Synodaler Weg: „Der Druck nach Veränderung ist nach wie vor groß“
neue caritas: Was stand auf der Tagesordnung an diesem erneuten Termin?
Peter Neher: Aufgrund der Corona-Pandemie war es leider wieder keine reguläre Synodalversammlung wie schon im Herbst 2020, wo außerplanmäßige regionale Versammlungen stattfanden. Dieses Mal also eine Online-Konferenz. Dabei wurden in der Form von Hearings die bisherigen Ergebnisse aus den Synodalforen in Arbeitsgruppen beraten. Vielleicht noch einmal zur Erinnerung, welches die Themen dieser Foren sind:
- Macht und Gewaltenteilung in der Kirche - gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag;
- Priesterliche Existenz heute;
- Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche;
- Leben in gelingenden Beziehungen - Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft.
Mit welchem Ziel haben Sie teilgenommen?
Mein Anliegen war es, einen Überblick über die Sachstände der einzelnen Diskussionsstränge zu bekommen und mich insbesondere in die Diskussion um Macht und Gewaltenteilung in der Kirche einzubringen, da es das einzige Forum war, zu dem ein ausführlicher Text vorlag.
Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?
Eindrucksvoll war gleich zu Beginn der ausführliche Bericht zum Stand der Aufklärung und zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in unserer Kirche. Insbesondere das Sprecherteam des sich neu konstituierenden Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz hat eindringlich daran erinnert, worum es eigentlich beim Synodalen Weg geht: um nicht mehr und nicht weniger als um grundsätzliche Veränderungen in den Bereichen unserer Kirche, die maßgeblich zum Skandal des sexuellen Missbrauchs geführt haben. Der Synodale Weg darf "kein Make-up für die hässliche Fratze des Missbrauchs" werden, so die eindringlichen Worte von Johannes Norpoth vom Betroffenenbeirat.
Waren auch die Spannungen spürbar, mit denen derzeit die katholische Kirche in Deutschland konfrontiert ist?
Die Vorstellung und Diskussion der einzelnen Ergebnisse aus den Foren haben einmal mehr gezeigt, wie groß die Erwartung und der Druck nach Veränderung beispielsweise in der Frage der Zulassung von Frauen für alle Dienste und Ämter in der Kirche sind oder nach einer Sexualmoral, bei der die Definitionshoheit von Sexualität bei den Menschen liegt und sexuelle Selbstbestimmung auch für die Kirche zu gelten hat. Das ist ein mehrheitlicher Wille, der aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass es dagegen massive Widerstände gibt, die nicht zu ignorieren sind.
Wie soll es nun weitergehen im Prozess?
Die erste reguläre Lesung zu den noch zu erarbeitenden Texten wird auf der zweiten Synodalversammlung im September 2021 stattfinden. Der Synodale Weg wurde aufgrund der Corona-Pandemie insgesamt um ein Jahr verlängert, so dass nach momentaner Planung die dritte Synodalversammlung zum Jahresanfang 2022 und die abschließende Versammlung im Herbst 2022 stattfinden werden.
Aus Rom wurde bislang eher kritisch nach Deutschland und auf den Synodalen Weg geschaut. Geben Sie ihm und seinem Anliegen zur Veränderung dennoch eine Chance?
Nach wie vor gilt für mich, dass es dringend notwendig ist, die angestoßenen Themen zu bearbeiten und darüber zu befinden, was in unserem Land beantwortet werden muss und was an anderer Stelle zu entscheiden ist. Und bei beidem kann ich meine Skepsis nicht verhehlen - weiß aber auch keine andere Antwort als die drängende Bitte um Gottes Geist. Geht es doch letztlich darum, dass die Botschaft eines menschenfreundlichen Gottes in unserer Gesellschaft zum Tragen kommen kann, denn die Menschen haben Sehnsucht nach einer Hoffnung - und vieles in unserer Kirche steht dem seit Jahren im Weg. Das darf und kann; einfach nicht so bleiben!
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