Wie funktioniert eigentlich ein Freiwilligenzentrum?
Der Regionalexpress fährt im Bahnhof Frankfurt (Oder) ein. Das Team verabschiedet sich von seinen Fahrgästen in Deutsch und Polnisch. Susanne Maletzki, Leiterin des Freiwilligen-Zentrums (FWZ) in Frankfurt (Oder), holt mich vom Bahnhof ab. Sie ist eine lebhafte junge Frau mit kurzen Haaren und einem fröhlichen Gesicht. Gemeinsam wollen wir uns verschiedene Einsatzstellen "ihrer" Freiwilligen anschauen. Freiwillige werden in Frankfurt überall dort eingesetzt, wo sie benötigt werden. Die Stadt Frankfurt beteiligt sich an der Finanzierung des FWZ. Unter dem Dach des Deutschen Caritasverbandes gibt es bundesweit zurzeit 54 Freiwilligen-Zentren.
Das Katzenhaus Felix, das vom Tierschutzverein betrieben wird, ist in einem roten Backsteingebäude untergebracht. Es ist umgeben von einem leicht verwilderten Garten. Ein paar Stufen führen zur Eingangstür hinauf, die zusätzlich mit einem Drahtgitter gesichert ist. Der Geruch, der uns entgegenschlägt, ist gewöhnungsbedürftig.
Elke Syring kommt uns aus der Quarantänestation entgegen. Seit Anfang 2009 füttert, betreut und pflegt sie zusammen mit anderen zumeist freiwilligen Helferinnen und Helfern etwa 70 Katzen. Ihre Arme sind mit tiefen Kratzern übersät - viele Tiere haben schon so einiges durchgemacht, ehe sie ins Katzenhaus gebracht wurden. "Den Kater Togolino musste ich mit der Flasche aufpäppeln", erzählt sie. "Er war so krank, dass er nicht fressen konnte." Ich kann kaum glauben, dass sie früher mal eine Katzenphobie hatte und die Straßenseite wechseln musste, wenn eine Katze vor dem Haus saß.
Anschließend fahren wir in die Stadt- und Regionalbibliothek. "Hierher vermitteln wir Freiwillige für das Vorlesen in Seniorenheimen, für Veranstaltungen oder für den aufsuchenden Bibliotheksdienst", erzählt Frau Maletzki. "Und hier arbeitet Sabine Kunze, die die Balkonpflanzen pflegt." Auf meine Nachfrage berichtet sie, dass der neue Leiter der Bibliothek den verfallenen Balkon wieder herrichten ließ und zu einem kleinen "Leseraum" umfunktioniert hat. Sabine Kunze erwartet uns schon und führt uns hinauf zum Balkon. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf den Marktplatz und das Rathaus. "Eigentlich bin ich mit Leib und Seele Eisenbahner", erzählt sie und lacht. "26 Jahre lang war ich als Zugbegleiterin unterwegs. Nun bin ich ohne Beschäftigung und freue mich an den Blumen und über die Kontakte, die ich durch meine ehrenamtliche Tätigkeit knüpfe."
Freiwilligen-Kontaktbörse am "Highway"
Auf das Freiwilligen-Zentrum ist sie durch eine Kontaktbörse aufmerksam geworden, in der Ehrenamtliche für verschiedene Tätigkeiten gesucht wurden. Alle zwei Monate organisiert Frau Maletzki solch eine Kontaktbörse im Caritashaus am "Highway", wie die Leipziger Straße von den Frankfurtern genannt wird. Hier werden Infos über die Arbeit ausgetauscht, Einsatzfelder vorgestellt und thematische Schwerpunkte gesetzt. Manch einer möchte alte oder behinderte Menschen besuchen oder begleiten, ein anderer bei der Organisation von Ausstellungen oder Stadtteilfesten helfen. Es gibt Menschen, die gerne Katzen pflegen oder lieber Blumen, andere, die sich im Weltladen nützlich machen oder als Sprachmittlerin fungieren.
So wie Angelika Nowicki, die wir beim Mittagessen im Caritashaus treffen. Einmal die Woche kocht sie hier ehrenamtlich mit einer Kollegin zusammen. Heute gibt es wunderbar gewürzte Frikadellen mit Kartoffelbrei und grüne Bohnen. Nachmittags treffen wir sie dann in der "Biblioteka Publiczna Subice" wieder, der polnischen Bibliothek auf der anderen Seite der Oder in Subice. Agnieszka Miƒska, die Direktorin, empfängt uns in ihrem Büro. Frau Nowicki übersetzt bei gemeinsamen Aktionen beider Bibliotheken, so vor kurzem bei der Sommeraktion "Kleiner Europäer" - "Mlody Europejczyk". Und einmal pro Woche kommt sie nach Slubice, um mit Agnieszka Minska Deutsch zu üben.
Voller Eindrücke fahre ich zurück nach Berlin. Und als der Zugbegleiter die Fahrgäste auf Polnisch begrüßt, klingt es gar nicht mehr so fremd.