Nachhaltig wirtschaften heißt auch Verantwortung übernehmen
Die Stabsstelle "CSR und Nachhaltigkeit" im Caritasverband für die Diözese Speyer existiert seit Mai vergangenen Jahres. CSR - Corporate Social Responsibility - steht für die soziale, ökonomische und ökologische Verantwortung für nachhaltiges Handeln im Unternehmen. Seit 2018 beschäftigt sich der Verband damit und hat eine erste Analyse über Nachhaltigkeitsthemen erstellt. Die Ergebnisse sind in den ersten CSR-Bericht im Jahr 2020 eingeflossen.
Treiber für nachhaltiges Wirtschaften ist für den Caritasverband Speyer nicht nur, dass es ab 2026 für Unternehmen ab einer bestimmten Größe sowieso verpflichtend wird, einen CSR-Bericht zu veröffentlichen. Auch der Wandel des Arbeitsmarktes - von einem Arbeitgeber- hin zu einem Arbeitnehmermarkt - ist Motivation für eine Nachhaltigkeitsstrategie. Denn der zunehmende Fachkräftemangel führt zu steigenden Erwartungen der Beschäftigten an einen nachhaltigen Arbeitgeber. Außerdem will der Verband einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung und zur Schonung von Ressourcen leisten.
Nachhaltigkeit ist Chefsache
Die Nachhaltigkeitsberichtserstattung ist das eine. Wichtiger ist, ein Nachhaltigkeitsmanagement einzuführen und umzusetzen. Hierzu gehört eine Grundhaltung, wie ein Unternehmen Nachhaltigkeit leben möchte, und die Praxis in Form von lösbaren Projektideen. Hierfür ist zu klären, welche personellen Ressourcen zur Verfügung stehen. Nachhaltigkeit ist ein Teamsport und kann nicht nur von einer Person im Unternehmen verfolgt werden. Die interne Kommunikation und die Realisierung der Projektideen kann nur gelingen, wenn die Mitarbeitenden an einem Strang ziehen und Nachhaltigkeit zur Chefsache gemacht wird.
Neben der Stabsstelle "CSR und Nachhaltigkeit" in Vollzeit wurde ein Strategie- und Expertenteam mit 13 Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Abteilungen gegründet. Geplant ist, in allen Einrichtungen des Verbandes CSR-Ansprechpartner:innen zu etablieren. Nachhaltigkeit muss, so das Verständnis im Verband, als Teil der Unternehmens-DNA verstanden werden: Jährlich erfolgt ein Strategiezyklus inklusive Zielbestimmung und Überprüfung der Zielerreichung. Dort sind auch die CSR-Themen verankert.
Der Nachhaltigkeitsbericht wird nach den "European Sustainability Reporting Standards" (ESRS) verfasst. Kleinere Unternehmen können auch nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) berichten. In Speyer ist der Nachhaltigkeitsbericht Bestandteil der Jahresabschlussprüfung durch den Wirtschaftsprüfer.
Im Jahr 2023 wurde eine sogenannte Wesentlichkeitsanalyse inklusive interner Stakeholder-Einbindung durchgeführt. Die Ergebnisse flossen in die Strategieentwicklung ein. Nach dem Erarbeiten strategischer Handlungsfelder folgte die Gap-Analyse: Also wo wollen wir hin und wo stehen wir derzeit?
Lücken erkennen und füllen
Das Ziel ist, bis Mitte 2025 einen ersten Pilotbericht zu erstellen, um mögliche Lücken in Sachen Datenverfügbarkeit, Datenqualität und Prozessgeschwindigkeit festzustellen, die im Jahr vor der Berichterstattung zu beheben sind. Dafür dient die Gap-Analyse. Das Ergebnis wird Lücken aufzeigen, die im Laufe des Jahres 2024 anzugehen sind. Dabei handelt es sich um die Formulierung oder Anpassung von Strategien, die Definition neuer und die Anpassung vorhandener Ziele, die Umsetzung von Maßnahmen sowie die Festlegung, Erfassung und/oder Aufbereitung der geforderten Kennzahlen. Mit den Daten aus 2024 soll dann 2025 der Pilotbericht erstellt werden, der mit dem Wirtschaftsprüfer abgestimmt wird.
