mannheim im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)/Berufseinstiegsjahr (BEJ) zu: Sie finden selten alleine den Weg zur Berufsberatung. Sie sind deshalb nicht in der Agenturstatistik als mögliche Bewerber und auch nicht als Unversorgte erfasst.
Als unversorgt gelten aber auch all diejenigen Jugendlichen nicht, die eine weiterführende Schule besuchen, ein Praktikum im Betrieb absolvieren, ohne Ausbildung jobben oder nur eine geförderte Ausbildung begonnen haben. Nach einer Pressemeldung der Arbeitsagentur in der Stuttgarter Zeitung vom 14.Oktober 2008 landen 1190 von 3043 Bewerber(inne)n in Stuttgart in einer dieser Alternativlösungen - nicht, weil sie es unbedingt möchten, sondern weil sie keinen Ausbildungsvertrag bekommen haben. Diese Maßnahmen sind als vorberufliche Qualifizierung individuell sinnvoll, allerdings sind sie aus Sicht der betroffenen Jugendlichen nicht mit einer dreijährigen beruflichen Ausbildung im Betrieb und der damit verbundenen Zukunftsperspektive vergleichbar. Die Zahlen zeigen die enorme Dimension der nach wie vor bestehenden Jugendberufsnot.
Wie reagieren die Betroffenen?
Für diejenigen Jugendlichen, die geeignet und motiviert sind, aber lediglich ein mittleres bis schlechtes Hauptschulzeugnis aufweisen, ist es eine persönliche Katastrophe, durch die Gesellschaft vermittelt zu bekommen, dass sie am Ende ihrer Schulzeit nicht gebraucht werden.
Entsprechend werden Prozesse der Resignation und Dequalifizierung eingeleitet. Je länger dieser Prozess andauert, desto mehr sinkt das Selbstwertgefühl und Kompetenzerleben. Gleichzeitig gehen Schlüsselqualifikationen verloren und die Jugendlichen werden zu "Altbewerbern". Erste Untersuchungen zeigen, dass diese jungen Erwachsenen auch später nicht ohne immense Qualifizierungskosten auf dem ersten Arbeitsmarkt einsetzbar sind.
Großstadtjugendliche sind besonders betroffen
Eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB 2007) zeigt auf, dass der Aufschwung an vielen Bewerbern in Großstädten vorbeigeht. Die Studie nennt drei wesentliche Gründe: Unter den Jugendlichen in städtischen Ballungszentren ist der Anteil an Migrant(inn)en besonders hoch (Mannheim zum Beispiel 28 Prozent). Sie haben schlechtere Chancen auf dem Ausbildungsmarkt.
Die Bewerber sind älter (40 Prozent über 20 Jahre, nur ein Viertel ist noch nicht volljährig) und auch Altbewerber(innen) kommen häufiger vor. Ein weiterer Grund sind hohe Einpendler- und niedrige Auspendlerzahlen. Die unterschiedliche Mobilitätsneigung von Jugendlichen aus Großstädten und dem umgebenden ländlichen Raum führt dazu, dass bedeutend mehr Jugendliche vom Land ihre Ausbildungsstelle in der Großstadt finden als Jugendliche aus der Großstadt außerhalb ihrer Heimatregion. Zum Beispiel werden in Hamburg lediglich 33 Prozent der einheimischen Bewerber vermittelt, obwohl das Ausbildungsangebot groß ist.
Jugendliche gewinnen den Eindruck, dass sie es sich sparen können, eine Bewerbung abzuschicken, wenn sie bestimmte Straßennamen/Wohngegenden als Adresse angeben, die bei Personalverantwortlichen als "soziale Brennpunkte" bekannt sind.
Ausbildungsreife - Was ist das?
Das Konstrukt der "Ausbildungsreife" ist ein Merkmal von Bewerber(inne)n, das extrem konjunkturabhängig ist. In den letzten Jahren hatte man häufig den Eindruck, dass die vorgeschobene mangelnde Ausbildungsreife von Bewerber(inne)n eher zur Selbstentschuldigung für geringe Ausbildungsbereitschaft generell oder für eine bestimmte Bewerber(innen)gruppe genutzt wurde und wird.
