Gut verzahnt im Ganztag
Maja steht auf und räumt die Werkzeuge weg. Dann betrachtet sie ihren Hasen von beiden Seiten. An dem Holztier hat sie bis zum Läuten um 13 Uhr gearbeitet. Der Werkunterricht war die letzte Unterrichtseinheit für die vierten Klassen an der katholischen Grundschule St. Joseph in Hamburg. Sie markiert den Übergang zur Nachmittagsbetreuung. Das Besondere an diesen Kursen: Sie werden sowohl von Lehrkräften wie auch von Erzieher:innen gegeben. Einmal in der Woche haben die Schüler:innen AG-Unterricht. Am Mittwoch sind die Viertklässler dran. "Video und Popkultur" und "Upcycling" stehen neben "Werken" auf dem Programm.
"Es ist Teil unseres Schulkonzepts", erklärt Mathias Zirkel, Leiter der GBS1, "dass sowohl Erzieher als auch Lehrer Angebote für die Kinder machen." An dieser Schule wurde ein Kooperationsprofil mit erhöhten Stundeneinheiten am Vormittag für die Erzieher:innen entwickelt. Die intensivere Kooperation wirkt sich auf eine reibungslosere Verzahnung aus. Was die Kinder am Vormittag erlebt haben, wird nicht nur über einen kurzen Vermerk oder ein "Tür-und-Angel-Gespräch" weitergegeben. "Das Wissen um emotionale Erlebnisse der Kinder, die einen besonderen Blick brauchen, wird durch den verstärkten Einsatz der GBS-Mitarbeiter am Vormittag auch am Nachmittag sichergestellt", beschreibt Zirkel. Es ist das Herzstück des Konzepts.
Gemeinsam in Konferenzen
So können auch attraktivere Stundenzuschnitte für die Mitarbeitenden der Jugendhilfe angeboten werden. "Es ist ein wichtiges Instrument, um Mitarbeiter zu binden. Einige Kollegen haben 30-Stunden-Verträge nur mit dem Jugendhilfeträger, andere haben einen zweiten Vertrag mit der Schule geschlossen", so Zirkel.
Auch an Konferenzen und Lernentwicklungsgesprächen nehmen die Erzieher- und Lehrer-Tandems gemeinsam teil. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Weitere Verzahnungsinstrumente: das Begleiten von Ausflügen, die Ganztagsklassenrat-Stunde, an der das Lehrer-Erzieher-Tandem teilnimmt, das "Ferdi"-Programm (Schulsozialarbeit) und die "Insel-Arbeit". Die Insel ist ein Ort, an den sich Kinder mit pädagogischer Begleitung zurückziehen können, um gestärkt in den Schulalltag zurückzukehren. Zudem begleiten die Erzieher:innen die Kinder an Feiertagen zum Gottesdienst und feiern die Feste mit der Schulgemeinschaft.
"Als Eltern war uns diese Besonderheit der engen Verzahnung gar nicht so bewusst", staunt Elternratsvorsitzende Denise Pieplow: "Das müssen wir unbedingt verstärkt kommunizieren. Für uns als Eltern ist es wichtig, dass die Kinder vom Kommen am Morgen bis zum Abholen am Nachmittag gut aufgehoben sind." Sie hat ein "absolut gutes Gefühl". Ihre Tochter ist jetzt in der vierten Klasse. Das Konzept scheint aufzugehen.
"Eine gelungene Schule ist ein Lebensort für Kinder, an dem sie sich wohl- und willkommen fühlen, wo sie Raum für Bewegung, Ruhe, Freiheit und Partizipation finden", erklärt die stellvertretende Schulleiterin Susann Lux. Daran arbeiteten hier alle. Lux lobt die transparente, enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Beteiligten. So haben Kinder, Eltern und die Ganztagsschulmitarbeitenden 2020 gemeinsam einen neuen Caterer ausgesucht - und sind zufrieden.
Yade ist Klassensprecherin und betont, dass die Schüler ein Mitspracherecht haben. "Wir gestalten den Schulhof mit. Bald bekommen wir auch die Kletterwand, die wir haben wollen, denn wir sind eine sehr demokratische Schule." Auch bei der Mensagestaltung hatten die Kinder Mitspracherecht. "So eine bunte Tapete hätten wir Erwachsenen vermutlich nicht gewählt", glaubt Mathias Zirkel. Die Mensa scheint ihr Raum zu sein. Sie gehen sorgsam mit ihm um.
Schrittweise wird seit 2015 eine engere Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfeträger umgesetzt. Die Zusammenarbeit läuft heute geordneter. Die Haltung und Akzeptanz der Professionen zueinander entwickelt sich positiv. In St. Joseph ist man auf einem guten Weg, doch noch lange nicht am Ziel: Nicht für alle Mitarbeitenden gibt es auskömmliche Stundenverträge, und der stärkere Einsatz von Erzieher:innen am Vormittag birgt noch viel Potenzial für die Förderung der Kinder.
Anmerkung
1.GBS = Ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen.
Trägervielfalt ist wichtig
Fördermittelmanagement: Die Mittel sind vorhanden
Nie war Kollaboration einfacher
Gut verzahnt im Ganztag
Offene Ganztagsschule Hombüchel, Wuppertal (NRW)
„ISBA“: Ganztagsbildung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Köln
Sankt-Antonius-Schule, Wuppertal (Nordrhein-Westfalen)
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