Und was bewirken Sie so?
Grosse Spendenorganisationen tun es schon lange. Und auch Träger der freien Wohlfahrtspflege machen es zunehmend öfter: Sie erfassen die von ihnen erzielten Wirkungen und berichten transparent darüber. Diese sogenannte Wirkungstransparenz1 bringt drei wesentliche Vorteile mit sich:
1. Wirkung als nächste Stufe des Qualitätsmanagements
Wirkung ist das Lebenselixier sozialer Arbeit. Landauf, landab streben tagtäglich Zehntausende Beschäftigte in Wohlfahrtsorganisationen danach, die Gesellschaft voranzubringen. Um maximale Erfolge zu erreichen, ist es jedoch nötig, sich regelmäßig mit der eigenen Wirkung auseinanderzusetzen: Stehen die investierten Ressourcen in einem zufriedenstellenden Verhältnis zu den Resultaten? Wurden tatsächlich die Wirkungen erzielt, die beabsichtigt waren? - Viele Wohlfahrtsorganisationen nähern sich diesen Fragen meistens via Qualitätsmanagement (QM). Das klassische QM hat jedoch den Haken, dass es vor allem Prozesse und Strukturen abbildet, aber die Ergebnisqualität - mithin die Wirkung - vernachlässigt. Dabei kommt es genau auf diese an. Ein Ausweg aus diesem Dilemma bietet die wirkungsorientierte Steuerung. Sie stellt sicher, dass auch die Ergebnisqualität betrachtet wird; dass Strukturen, Prozesse und Wirkungen einen harmonischen Dreiklang bilden. Hierzu gehört auch, mit den gewonnenen Erkenntnissen zu arbeiten und sie transparent zu machen. Während QM-Berichte vor allem von Zertifizierern gelesen werden, können Wirkungsberichte eine größere Zielgruppe erreichen: Sie sind für die Organisation selbst, für Geldgeber(innen), Mitarbeitende, Zielgruppen sowie die breite Öffentlichkeit gleichermaßen interessant. Die Herausforderung besteht nun darin, die erzielten
Wirkungen transparent zu machen und so abzubilden, dass Mitarbeitende und Entscheidungsträger nachvollziehen können, aus welchen Gründen und mit welchen Mitteln ganz bestimmte Wirkungen erzielt wurden. Wirkungstransparent zu arbeiten heißt in diesem Zusammenhang, die Ergebnisse der eigenen Arbeit zielgruppengerecht und verständlich aufzubereiten und diese Informationen für jedermann zugänglich zu machen: in Gesprächen, im Jahresbericht, in Publikationen, auf der Website.
Vor allem mit Blick auf interne Lernprozesse lohnt sich gelebte Wirkungstransparenz, weil sie einen umfassenden Blick gewährleistet. Wer sich mit der eigenen Wirkung auseinandersetzt, beschäftigt sich auch mit Bedarfen, Zielen, Zielgruppen, Erfolgen und Misserfolgen - und zwar abseits reiner Kennzahlen. Auf diese Weise können auch Arbeitsabläufe, das Berichtswesen und die Sinnhaftigkeit mancher Maßnahmen hinterfragt werden - und all das im größeren Rahmen, organisationsweit und bereichsübergreifend. Aus alledem wird deutlich: Wer sich mit Wirkungstransparenz beschäftigt, dringt zum Kern der eigenen Arbeit vor.
Die Praxis zeigt zudem, dass die regelmäßige Reflexion und das "In-den-Kontext-Stellen" der eigenen Wirkungen zu Qualitätssteigerungen führen. Dies ist unter anderem deshalb so, weil Mitarbeitende deutlich motivierter zu Werke gehen, Ziele häufiger überprüft und Angebote zeitnah zielgruppengerecht angepasst werden. Arbeitsabläufe werden verbessert, die Ressourcen sinnvoll gebündelt, die Zielgruppen besser erreicht.
2. Geldgeber, öffentliche Hand und Stakeholder erwarten Leistungsnachweise
Es klang bereits durch: Wirkungstransparenz ist ein mächtiges Werkzeug für die Legitimation nach außen. Insbesondere gegenüber Stakeholdern wie Geldgebenden, Kooperationspartnern, der Öffentlichkeit und der Zielgruppe selbst kommt es darauf an, nicht nur über geleistete Arbeit zu berichten, sondern auch darüber, was mit ebendieser erreicht wurde. Auch wenn es bislang keine verbindlichen Veröffentlichungspflichten gibt, hat die Öffentlichkeit doch einen Anspruch darauf, zu erfahren, wofür und mit welcher Wirkung Steuergelder und Sozialabgaben eingesetzt werden. So kann sie ein Verständnis für den Wert gemeinnütziger Arbeit entwickeln und Resultate besser nachvollziehen.
Nebenbei kommen Wirkungsnachweisen im Wettbewerb um Fördermittel eine wichtige Bedeutung zu. Wer plausibel machen kann, dass die eingesetzten Ressourcen zu mehr Wirkung führen, hat bessere Argumente gegenüber Mittelgeber(inne)n. Ähnlich wie bei großen Spendenorganisationen auch, zeichnet sich hier eine deutliche Entwicklung ab. Auch wenn die öffentliche Hand aktuell noch ein eher zurückhaltendes Interesse an Wirkungsfragen zeigt, belegen Trends wie das "Impact Investing"2 oder Entwicklungen in Nachbarländern, dass wirkungsorientiertes Arbeiten zunehmend wichtiger wird.
