Pflegeeinrichtungen vor dem Kollaps
Eine Pflegeeinrichtung nach der anderen geht den Bach runter. Die Versorgungssicherheit ist Vergangenheit. Und die Politik? Schaut tatenlos zu.
Dabei kommen diese Nachrichten nicht überraschend: nicht die Nachricht, dass unsere Gesellschaft immer älter wird. Überraschend ist auch nicht, dass wir zu wenig Pflegekräfte haben und zu wenig Plätze in Altenpflegeheimen. Außerdem überrascht nicht, dass die Pflege immer teurer wird und sich kaum noch jemand angemessene Pflegeplätze leisten kann. Überraschend ist nur, dass seit Jahren niemand etwas tut, obwohl die Situation glasklar vorhersehbar war.
Der Arbeitgeberverband Pflege dokumentierte neulich, dass mehr als 800 Pflegeheime und ambulante Dienste 2023 Insolvenz anmelden oder schließen mussten. Gleichzeitig wird auch in diesem Jahr die Zahl der zu Pflegenden weiter steigen. Die Wartelisten in den Pflegeheimen werden noch länger. Was muss passieren, damit die Politik endlich handelt?
Die Kassen refinanzieren weder moderne Organisationsstrukturen noch nachhaltig umgebaute Immobilien. Sozialämter verschieben die Begleichung offener Rechnungen bei Pflegeeinrichtungen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Das Gleiche machen Amtsgerichte, die Entscheidungen über einen Immobilienverkauf eines zu Pflegenden gerne mal erst nach eineinhalb Jahren treffen. Bis dahin haben sich bei den Pflegeeinrichtungen meist mehrere Zehntausend Euro angesammelt, für die sie in Vorleistung gehen müssen.
Die Situation im Jahr 2024 wird sich im Vergleich zu 2023 noch weiter verschärfen, so meine Einschätzung. Schließlich stehen in diesem Jahr weitere deutliche Tarifsteigerungen an, die nur teilweise refinanziert sind.
Da die Sorge um die alternde Gesellschaft eine Gesamtverantwortung ist, muss jede:r Einzelne auch seinen:ihren Beitrag dazu geben. Eine Reform der Pflegeversicherung wird höhere Beiträge jedes Einzelnen bedeuten, das ist unpopulär für Politiker, aber ohne wird es nicht gehen. Wenn wir doch endlich die Neuaufstellung der Pflegefinanzierung angehen würden, um das Heimsterben zu stoppen! Diejenigen, die heute auf die Unterstützung von Heimen angewiesen sind, haben den Staat nach dem Zweiten Weltkrieg vielfach mit aufgebaut und sollten jetzt nicht auf der Straße sitzen müssen. Die Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass der Staat sie nicht im Stich lässt.