Flexibel und unbürokratisch
Sektorenfrei, ganzheitlich, unbürokratisch, sozialraumorientiert und an den Bedarfen der Menschen ausgerichtet - so sieht das Netzwerk Alter & Pflege die Zukunft der Pflege. Diese Zukunft hat für die 50 seit 2015 zusammengeschlossenen Altenhilfeträger aus dem stationären und ambulanten Bereich in der Diözese Rottenburg-Stuttgart bereits begonnen. Jedenfalls in der pflegerischen und altersversorgenden Praxis. Bestes Beispiel hierfür ist, dass die Nachfrage nach Tagespflegeplätzen, Alltagsbegleitung und Nachbarschaftshilfe deutlich steigt. Aus dem Zusammenspiel von professioneller Pflege, familiärer Versorgung und ehrenamtlicher Begleitung älterer Menschen entwickeln sich neue Betreuungsformen im Alter und in der Pflege.
Hier ist die Praxis den geltenden leistungs- und vertragsrechtlichen Rahmenbedingungen schon einige Schritte voraus. Denn landesrechtliche Rahmenbedingungen wie etwa die Landesheimbauverordnung oder das Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetz blockieren durch starre Vorgaben derzeit noch eine echte Weiterentwicklung in der Pflege - und damit auch ein Ende der Trennung von ambulant und stationär. Diese Inkongruenz gilt es aufzuheben und die Regelungen entsprechend zu verändern. Die Pflege muss flexibel auf die Bedarfe der Menschen reagieren können, sei es bei der Wohnform oder bei der Betreuungs- und Pflegeleistung. Flexibilität ist auch eine Voraussetzung, damit Übergänge, etwa von der Häuslichkeit in eine betreute Pflege, sicher gelingen, flankiert durch intensive Beratung und Information. Und hier kommen die Kommunen ins Spiel. Mit dem klaren Ziel der Sozialraumorientierung ist es ihre Aufgabe, als Koordinatoren und Organisatoren die erforderlichen Netzwerke aus Gemeinde, Wohlfahrtspflege, politischen Entscheidungsträgern und Zivilgesellschaft zu bilden. Das Stichwort lautet: Bürger-Profi-Kommune-Mix.
Die Praxis ist den geltenden Vorschriften weit voraus
Damit verändern sich vor allem die Anforderungen an den Baustein "Profi". Wir brauchen neue Profile für die Berufe rund um Alter und Pflege. Es kommt darauf an, welche Kompetenzen in welcher Wohnform beim Pflegebedürftigen gefragt sind. Wir brauchen ein Übergangsmanagement beim Wechsel von der einen in die andere Wohnform. Grundlage hierfür ist das neue Pflegeberufereformgesetz, das auf kompetenz- anstelle von lehrzielbasierter Bildung setzt.
An Visionen, vielversprechenden Ansätzen und Ideen also fehlt es nicht. Doch noch sind nicht alle Weichen richtig gestellt, damit alle Rädchen ineinandergreifen und ihre Wirkung zum Wohle der Pflegebedürftigen entfalten können.