Selbstständig hinaus in die Arbeitswelt
Bei der Ondal Medical Systems GmbH in Hünfeld entstehen Tragarmsysteme für die Medizintechnik, die weltweit verkauft werden. Präzision und Sorgfalt der Mitarbeitenden sind in allen Produktionsstufen und beim Vertrieb wesentlich. Insofern ist es ein großer Vertrauensbeweis, dass Ondal nicht nur einzelne Aufgaben aus der Vorproduktion an die Caritas-Werkstätten in Haselstein und Fulda abgegeben hat. Mittlerweile haben auch vier Mitarbeitende der Werkstätten einen externen Arbeitsplatz unmittelbar im Hünfelder Ondal-Werk. "Wir haben Anfang des Jahres begonnen, Werkstatt-Mitarbeitende zunächst als Praktikantinnen und Praktikanten bei uns in der Montage probeweise einzusetzen", erklärt die stellvertretende Personalleiterin von Ondal, Ina Lohse. "Es ging dabei zunächst vor allem darum, zu testen, welche Aufgaben vergeben werden können, und wie wir die ‚Neulinge‘ in die Teams im Hause integrieren. Inzwischen hat sich alles gut eingespielt, so dass die vier Mitarbeitenden aus den Caritas-Werkstätten eine echte Unterstützung unserer Fachkräfte sind. Und auch darüber hinaus empfinden alle hier im Betrieb diese Teamverstärkung als große Bereicherung."
"Betriebsintegrierte Beschäftigung" nennt sich dieses Konzept. Für die Caritas-Werkstätten sind als Fachkräfte für berufliche Integration und Inklusion Vanessa Hohmann und Albert Wiegand verantwortlich. Zum Team gehört auch ein Mitarbeiter der Werkstatt "Carisma" für psychisch kranke Menschen. Sie alle fungieren als Ansprechpartner für die Firmen, die an Mitarbeitenden aus den Werkstätten interessiert und bereit sind, entsprechend angepasste externe Arbeitsplätze zu schaffen. "Die Firmen haben eigentlich viele Vorteile und gehen kein wirkliches Risiko ein", erläutert Vanessa Hohmann. "Sie können ihre eigenen Fachkräfte entlasten, denn unsere Mitarbeitenden übernehmen unterstützende Aufgaben. Dabei bleiben unsere Leute Werkstatt-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter, und wir begleiten sie auch weiterhin, falls es Probleme gibt oder doch mal Sorgen und Nöte im Arbeitsalltag aufkommen."
Es ist ein Gewinn für alle
Denn klar - der Schritt heraus aus dem gut behüteten Werkstattalltag ist eine Mutprobe. Auch müssen sich Werkstattmitarbeitende an die Arbeitsbedingungen mit strikteren Abläufen und Regularien wie zum Beispiel Pausenzeiten anpassen. Morgens müssen sie eigenständig per öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) oder zu Fuß zum Arbeitsort kommen und auch den Heimweg ohne Hilfe bewältigen. Nicht alle schaffen das. "Aber diejenigen, die wir vermitteln, bringen uns regelrecht zum Erstaunen", erläutert Vanessa Hohmann. "Denn sie alle erweitern ihren Horizont, gewinnen an Mobilität, sind selbstbewusster und wachsen an ihren Aufgaben!" So konnten Vanessa Hohmann und Albert Wiegand eine Frau mit geistiger Behinderung, die lange Jahre in der Werkstatt nur Hilfstätigkeiten ausgeführt hatte, erfolgreich an eine Förderschule vermitteln. Die Frau ist dort nun erfolgreich als Unterrichtsbegleiterin im Einsatz. "Aufgrund ihrer Empathie hat sie zu den Kindern einen sehr guten Draht und kann das Lehrpersonal im Unterricht optimal unterstützen", berichtet Vanessa Hohmann. "Das ist natürlich ein ganz herausragender Einzelfall, über den wir uns sehr freuen. Doch kann man sagen, dass es eigentlich für alle ein Gewinn ist. Und falls es wirklich nicht geht auf dem externen Arbeitsplatz, darf jeder auch ohne Wenn und Aber in die Werkstatt zurückkehren - niemand kann in diesem Sinne scheitern!"
"Diese Form der Kooperation zwischen unseren Werkstätten und den Unternehmen ist auf jeden Fall stets ein gemeinsames Projekt", erläutert Albert Wiegand, der mit den regionalen Betrieben auch die Arbeits- und Produktionsaufträge für die 230 Mitarbeitenden am Werkstattstandort in Fulda-Neuenberg aushandelt und daher enge Kontakte zu den Betrieben pflegt.
Viele externe Arbeitsplätze entstehen im Gespräch
"Im Prinzip ähneln die Tätigkeiten unserer Mitarbeitenden auf einem Außenarbeitsplatz in den Unternehmen denen, die auch hier bei uns im Hause in einer Montagegruppe abgewickelt werden. Viele der externen Arbeitsplätze, die wir vermitteln, entstehen im Gespräch, wenn wir Montageaufträge und die nötigen Arbeitsabläufe bereden. Dann ergibt sich plötzlich die Möglichkeit, einen Teil der Arbeit doch auch unmittelbar am Firmensitz zu erledigen. Andere Außenarbeitsplätze entstehen tatsächlich auf dem Wege der ‚kalten Akquise‘ - das heißt, wir rufen an, stellen unsere Tätigkeit vor und können Interesse wecken."
Der externe Arbeitsplatz ist, wenn er keine Überforderung darstellt, aus Sicht der Caritas ein wesentlicher individueller Schritt zu noch mehr Teilhabe und Inklusion. Bei Ondal Hünfeld wiederum ist man zufrieden und will in aller Ruhe weiter schauen, ob es darüber hinaus noch andere Kooperationsmöglichkeiten geben kann: Die Zusammenarbeit mit den Caritas-Werkstätten, so Ina Lohse, habe sich schon auf so vielen Ebenen bewährt. Insofern sei man zu weiteren Testläufen auf jeden Fall bereit.
Mehr Infos: Caritas Eingliederungshilfe und Teilhabe Fulda, Fachstelle berufliche Integration und Auftragskoordination, Vanessa Hohmann, Albert Wiegand, St.-Vinzenz-Straße 52, 36041 Fulda, Tel. 06 61/9 02 33-1 12 oder -2 12, E-Mail: vanessa.hohmann@caritas-fulda.de bzw. albert.wiegand@caritas-fulda.de
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