Ohne staatliche Mittel wird Klimaschutz nicht klappen
ot sehen und handeln" - wer das ernst nimmt, kommt am Thema Nachhaltigkeit und besonders am Klimaschutz nicht vorbei. Bereits jetzt sind die Auswirkungen der Klimakrise deutlich zu spüren. Die Frequenz von Extremwetterereignissen wie Dürren, Überflutungen und Hitzewellen nimmt überall auf der Welt zu. Die Konsequenzen sind dramatisch: Hungersnöte, Krankheiten, Konflikte, Vertreibung und Flucht - letztendlich unweigerlich mehr Not und Elend. Besonders hart treffen diese Folgen arme Menschen im globalen Süden, aber auch in reichen Ländern wie dem unseren. Hier beginnt die Ungerechtigkeit: Einkommen und Ressourcenverbrauch und damit auch klimaschädliche Emissionen korrelieren. Arme Menschen haben viel weniger zum Klimawandel beigetragen als reiche, den Folgen sind Erstere allerdings oft schutzlos ausgeliefert.
In der Caritas wird diese Not gesehen und es muss gehandelt werden. Zum einen als Anwältin für benachteiligte Menschen. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass die Kosten für Klimaschutz gerecht verteilt werden und alle von Klimaanpassungen profitieren können. Zum anderen müssen wir einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten und den CO2-Fußabdruck der Dienste und Einrichtungen reduzieren. Denn mit rund 25.000 Einrichtungen und Diensten, mehr als 690.000 Mitarbeitenden und mehreren Hunderttausend Ehrenamtlichen hat die Caritas einen in der Summe signifikanten CO2-Ausstoß. Und so wie in der Energiekrise jede eingesparte Kilowattstunde Strom zählt, zählt in der Klimakrise jede eingesparte Tonne CO2.
Lösungen für kleinere Träger mitdenken
Die Aufgabe ist ein ungeheurer Kraftakt und gleichzeitig ein Marathon. Um sie zu bewältigen, müssen sich die Akteure in den verschiedenen Verbänden und auf den verschiedenen Ebenen austauschen, Wissen teilen und sich vernetzen. Die Diözesan-Caritasverbände in NRW haben so beispielsweise den Kooperationskreis Klimaschutz ins Leben gerufen. In diesem tauschen sich die in den DiCVen zuständigen Referent:innen fachlich aus. Dieses kontinuierliche "Voneinanderwissen" hat auch auf Leitungsebene einen Mehrwert. Ein weiteres Beispiel für Zusammenarbeit beim Klimaschutz ist das Photovoltaikprojekt der fünf Diözesan-Caritasverbände in NRW und der Pax-Bank. Als Projektpartner wird gemeinsam mit der Ortsebene eruiert, wie das im Verband vorhandene Potenzial an Dachflächen möglichst umfänglich für die Stromgewinnung aus Photovoltaik nutzbar gemacht werden kann. Dabei sollen Lösungen für kleinere und/oder finanziell schwächere Träger explizit mitgedacht werden. Die Ergebnisse sollen nicht unter Verschluss bleiben, sondern hoffentlich als Best Practice dem Gesamtverband zugänglich gemacht werden.
Das Projekt zeigt aber auch: Klimaschutz braucht Investitionen. Die Krux im verbandlichen Zusammenhang ist dabei die Refinanzierung. Maßnahmen, die die Nachhaltigkeit und den Klimaschutz steigern, können bisher kaum bei den Kostenträgern geltend gemacht werden. Schlimmer noch, beim Einsatz regenerativer Energien beispielsweise in Pflegeeinrichtungen besteht die Gefahr, dass sich geringere Stromkosten unabhängig von den angefallenen Investitionskosten negativ auf den Pflegesatz auswirken. Auch Maßnahmen zur Steigerung der Gebäudeenergieeffizienz werden weiterhin in Regelsanierungszyklen von mehreren Jahrzehnten verstanden. Das wird der Dringlichkeit, die die grüne Transformation mit Blick auf das Erreichen der Klimaziele haben muss, nicht gerecht.
Immerhin werden die Einrichtungen und Dienste langsam bei Fördermöglichkeiten zum Klimaschutz mitgedacht. So wurde Anfang des Jahres 2022 die Kommunalrichtlinie als Teil der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Wirtschaftsministeriums für Träger der freien Wohlfahrtspflege geöffnet. Die förderbaren investiven Maßnahmen gehen dabei leider größtenteils am Bedarf vorbei. Über die Förderung sogenannter strategischer Maßnahmen, wie einem Klimaschutzmanagement oder einer Klimaschutzkoordination, gibt es allerdings die Möglichkeit, eingesetztes externes wie internes Fachpersonal fördern zu lassen. Nichtsdestoweniger muss festgehalten werden, dass bei den Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen, die bereits auf den Weg gebracht wurden oder demnächst beginnen, in aller Regel Vorkasse geleistet werden muss.
Keine Möglichkeit, den hohen Investitionsbedarf aufzubringen
Die derzeitige Klimaschutzpolitik der Regierung reicht nicht aus. Weder dafür, dass Deutschland seinen Beitrag zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius leistet, noch dafür, dass die freie Wohlfahrtspflege in die Lage versetzt wird, klimaneutral zu werden. Dabei ist die Caritas im besten Sinne ambitioniert, wie man unschwer am Ziel der klimaneutralen Caritas bis zum Jahr 2030 sehen kann. Aber es gibt keine Möglichkeit, den Investitionsbedarf von vielen Milliarden Euro aufzubringen. Hier braucht es gezielte staatliche Unterstützung, und das möglichst schnell. Die freie Wohlfahrtspflege darf beim Klimaschutz nicht als Nebenschauplatz verstanden werden, denn das ist sie nicht: Mit fast zwei Millionen Beschäftigten, drei Millionen Freiwilligen und noch mehr Menschen, die Dienste und Einrichtungen der gesamten freien Wohlfahrtspflege in Anspruch nehmen, ist sie eine der größten Branchen Deutschlands. Darauf müssen wir in der sozialpolitischen Vertretung offenbar viel deutlicher aufmerksam machen, ebenso auf die Rolle, die wir in der grünen Transformation gerne spielen wollen, wenn man uns lässt.
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