In der Region Rhein-Neckar hat beispielsweise die Firma BASF einen Ausbildungsverbund ins Leben gerufen, der es kleinen und mittleren Unternehmen der Region ermöglicht, mit Unterstützung durch die Ausbildungsabteilung der BASF Auszubildende einzustellen, die sie alleine vielleicht nicht eingestellt hätten.
Dies bedeutet nun aber nicht, dass durch diese Unterstützung auch leistungsschwächere Jugendliche ausgebildet werden. Die Erfahrung zeigt, dass auch in diesem Verbund lediglich die sehr guten Jugendlichen ausgebildet werden. In den vergangenen Jahren kamen pro Jahr weniger als fünf Jugendliche von den 600 Schüler(inne)n in BVJ/BEJ in Mannheim in diesen Ausbildungsverbund. Auch am vorgeschalteten einjährigen Förderprogramm für leistungsschwächere Jugendliche haben aus dem BVJ/BEJ in den letzten Jahren lediglich drei bis vier Jugendliche pro Jahr teilgenommen.
Die geringe Einmündungsquote der BVJ Schüler(innen) lässt sich nicht auf mangelndes Interesse der Jugendlichen zurückführen, sondern auf Absagen vom Betrieb.
Jugendberufsnot ist ein unerledigtes Problem
Ähnlich verhält es sich bei der Einstiegsqualifizierung (EQ) aus dem Ausbildungspakt. Wenn es Hauptschüler(inne)n gelingt, in das Programm aufgenommen zu werden, sind die Vermittlungserfolge hoch. Die Schüler(innen) aus BEJ und BVJ gelangen allerdings nicht in größerer Zahl in das Programm. Offensichtlich sind die Anforderungen an Jugendliche, die das EQ absolvieren möchten, im Vergleich zu ihrem Leistungsvermögen zu hoch.
Diese Beispiele legen den Schluss nahe, dass besonders Programme der Wirtschaft, die sich an "Benachteiligte" richten, oft von einer ganz anderen Personengruppe von Benachteiligten (zum Beispiel Schüler mit mittlerem Bildungsabschluss, die keinen Ausbildungsplatz finden) ausgehen, als beispielsweise die Arbeitsagentur und die Träger der Jugendberufshilfe. Die Alternativerklärung wäre, dass die Programme ihre Zielgruppe nicht erreichen.
In den Großstädten bleibt die Jugendberufsnot weiterhin ein unerledigtes Problem. Zwar weist die Verbleibstatistik in Mannheim für 2008 wieder etwa 75 Prozent "versorgte" Schüler(innen) aus BVJ/BEJ aus: Etwa ein Drittel wird einen Schulplatz haben, 20 Prozent werden eine weitere berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme besuchen, knapp 20 Prozent werden in Ausbildung kommen. Zufriedenstellend ist die Situation nicht.
Was können die Beteiligten tun?
Bei Betrieben muss ein Umdenken in zweierlei Hinsicht stattfinden: Sie sollten sich auf den Fachkräftemangel vorbereiten und verstärkt Jugendliche ausbilden. Dabei sollten sie auch Hauptschüler(innen) als potenzielle Bewerber(innen) in den Blick nehmen, um die mittelfristig entstehenden Lücken zu schließen. Dies gelingt aber nur, wenn die Qualifizierung im Betrieb erfolgt.
Eine Untersuchung des Institut für Mittelstandsforschung zum Ausbildungsplatzpotenzial 2008 zeigt, dass Betriebe trotz breiter Information nicht über die Unterstützungssysteme für Ausbildungsbetriebe informiert sind. Viele Probleme lassen sich über den Stützunterricht der Ausbildungsbegleitenden Hilfen (§ 241 SGB III) lösen. Aber auch Ausbildungsmanagement (§ 241a SGBIII) oder Programme wie "Jobstarter" wenden sich direkt an Ausbildungsbetriebe und sind für diese kostenlos.
Jenseits der wirtschaftlichen Überlegungen muss ein öffentliches Klima geschaffen werden, in dem (viel mehr) Betriebe sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für die heranwachsende Generation bewusst sind und nicht nur soziale Einrichtungen ihre Kompetenzen in die Begleitung junger Menschen mit Startschwierigkeiten am Arbeitsplatz investieren. Einzelbeispiele stimmen hoffnungsvoll, so zum Beispiel eine Mannheimer Bank, die zum ersten Mal seit 20 Jahren eine Hauptschülerin als Bankkauffrau ausbildet oder ein Betrieb, der bereits jetzt eine Stelle für eine junge Mutter in Teilzeit anbietet.