Gleichzeitig wird die technische Infrastruktur in Sachen Berichtserstattung ausgebaut: Wer soll wie eingebunden werden? Wer liefert wann welche Daten an wen? Wer ist für die Erfassung, Aufbereitung oder Kontrolle zuständig? Andererseits soll über die technische Seite entscheiden werden: Wie sollen welche Daten mit möglichst geringem Aufwand erfasst werden? Welche Software-Tools stehen zur Verfügung? Wie soll die Integration der Finanzberichterstattung vonstattengehen?
Handlungsfelder als Teil der Unternehmensstrategie
Arbeitsintensiv waren die vorbereitenden Maßnahmen zur Berichterstattung wie die Analyse der wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen. Für die Wesentlichkeitsanalyse wurde in Abstimmung mit einer Beratungsfirma eine sogenannte Deep-Dive-Analyse durchgeführt, in der alle Nachhaltigkeitsthemen nach dem ESRS-Standard anhand der Wertschöpfungskette bewertet wurden.
Die Analyse umfasste 14 Tabellenblätter mit rund 140.000 auszufüllenden Excel-Zellen. Nach vier Wochen Bearbeitungszeit der Deep-Dive-Analyse untermauerten interne Experteninterviews das Ergebnis. Anschließend wurde dieses in einem Workshop mit 40 Expert:innen aus dem Führungskreis des Verbandes konsolidiert. Der DiCV Speyer legt Wert darauf, dass die Einrichtungsleitungen die Ergebnisse der Analyse in das Unternehmen tragen.
Die strategischen Handlungsfelder wurden in drei Workshops mit dem Experten- und Strategieteam ermittelt, in eine Nachhaltigkeitsstrategie überführt und mittlerweile in die Unternehmensstrategie integriert.
Ein Ziel ist, Verantwortung zu übernehmen
Ziel des Verbandes ist nicht nur, die Berichtspflicht zu bedienen und ein Gesetz umzusetzen. Viel wichtiger ist ihm, Verantwortung zu übernehmen - ökologisch, ökonomisch und sozial. Durch umweltfreundliches und sozial verantwortliches Handeln sollen die Mitarbeitenden gebunden und die Arbeitgeberattraktivität gesteigert werden. Für ihn als kirchlicher Wohlfahrtsverband sind die Bewahrung der Schöpfung sowie der respektvolle und nachhaltige Umgang mit Ressourcen eine Aufgabe, der sich der Verband sehr verpflichtet fühlt. Insbesondere zählt hierzu, die unternehmensinternen Strukturen und Prozesse hinsichtlich der Einsparung von Ressourcen, etwa Abfallvermeidung und Reduktion des Papierverbrauchs, zu überprüfen sowie ein ganzheitliches Energie- und Mobilitätsmanagement aufzubauen. Ein Ziel des Energiemanagements ist eine ausgeglichene Energiebilanz. Hierfür wurden Photovoltaik-Anlagen installiert und das Beleuchtungssystem auf LED umgestellt. Für weitere Maßnahmen wurden zwei Energiemanager eingestellt.
Während der Vorbereitung des ersten CSR-Berichts wurde festgestellt, dass schon viele Nachhaltigkeitsmaßnahmen umgesetzt wurden, die seinerzeit nicht unter dem Gesichtspunkt "CSR" im Unternehmen bekannt waren: Zum Beispiel konnte die Menge an Speiseresten innerhalb von acht Jahren um die Hälfte verringert werden. Auch hatte die Zentralisierung der Immobilienverwaltung eine bessere Steuerung der Energieverbräuche zur Folge, die des Einkaufs unter anderem die Umsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes.