Nur mit Ehrenamtlichen möglich
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NesT" steht für Neustart im Team. So heißt das im Mai vom Bundesinnenministerium vorgestellte neue Aufnahmeprogramm für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge. Es bietet 500 Menschen aus einem unsicheren Drittstaat die Möglichkeit, legal und sicher nach Deutschland einzureisen. Analog zu dem bereits seit sieben Jahren in Deutschland bestehenden Resettle­ment-Programm werden die schutzsuchenden Per­sonen vom UN-Flüchtlingskommissariat und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in den Erstzufluchtsländern ausgewählt. Nach einem kurzen Aufenthalt im Grenzdurchgangslager Friedland leben sie dann am Wohnort der Mentoring-Gruppen. Das sind ehrenamtlich engagierte Privatpersonen oder Kirchengemeinden, die sich zusammenschließen und das ­Einleben in Deutschland begleiten - auch finanziell. Inzwischen haben sich 20 Gruppen gebildet.
Ein paar Hundert Menschen erhalten so eine neue Chance. Dies und die Hoffnung, dass sich neue lokale Unterstützungsnetzwerke für Geflüchtete bilden, ist generell positiv zu bewerten. Fraglich ist allerdings, wie die Mentoren in Anbetracht der bundesweiten Wohnungsnot Wohnungen für die aufgenommenen Personen finden sollen, die dem Sozialhilfesatz entsprechen. Auch die Zahl von nur 500 Personen erscheint im ­Kontext des europäischen und globalen Bedarfs als ­verschwindend gering.
Dennoch hat sich die Caritas dafür entschieden, die Entwicklung des Pilotprojekts gemeinsam mit Kirchen und anderen Wohlfahrtsverbänden aktiv zu begleiten, auch aus Solidarität mit Erstzufluchtsstaaten. "NesT" baut auf der Expertise von Geflüchteten sowie auf ­positiven Erfahrungen aus dem Resettlement-Programm auf. Die über "NesT" eingereisten Personen erhalten einen dreijährigen Aufenthaltstitel, der ihnen fast ebenso gute Startbedingungen bietet wie die Flüchtlingsanerkennung.
Wie sollen günstige Wohnungen ­gefunden werden?
Die Evaluation wird zeigen, ob "NesT" dem Projektslogan "Verantwortung teilen - Flüchtlinge schützen und begleiten" gerecht wird und welche Stolpersteine zukünftig überwunden werden müssen. Ich berate tagtäglich besonders schutzbedürftige Menschen, die über Resettlement und humanitäre Auf­nahmen eingereist sind, und finde neue Projekte sehr interessant und spannend. Ich plädiere aber dafür, das bereits etablierte Resettlement-Programm des Bundes auszubauen, um mehr Schutzbedürftige aufnehmen zu können.