Bei der Agentur für Arbeit sinken die Bewerberzahlen um Ausbildungsplätze zum Teil drastisch. Im Rahmen der Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung wird die Berufsberatung der örtlichen Agenturen aktuell wieder personell verstärkt. Hilfreich wäre es, wenn die Beratungsfachkräfte der Agenturen wieder häufiger in die Schulen gehen würden. Dann würden sicher auch wieder mehr Jugendliche ihre zuständige Beratungsfachkraft zur Einzelberatung aufsuchen. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt zweierlei: Jugendliche, die nach der allgemeinbildenden Schule nicht direkt den Start in die Ausbildung geschafft haben, wissen fast durchweg nicht mehr, was die Berufsberatung ist. Und: Die Informationssysteme der Bundesagentur können von benachteiligten Jugendlichen nur beschränkt genutzt werden und das persönliche Beratungsgespräch nicht ersetzen.
Mit verschiedenen Vorhaben in Hauptschulen wird auf die schwierige Situation von Hauptschüler(inne)n beim Einstieg in Ausbildung reagiert: So ist beispielsweise Berufsorientierung und die Entwicklung einer beruflichen Perspektive ein zentraler Bestandteil der Bildungspläne der Hauptschule. Durch Kompetenzchecks und Vergleichsarbeiten sollen Hauptschüler(innen) eine Vorstellung von ihren Fähigkeiten und Hilfen bei der Selbsteinschätzung erhalten, die für eine Berufswahl eine entscheidende Voraussetzung ist. Darüber hinaus findet eine breitflächige Öffnung der Hauptschulen in Richtung Wirtschaft statt. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich nach wie vor die leistungsstärkere Hälfte der Hauptschüler nach dem Schulabschluss nicht für duale Ausbildung, sondern zuerst für eine weiterführende Schule entscheidet. Das bedeutet, dass die Betriebe eher Bewerber aus der nicht so leistungsstarken Hälfte der Hauptschulabgänger bekommen. Förderungen in Betrieben in Verbindung mit einem - nach Möglichkeit betrieblichen - Ausbildungsvertrag sind für Jugendliche ohne oder mit schlechtem Hauptschulabschluss besonders sinnvoll. Diese Förderungen können dazu dienen, Einstiegsbarrieren für benachteiligte Jugendliche zu senken (Zuschuss zur Ausbildungsvergütung, Ausbildungsbonus), oder sie tragen flankierend dazu bei, dass die Ausbildung im Betrieb erfolgreich durchgeführt werden kann. Bestehende Instrumente (Ausbildungsbegleitende Hilfen, Einstiegsqualifizierungsjahr) sollten für diese Zielgruppe nutzbar gemacht werden.
Anmerkung
1. Ausbildungsbegleitende Hilfen nach § 241 SGB III wenden sich an benachteiligte Jugendliche in Ausbildung. Sie bestehen aus Stützunterricht, Kontakten zu Berufsschule und Betrieb, Prüfungsvorbereitung und sozialpädagogischer Begleitung. Sie sind ein erfolgreiches und vergleichsweise preiswertes Instrument zur Unterstützung der betrieblichen dualen Ausbildung und werden komplett von der Arbeitsagentur finanziert.
Literatur
Ulrich, Joachim Gerd; Krekel, Elisabeth: Zur Situation der Altbewerber. In: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): BIBB Report 1/2007.
Ulrich, Joachim Gerd; Eberhard Verena; Krekel, Elisabeth: Der Aufschwung auf dem Ausbildungsmarkt schreitet voran - an vielen Lehrstellenbewerbern in den Großstädten geht er jedoch vorbei. In: Bundesinstitut für Berufsbildung, (BIBB): BIBB Veröffentlichung im Internet am 19.10.2007.
Leicht, Rene´; TurCastello, Joana: Ausbildungsplatzpotenziale und -strukturen : Analyse zur Stärkung der Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen in Mannheim. In: Institut für Mittelstandsforschung, Universität Mannheim, 2008.