Auf die gelebten Werte kommt es an
Um zu beantworten, ob Mitarbeitende der Caritas Luxemburg katholisch sein müssen und der Verband entsprechend sein christliches Profil deutlich machen muss, gilt es, grundsätzliche Fragen zu stellen: Gibt es eine christliche Art und Weise, einen Kranken zu pflegen? Machen Christen etwas besser bei der Pflege eines Kranken, weil sie Christen sind? Die Antwort lautet: nein. Es gibt keinen Unterschied. Es ist nicht so, dass eine Pflegekraft der Caritas den Verband anlegt und ein gutes Wort für den Kranken findet, und die Pflegekraft eines anderen Wohlfahrtverbandes legt nur den Verband an. Wichtig ist, dass soziale Arbeit professionell und gut gemacht wird. Zum "Gutsein" gehört, den ganzen Menschen im Blick zu haben. Die Antwort lautet also: Der/Die Pflegende muss nicht Christ sein, sondern er/sie muss gewisse Werte mittragen. Dies sind auch die Werte, welche die Caritas vertritt - wir handeln aus christlicher Nächstenliebe, geleitet von folgenden Werten:
- der Würde des Menschen;
- der vorrangigen Option für die Armen;
- der universellen Bestimmung der Güter unserer Erde;
- der Solidarität;
- der nachhaltigen Entwicklung und Erhaltung des menschlichen Lebensraumes.
Der Wert der Würde des Menschen ist dabei ein absoluter, kein relativer Wert. Diese Werte stellen nicht einfach schöne Worte dar, sondern nach diesen Werten wird gehandelt und gelebt.
Die Christlichkeit der Caritas zeigt sich darin, wie wir mit unseren Klient(inn)en, Obdachlosen, Flüchtlingen, in Schwierigkeiten geratenen Menschen, schutzbedürftigen Kindern und Jugendlichen umgehen. Dabei ist darauf zu achten, dass die falsch verstandene Professionalität, der Dienst nach Vorschrift, nicht überwiegt. Ein Hauch Menschlichkeit gehört immer dazu. Jeder Mensch wird als Persönlichkeit wahrgenommen und wird geliebt; es wird nicht über den Menschen verfügt. Es geht für die Caritas darum, Menschen zu befähigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, ins Gesellschaftspolitische hineinzuwirken, unsere Welt gerechter zu machen. Jeder Mensch hat das Recht auf volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in seiner breiten Gesamtheit. All dies gelingt nicht immer. Es gelingt uns allen auch nicht immer, ein guter Christ zu sein.
Seit langem werden auch Nichtchristen eingestellt
Die Handlungsmaxime der Luxemburger Caritas ist es also, sich an oben genannten Werten orientierend gute Arbeit im Dienste unserer Klient(inn)en zu leisten. Es wird von den Mitarbeitenden erwartet, dass sie die Werte der Caritas auch nach außen tragen, und dies nicht allein auf ihre Arbeitszeit beschränkt. Dies geben wir unseren Mitarbeitenden mit auf den Weg. Für Caritas Luxemburg zählt nicht, dass der Mitarbeitende Christ sein muss, es sind die Werte, die im Vordergrund stehen. Seit dem Ende der Achtzigerjahre werden auch Nichtchristen bei Caritas Luxemburg eingestellt, so zum Beispiel Muslime, darunter seit den Neunzigerjahren ehemalige Flüchtlinge aus den Balkanstaaten. Die Voraussetzungen für die Einstellung eines Nichtchristen sind nicht viel anders als für die eines Christen: gute Arbeit leisten, nach den Werten der Caritas handelnd, der Mensch in Not immer im Vordergrund stehend. Es wird professionell gearbeitet, und damit wird diesbezüglich eine Pluralität zugelassen. Andersgläubige Mitarbeitende müssen höchstens im Einstellungsgespräch bestätigen, dass sie keine zum Christentum diametral entgegengesetzte Einstellung haben, und dass sie problemlos mit katholischen Amtsträgern, zum Beispiel einem Pfarrer oder einem Bischof, vorurteilsfrei und unverkrampft umgehen können. Mitarbeitenden wird also ihr Recht auf Selbstbestimmung in der individuellen Lebensführung zugestanden.
Dabei wird nicht aus den Augen verloren, dass Mitarbeitende und auch Ehrenamtliche, die sich zum Beispiel in Pfarreien engagieren, sehr gut von der Basis zur institutionellen Caritas Brücken bauen können und damit eine wichtige Rolle für das Gesicht der Caritas nach außen spielen. Caritas ist und bleibt der Arm der Nächstenliebe der Kirche, in der Diözese verortet. Auch von den Mitgliedern des Verwaltungsrates wird erwartet, dass sie die Werte der Caritas verinnerlicht haben, sich damit auseinandersetzen und ihre Entscheidungen auf dieser Basis treffen.
Die Luxemburger Caritas bemüht sich, ihr Profil nach außen zu zeigen. In Luxemburg werden viele soziale Leistungen vom Staat an Organisationen per Mandat herangetragen, so übernimmt die Caritas zum Beispiel das Management von Flüchtlingsheimen subsidiär vom Staat. Dabei wird erwartet, dass die Caritas sich werteneutral verhält - ein schwieriger Spagat für die Luxemburger Caritas.
Caritas Luxemburg macht verschiedene christliche und spirituelle Angebote an ihre Mitarbeitenden, Verwaltungsratsmitglieder und Ehrenamtlichen wie eine Caritas-Messe im Rahmen der alljährlichen Muttergottesverehrung oder ein Solidaritätsgebet für Menschen in Not. Sie ist regelmäßig Initiatorin für die Organisation interreligiöser Gebete. Den Mitarbeitenden ist es freigestellt, sich an diesen Angeboten zu beteiligen.
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