Ein ungeliebter Kompromiss
Was am besten hilft, ist oft ein Streitpunkt. Der Schutz für Menschen, die in der Prostitution tätig sind, ist ein komplexes und strittiges Thema sui generis. Die Debatten um das am 1. Juli 2017 in Kraft getretene Prostituiertenschutzgesetz waren heftig und verliefen zwischen dem Verbot der Prostitution bis hin zu völliger Nichtregulierung. Das Gesetz ist der weitestgefasste Kompromiss, gemessen an der Gemengelage der politischen Akteure.
Damals war unsere Sorge, dass es zu keiner weiteren gesetzlichen Regelung kommt. Dann wären die Regulierungen für den Betrieb von Prostitutionsstätten ebenfalls nicht eingeführt worden. Deren Wichtigkeit zur Bekämpfung von Kriminalität wurde und wird in der Debatte immer etwas vernachlässigt.
Der SkF hat innerverbandlich eine differenzierte Meinung zu der Frage, was dem Schutz der Prostituierten am besten dient. Wir stehen zwischen jenen, die ein Verbot für den besten Weg halten und uns vorwerfen, Gewalt, Erniedrigungen, Zwänge, in denen Prostituierte stehen, nicht ernst genug zu nehmen, und jenen, bei denen wir als Moralapostelinnen gelten, die Prostitution als Beruf wie jeden anderen betrachten und keinerlei Regulierungen des Gewerbes wünschen. Diesen Druck müssen und können wir aushalten, weil wir überzeugt sind, dass es eine Lösung geben muss, die Menschen in der Prostitution besser vor Kriminalität jeglicher Form schützt. Gleichzeitig müssen wir gesellschaftlich daran arbeiten, dass Prostitution nicht immer mehr Akzeptanz findet.
Ja, es gibt einen Zuwachs an Frauen, die aus dem, häufig südosteuropäischen, Ausland nach Deutschland zur Prostitution gebracht werden und ihre Kundschaft finden. Bei allen Debatten über den besten Weg des Schutzes liegt das Grundproblem in der Nachfrage. Wenn die Prostitution in Deutschland verboten würde, blieben die Frauen vielleicht in ihren Ländern; die Nachfrager würden die Freizügigkeit in anderen europäischen Ländern wohl weiter nutzen. Prostituierte würden sich in die Randbezirke unserer Städte zurückziehen. Wir würden sie noch seltener mit Hilfeangeboten erreichen. Die Nachfrager hingegen würden sie finden und die Verborgenheit oft noch mehr ausnutzen, als dies schon jetzt der Fall ist.
Prostitution darf nicht noch mehr Akzeptanz finden
Wir wollen keine Prostitution! Und das neue Prostituiertenschutzgesetz ist nur ein Kompromiss. Aber es ist auch ein wichtiger Schritt und muss daher jetzt angewendet werden, um nach einer Überprüfung die besten Schlüsse ziehen zu können. Alle Länder und Kommunen sind aufgefordert, die gesetzlichen Maßnahmen umzusetzen und nicht zu umgehen durch vermeintlich wohlmeinenden Protest gegen den ungeliebten Kompromiss.