Denn nicht nur die Spritze heilt
Herr Groß, Können Sie uns Ihre Arbeit kurz vorstellen?
Unser Institut hat eine bereits elfjährige Geschichte im Erzbistum Paderborn. Die Bistumsleitung war und ist der Meinung: Wenn katholische Einrichtungen ihr Profil schärfen und christliche Werte nach innen leben und nach außen deutlich zeigen, bringt das einen Marktvorteil und verwirklicht den Auftrag Jesu. Denn nicht nur die Spritze macht gesund, sondern auch jedes gute Wort. Unsere Kunden sind Krankenhäuser, Altenhilfe- und Jugendhilfeeinrichtungen oder Kindertagesstätten. Gelebte ethische Grundsätze und ein deutlicher christlicher Markenkern stärken eine Einrichtung personell und wirtschaftlich. Bei Kunden und in der Politik wird man als verlässlicher Partner wahrgenommen, der gute wertebasierte Arbeit macht. Erfolgreiche Prozesse zeigen: Mitarbeitende bleiben länger im Unternehmen und sind weniger krank, wenn die Atmosphäre stimmt, wenn sie sich mit der Einrichtung identifizieren und ihre eigenen Werte im Beruf leben können. Wir sind die einzige kirchliche Unternehmensberatung dieser Art in Deutschland. Wir beraten gegebenenfalls auch über die Bistumsgrenzen hinaus, deutschlandweit.
Wie sieht eine solche Beratung oder Begleitung aus?
Zunächst machen wir nach Bedarf eine Analyse mit unserem Tool German-CIM (Catholic Identity Matrix). Wir schauen, was an christlicher Organisationskultur schon da ist. Danach überlegen wir, welche weiteren Maßnahmen nötig sind. Beispielsweise kann in einem Krankenhaus eine ethische Begleitung der Visite fest in die Organisationsabläufe eingebettet werden. Das bedeutet, dass auf Intensivstationen immer Ethikbeauftragte dabei sind und bei medizin-ethischen Fragen zur Seite stehen. Im Profilprozess beziehen wir alle Ebenen mit ein, dazu gehören Arbeitsgruppen, in denen sich die Chefärzteschaft mit Reinigungskräften austauscht. Christliche Profilbildung muss von der Leitung gewollt sein und alle Ebenen erreichen. Es ist nicht damit getan, dass man einen Seelsorger mit geringem Arbeitsumfang einstellt oder ein Leitbild an die Wand klebt. Zur Basisausstattung gehören gut ausgebildete Ethikbeauftragte und Kulturbotschafter, damit Profilarbeit auch mit Leben gefüllt wird. Nur ein Stichwort dabei ist das Thema assistierter Suizid, auf das wir institutionell dringend vorbereitet sein müssen.
Was sind die größten Probleme und Herausforderungen?
Ich sehe vier Problemfelder. Zum ersten: Es gibt in der Gesellschaft immer weniger Menschen, die für die christlichen Werte brennen, und zweitens, eng damit verbunden, ein plurales Lebens- und Glaubensverständnis. Auffallend dabei jedoch ist ein wachsendes Interesse an Sinn- und Wertfragen. Drittens die steigende Arbeitsdichte in sozialen Berufen, zunehmender Wettbewerb, drohende Insolvenzen und Fachkräftemangel, viertens ein Generationswechsel in der Mitarbeiterschaft und die Idee junger Menschen von der Arbeitswelt. Die Frage ist: Wie bringe ich die Menschen und deren Vorstellungen von Arbeit und Leben mit dem zusammen, was ich als Einrichtung brauche?
Wie lange dauert so ein Prozess und was kostet er?
Das Erzbischöfliche Generalvikariat Paderborn ist unser Träger, so dass wir nicht gewinnorientiert, sondern nur kostendeckend arbeiten. Unsere Sätze liegen durch diese Förderung im Erzbistum unter üblichen Beraterhonoraren. Die Dauer ist sehr unterschiedlich, je nachdem, was angefragt ist. Das kann von ein paar wenigen Monaten bis zu zwei Jahren gehen.
Was beinhaltet für Sie das "christliche Profil"?
Auf keinen Fall ist es nur der Halleluja-Kreis mit einer Kerze in der Mitte, wie manche noch immer denken. Ein christliches Profil muss von allen getragen werden, es ist ein immerwährender unternehmerischer Prozess. Die christliche Soziallehre ist zentral. Nicht verhandelbar sind die Menschenwürde und der ganzheitliche Blick auf jeden Menschen in jeder Lebenslage. Das gilt für Kunden gleichermaßen wie für Mitarbeitende. Partizipation und Respekt in der Dienstgemeinschaft sind grundlegend. Christliche Ethik fordert ein nachhaltiges Wirtschaften, aber auch ein Nachdenken über Gehaltsfragen gehört dazu. Und eines muss klar sein: Werte- und Profilarbeit ist nicht das Sahnehäubchen, sondern ein grundlegender Marktvorteil, den wir als Kirche nutzen sollten.
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