"Das kannst du nicht" kann nicht das letzte Wort sein
Er hat seinen Traum verwirklicht und mit seiner Freundin in Meppen eine eigene Wohnung bezogen. Und er erzählt seine persönliche Erfolgsgeschichte. "Zwölf Jahre war ich in Cloppenburg im betreuten Wohnen. Dort ging ich auch zur Schule", berichtet der 27-Jährige. Er hat Probleme beim Lesen und Lernen. Aber eigentlich fühlt er sich fit. Fitter, als man es ihm lange zugetraut hat. "Sogar nachts waren Betreuer im Haus. Da hat man Kopfschmerzen bekommen. Es lag nicht an den Betreuern, die waren alle sehr nett. Wir waren immer unter Beobachtung, nie alleine."
Durfte nichts selber machen
Stefan Krause wollte sein Leben ändern. "Ich war faul und habe mich oft mit meinen Eltern gestritten. Warum hätte ich mich auch anstrengen sollen? Ich durfte nichts selber machen, weil immer alle sagten, ich könne das nicht." Nach seinem Sonderschulabschluss wollte er eine Tischlerlehre machen und scheiterte an der Aufnahmeprüfung. "Es hätte nur für Hilfsarbeit gereicht. Das ist ungerecht: Ich will arbeiten und darf nicht, die es könnten, wollen nicht."
Schließlich kam er zum St.-Vitus-Werk nach Meppen. Dort lebte er in einer Gruppe mit elf anderen - und arbeitete in einer Werkstatt als Tischler. "Zum ersten Mal habe ich Menschen getroffen, die an mich geglaubt und mir Mut gemacht haben", sagt er. "Du kannst das nicht - das wollte ich nicht mehr hören und nahm mir Schritt für Schritt neue Aufgaben vor. Heute kann ich es kaum fassen, dass ich von einem Typen, der nur im Bett lag, in mein eigenes Leben gefunden habe." So lernte er seine Freundin kennen. "Wir wollten von Anfang an in eine eigene Wohnung." Jetzt erntet er den Lohn. "Ich wollte immer selber entscheiden, wann ich frühstücke, wann ich mittagoder abendesse. Früher musste ich mich an Zeiten halten. Ich habe es gehasst, wenn auch verstanden."
Ein Paar braucht kompromisse
Heute ist das Leben auch nicht immer einfach. Aber anders. Entscheidungen werden zu zweit, nicht mehr in der Gruppe getroffen. "Ab und zu gibt es auch mal Streit", räumt er ein. "Zwei unterschiedliche Leben müssen sich aufeinander einlassen."
Um ihren Alltag kümmern sich die beiden. "Früher waren Essen und Trinken mit drin", sagt Stefan. "Heute führen wir ein Haushaltsbuch." Einmal in der Woche steht ihnen ein Betreuer zur Seite, sollte es Probleme geben. Musik, Filme und Fußball - das sind Stefans große Leidenschaften. Hunderte DVDs zieren sein Regal im Wohnzimmer. "Früher ging mein Geld dafür drauf. Heute muss ich nachdenken, ob ich nicht noch was anderes brauche. Das fällt schwer. Aber ich lerne."
Zurücklehnen kommt für ihn nicht infrage. Er will weiter. "Mein nächstes Ziel ist der freie Arbeitsmarkt. Ein Bekannter von mir hat das geschafft und ist glücklich. Außerdem will ich langfristig meine Finanzen selber verwalten. Das macht noch meine Mutter." Bis dahin macht er weiter seinen Job in der Werkstatt des St.-Vitus-Werks. Den macht er gut. "Meine Ausbilder haben von Anfang an gesagt, ich könnte es schaffen, wenn ich mich nur anstrenge", sagt Stefan.