Mehr Klimaschutz durch freiwilliges Tempolimit
Sie stehen zum Ziel der klimaneutralen Caritas. Was haben Sie in Ihrem Verband bisher dafür getan?
Unsere Rücklagen als Caritasverband im Landkreis Nürnberger Land sind begrenzt. Dennoch tun wir, was wir können: Wir unterstützen die dienstliche und private Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs mit bis zu 50 Prozent der Kosten. Wir haben drei Gebäude energetisch saniert und unser Beschaffungswesen umorganisiert. Demnächst werden rund 20 Prozent unseres großen Fuhrparks elektrisch betrieben, nachdem wir erhebliche Investitionen in die Ladeinfrastruktur getätigt haben.
Also alles auf einem guten Weg?
Leider nicht. Wir sind mittlerweile am Ende unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten. Rechtliche Unwägbarkeiten im Immobilienbereich, das Auslaufen von Förderprogrammen und das unmäßig lange Warten auf die Genehmigung eines Klimaschutzmanagers durch die Zukunft - Umwelt - Gesellschaft (ZUG) lassen weitere trägerseitige Schritte Richtung Klimaschutz in die Ferne rücken.
Sehen Sie weitere Hebel, um mehr Klimaschutz zu realisieren?
Unsere vor zwei Jahren gegründete Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit hat sich mit dem Ansatz der Suffizienz auseinandergesetzt (vgl. neue caritas Heft 15/2023): Wie kann es uns gelingen, weniger zu konsumieren und dennoch gut zu leben? Bei einem Fachtag haben wir allen 37 Teams den Auftrag gegeben, selbst Ideen dazu zu entwickeln. Wir haben festgestellt, dass mit geringen Mitteln enorm viel bewegt werden kann.
Welche Vorschläge haben Ihre Mitarbeitenden eingebracht?
Wir wollten deutlich machen, dass alle - egal, ob beruflich oder in der Freizeit - einen Beitrag leisten können. Es ist wichtig, dass wir ins Handeln kommen. Die gezieltere Ausrichtung der Werbung für unsere Gebrauchtmöbelmärkte auf den Klimaschutz, der Einsatz privater E-Fahrzeuge für dienstliche Zwecke und umgekehrt oder die verstärkte Unterstützung von Homeoffice und E-Bikes sind sinnvolle Beiträge der Teams.
Und worauf wollen Sie konkret verzichten?
Wir müssen anerkennen, dass vieles von dem, was wir wollen, nicht umsetzbar ist. Beispielsweise können aktuell nicht alle Fahrzeuge durch Elektroautos ersetzt werden. Eine weitere Idee war ein freiwilliges Tempolimit. Festgelegt wurde: Wir halten uns in Ortschaften und auf Landstraßen an die vorgeschriebene Geschwindigkeit, auch wenn es stressig wird. Auf der Autobahn fahren wir nicht schneller als 100.
Warum gerade ein freiwilliges Tempolimit?
Das Umweltbundesamt hat bereits 2020 in einer Studie festgestellt, dass das Klimaziel für den Sektor Verkehr sofort erreicht wäre, wenn das Tempolimit für alle eingeführt würde. Die Studie hat auch gezeigt, dass auf deutschen Autobahnen im Schnitt oft nur 100 gefahren wird. Wir tun das also ab jetzt freiwillig, wer will, auch privat, und haben dazu einen schicken Sticker entwickelt, den wir auf unsere 80 Dienstautos kleben und allen rund 800 Haupt- und Ehrenamtlichen mit dem nächsten Geburtstagsgruß schicken. Für uns ist das ein gutes Beispiel für Suffizienz.
Warum ist Ihnen der Klimaschutz so wichtig?
Wir müssen verstehen, dass der Klimawandel mit unserem Konsum und der Klimaschutz mit unserem Verzicht zu tun hat. Jedes Weiter-so-wie-bisher ist eine Illusion. Ob mehr Klimaschutz die Wirtschaftskraft unseres Landes zerstören wird, lässt sich nicht sagen. Doch wenn wir so weitermachen, wird uns diese Wirtschaft töten.
Spricht dafür, das auch außerhalb der Caritas zum Thema zu machen?
Absolut, deshalb haben wir mit einem breiten Bündnis ein großes "Radeln für den Klimaschutz" veranstaltet. Dabei wurden wir auf zwei Bundesstraßen zu einem Verkehrshindernis und waren in allen Medien. Das Signal war deutlich: Die Caritas und viele andere Organisationen machen sich für den Klimaschutz stark. Das ist unser Beitrag zur sozialpolitischen Bewusstseinsbildung.
Migration: Wir brauchen einander
Theologischer Musterwechsel bei Kirche und Caritas
Identität wird zur Aufgabe
Caritas? – Äh, wer bitte?
Wachsender gesellschaftlicher Bedarf bei geringerem Angebot
Selbstführung als Basis für Chefs
Denn nicht nur die Spritze heilt
Zukunftsfähig bleiben durch effektives Datenmanagement
Selbstständig hinaus in die Arbeitswelt
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}