Wie wirksam ist die Caritas?
Immer noch schlagen sich Dienste und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege mit dem Vorurteil herum, ihre Leistungen belasteten den kommunalen Haushalt. Der Nutzen wird nicht ausreichend gewürdigt. Dass dies so ist, liegt auch am Versäumnis vieler Träger, die Wirksamkeit ihrer Arbeit gegenüber ihren relevanten Interessengruppen deutlich zu machen - dazu zählen die Spender(innen), Kostenträger und andere Mittelgeber sowie die politischen Instanzen. Es gilt in der öffentlichen Diskussion deutlich zu machen, dass die Erbringung caritativer Dienstleistungen kein "Verbrauch von Ressourcen" ist, sondern dass sie eine soziale Investition in das Gemeinwohl darstellt. Aber was meinen wir eigentlich mit "Wirkung des Sozialen"? Reicht es dafür nicht, auf das Qualitätsmanagement der Dienste und Einrichtungen zu verweisen, das in den letzten Jahren vielerorts systematisch aufgebaut worden ist (mit den Ausprägungen Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität)?
Formen der Wirksamkeit
Das erweiterte Wirkungsverständnis macht nicht beim Output einer Einrichtung halt (wie gut erreiche ich meine Zielgruppe mit bestimmten Leistungsangeboten?). Sondern es fragt auch nach dem Outcome (wie verändern meine Leistungsangebote die Fähigkeiten, das Handeln und die Lebenslagen meiner Zielgruppen?) oder als anspruchsvollster Kategorie nach dem Impact (wie verändern meine Leistungsangebote die Gesellschaft?). Diese qualitativen Ausprägungen der Wirkung sozialer Arbeit sollten durch die ökonomische Dimension ergänzt werden: Welchen Beitrag leisten soziale Dienste und Einrichtungen zur wirtschaftlichen Wertschöpfung einer Kommune (zum Beispiel in Form von Arbeitsplätzen und Konsumnachfrage) oder zur Vermeidung sozialer Kosten (zum Beispiel durch Betreuung wohnungsloser Menschen)? In Wissenschaft und Praxis wurden Wirkungskonzepte entwickelt und erprobt.2
Qualitativ und quantitativ
Mehrere Gründe sprechen dafür, als Caritas verstärkt in die Wirkungsanalyse und -orientierung zu investieren: Nach innen gerichtet können diese eine wichtige Aussage dazu treffen, in welche Hilfebereiche die Caritas ihre knappen Ressourcen lenken sollte (interne Leistungssteuerung). Als Caritas brauchen wir aber auch ein wirkungsorientiertes Reporting-Instrument zur Fundierung unserer Verhandlungen mit den Kostenträgern sowie zur Gestaltung unserer Öffentlichkeitsarbeit. Auch für den innerkirchlichen Dialog kann der Wirkungsnachweis der diakonischen Arbeit hilfreich sein.
Die Pflegetransparenzvereinbarung für Pflegeeinrichtungen und – als neueste Entwicklung – die im SGB V geplanten Qualitätsindikatoren für Zu- und Abschläge in der Krankenhausvergütung zeigen, dass wir ein starkes Interesse daran haben müssen, die Diskussion um Qualitäts- und Wirkungsmaßstäbe mitzugestalten, damit die eigenen Kriterien, Anforderungen und Ressourcen für die Wirksamkeit der Leistungen adäquat berücksichtigt werden.
Dabei gilt es zu beachten, dass es neben messbaren Wirkungen auch für das eigene Selbstverständnis wesentliche, jedoch nicht messbare Wirkungen der Caritas-Arbeit gibt, die auf qualitative Weise beschrieben werden müssen. Die Entwicklung und Umsetzung fachspezifischer, valider Erhebungsinstrumente und -verfahren erfordert eine Kooperation von freier Wohlfahrtspflege, Fachwissenschaft sowie Interessenverbänden und Kostenträgern. Zudem sollten Indikatoren zur Wirkungsmessung im Qualitätsmanagement der Caritas-Träger verankert werden.
Anmerkungen
1. Der Artikel basiert auf dem Bericht der Kommission "Ökonomie der Caritas" der Delegiertenversammlung (DV) des Deutschen Caritasverbandes, den diese auf der DV 2016 in Köln einbrachte.
2. Siehe für einen Überblick über bestehende Methoden: Centrum für soziale Investitionen und Innovationen CSI: Transparenzgutachten: Möglichkeiten, Wirkungen (in) der Freien Wohlfahrtspflege zu messen. Heidelberg, Oktober 2015, abrufbar unter www.bagfw.de. Ein erster Überblick über bestehende Wirkungsstudien unter Beteiligung der Caritas kann per E-Mail an: unternehmen@caritas.de angefordert werden.
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