Spenden sind angekommen
Das Wochenende 7./8. August wird vielen Menschen in der Region in Erinnerung bleiben. Nach dem Oder-Hochwasser 1997 und dem Hochwasser der Elbe 2002 waren es unter anderen Neiße und Spree, die über die Ufer traten und erneut die Bezeichnung "Jahrhunderthochwasser" aufkommen ließen. Oft war der Satz zu hören: "Ich wohne ja schon sehr lange hier, aber so etwas habe ich noch nie erlebt."
Fährt man heute auf der Bundesstraße 96 von Görlitz nach Zittau, sieht man auf der rechten Seite die Bahnschienen der Zugverbindung von Görlitz nach Zittau auf einer Länge von fast 200 m spiralförmig wie eine DNS in sich verdreht. Man kann so erahnen, welche verheerende Kraft das Wasser der Neiße gehabt haben muss. Und die Berge von Sperrmüll in den Straßen der stark betroffenen Stadtteile von Görlitz und in den Orten Richtung Zittau waren stumme aber sehr plastische Zeugen der materiellen Schäden.
Für uns als Caritas stand fest: Wenn wir um Hilfe angefragt werden, werden wir das uns Mögliche im Bistum Görlitz veranlassen. Und sehr schnell bat die Caritas für das Bistum Legnickiej (Liegnitz) um Sach- und Geldspenden. Sehr schnell wurden wir um finanzielle Hilfe für die Menschen in Görlitz und Umgebung gebeten.
Wir haben eine Welle der Hilfsbereitschaft erlebt. Beeindruckend war, dass fast ausschließlich solche Sachspenden abgegeben wurden, um die wir konkret aufgerufen hatten; dies sehr schnell, in hervorragender Qualität und großen Mengen.
Wir waren erstaunt über das hohe Maß an Selbstorganisation der Ortsgemeinschaft in Bogatynia in Polen, zu der unsere ersten Hilfstransporte gingen. Die Schule war geräumt und Frauen aus dem Ort haben die Kleider, Bettdecken, Kindersachen, Säuglingsmilch, Hygieneartikel, Wasser und vieles mehr entgegengenommen und in der Schule sortiert zwischengelagert. Sie übernahmen die gezielte Verteilung an die Bewohner des Ortes und des Umlandes. Es war schön zu erleben, mit welcher Selbstverständlichkeit viele Menschen bereit waren, ehrenamtlich Sachen zu packen und zu transportieren. Darunter viele, die sonst hauptamtlich bei Kirche und Caritas beschäftigt sind. Menschen, die kaum in Beziehung zu Kirche und Caritas stehen wie die "Cottbuser Musikspatzen", ein Spielmannszug in Cottbus, haben spontan bei ihrem Auftritt auf dem Lausitzer Töpfermarkt für die Flutopfer in Polen gesammelt und die Gage obendrauf gelegt.
Was aber ist das Hochwasser in der Grenzregion Sachsen und Polen im Verhältnis zu den Überschwemmungen in Pakistan? Diese nicht ganz ungefährliche Frage wurde uns mitunter gestellt, nach dem wir aktiv um Spenden in der Region für die betroffenen Menschen auf beiden Seiten der Neiße baten. Individuelle Not ist nicht relativierbar! Und natürlich haben wir weder die Menschen in Pakistan noch die Menschen in Deutschland außerhalb unseres Bistums in den Spendenaufrufen vergessen.
Wir haben gespürt, wie sensibel das Verhältnis der Menschen in der Grenzregion angesichts der Geschichte immer noch ist. Neue persönliche Kontakte sind entstanden. Sie helfen Brücken zu bauen, aber sie können eine offene Aufarbeitung der Geschichte nicht ersetzen, vielleicht aber forcieren.
Herzlichen Dank, für alle Sach- und Geldspenden und allen Helfern. Dank den Mitarbeitern, die in den Krisenzeiten sich um Bewohner und Patienten gekümmert haben und dem Malteser Hilfsdienst, der im Katastropheneinsatz vorbildlich und zuverlässig gearbeitet hat.
Die Spenden sind angekommen, sie konnten ein wenig Not lindern. Die Überwindung der individuellen Not wird für viele Hochwasseropfer - wenn überhaupt - aber noch eine lange Zeit in Anspruch nehmen. Egal ob in Pakistan, Polen, Sachsen, Görlitz, Kirchstraße ...
INFO:
Caritasverband der Diözese Görlitz
Adolph-Kolping-Straße 15, 03046 Cottbus
Telefon: 03 55 38 06 50
E-Mail: kontakt@caritas-dicvgoerlitz.de
Rechenschaftsbericht über die erhaltenen Sachspenden und Geldspenden in Höhe von 9 500 Euro, Stand 30. September 2010:
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Fünf Kleinbusse mit Bettdecken, Kissen, Kindersachen und Bekleidung konnten am 13., 16., 19. und 20. August die erste Not im Hochwassergebiet lindern.
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Trinkwasser, Windeln und Säuglingsmilch sowie Reinigungs- und Desinfektionsmittel wurden im Wert von fast 1 000 Euro gekauft und in Bogatynia verteilt.
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Materialen und Geräte im Wert von 1 500 Euro wurden für den Wiederaufbau in Polen gespendet und nach Bogatynia transportiert.
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Mit 5 000 Euro Soforthilfe konnten über das Spendenparlament in Görlitz Flutopfer finanziell unterstützt werden.
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1 800 Euro wurden an die Caritas Legnickiej (Liegnitz) zur Verwendung in den polnischen Hochwassergebieten überwiesen.
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Der Aufbau einer Kleiderkammer konnte mit weiteren Kleiderspenden in der Pfarrgemeinde Krzewina unterstützt werden.
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Nicht zu vergessen sind Hilfen des Malteser Hilfsdienstes innerhalb des Katastrophenschutzes der Stadt Görlitz und die Versorgung beziehungsweise Evakuierung der von den Einrichtungen und Diensten der Caritas betreuten Menschen durch die Mitarbeiter am Hochwasserwochenende in Görlitz; aber auch in Forst.
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775 Euro Spendengelder für den Aufbau in St. Marienthal und 550 Euro für die Fluthilfe in Pakistan wurden zweckgebunden weitergeleitet. Hinzukommen die unmittelbaren Geldspenden an Caritas international sowie die Kollekten der Pfarrgemeinden und von der Bistumswallfahrt.