3. Geldgeber und Zielgruppen werden motiviert
Quasi nebenbei kann Wirkungstransparenz eine budgetschonende Marketingmaßnahme sein. So, wie es im Produktmarketing auf den Kundennutzen ankommt, sind im Dienstleistungssegment der Service und die Ergebnisqualität - also die erzielte Wirkung - entscheidend. Je deutlicher Geldgebende und vor allem auch die Zielgruppen erkennen können, wie sie von einem Angebot tatsächlich profitieren, umso leichter lassen sie sich davon überzeugen, es zu unterstützen beziehungsweise zu nutzen. Wie die Praxis zeigt, funktionieren solche Reputationsgewinne auf vielen Ebenen: gegenüber Politik und Öffentlichkeit, gegenüber Partnern, gegenüber den Zielgruppen - und im Kampf um Fachkräfte.
Wirkungstransparenz - wie geht das?
Wirkungstransparenz herzustellen heißt, neben Finanzdaten auch Informationen darüber zu veröffentlichen, welche Aktivitäten, Angebote und Projekte konkret stattgefunden und was genau diese bewirkt haben. Am Ende geht es darum, eine Kausalkette aus den Antworten auf die folgenden Fragen herzustellen:
- Was will die Organisation erreichen?
Zunächst soll ein Bewusstsein für das Ausmaß des jeweiligen gesellschaftlichen Problems geschaffen und die eigenen Bemühungen in den Gesamtkontext eingebettet werden. Was sind die Ursachen des Problems, wer ist betroffen und warum, wie groß ist die Zielgruppe und welche Ziele und Veränderungen sind erwünscht? Welche Wirkungen werden angestrebt? Welche Konzepte, Erkenntnisse oder Ähnliches liegen dem zugrunde? Welchen Idealzustand strebt die Organisation in den nächsten fünf bis zehn Jahren an? - Was wird unternommen, um diese Ziele zu erreichen?
Im zweiten Schritt wird das große Ganze auf die Praxisebene heruntergebrochen: Was konkret tut die Organisation für ihre Ziele und welche Ressourcen wendet sie dafür auf? Welche Angebote unterbreitet sie, und wem? Was sind zentrale Projekte, Daueraufgaben oder Veranstaltungen? Worin bestehen Projektziele? Aber auch: Warum trägt gerade dieses Projektkonzept zur Zielerreichung bei? Welche Wirkung erzielt es und woran lässt sich diese erkennen? - Im dritten Schritt werden die Ergebnisse abgebildet. Wie sieht es hinsichtlich der Teilnehmerzufriedenheit aus? Haben sich Kenntnisse, Einstellungen oder Fähigkeiten in den Zielgruppen geändert? Verhalten sich Zielgruppenmitglieder anders? Gibt es veränderte Lebensumstände bei Zielgruppenmitgliedern? Gab es Veränderungen über die Zielgruppe hinaus? Lassen sich Veränderungen auf gesamtgesellschaftlicher Ebene nachweisen? Welche unbeabsichtigten Wirkungen wurden erzielt? Woran wurde die Wirkung erkannt? Welcher Systematik folgt die Wirkungsbeobachtung?
Zum Schluss kommt es darauf an, all diese Informationen zu kommunizieren: angemessen ausführlich, aber doch pointiert, verständlich und aufeinander aufbauend, und das Ganze leicht auffindbar und an prominentem Ort.
Transparenz ist ein nie endender Prozess
Wirkungstransparenz ist kein fertiger Zustand, sondern erfordert einen kontinuierlichen Prozess. Die Mühe lohnt sich, denn von transparentem Arbeiten profitieren vor allem die Organisationen selbst:
- Nach außen wirkt Transparenz vertrauensbildend, weil sich Mittelgebende und Öffentlichkeit ausreichend informiert fühlen.
- Die öffentliche Darstellung der Ziele, Maßnahmen und Erfolge unterstützt die Ansprache der relevanten Zielgruppen.
- Daneben profitiert die Organisation, weil die Beobachtung und Kommunikation von Wirkung auch Verbesserungspotenziale aufzeigen kann. Transparenz begünstigt eine wirkungsorientierte und qualitativ hochwertige Arbeit.
Anmerkungen
1. Wirkungstransparenz bedeutet, die erzielten Wirkungen zu erfassen, sie in einen Gesamtzusammenhang mit den Zielen, den investierten Ressourcen und den eigenen Angeboten einzubetten und sie adressatengerecht zu veröffentlichen.
2. Bei der Geldanlage steht nicht nur die Rendite im Vordergrund, sondern auch soziale oder ökologische Ziele.
Zum Weiterlesen
Leitfaden Wirkungsberichterstattung gemeinnütziger Organisationen, zum Herunterladen unter: www.phineo.org/downloads/PHINEO _Leitfaden_Wirkungsberichterstattung.pdf
Neben der Diakonie Rosenheim seien hier die Jahresberichte empfohlen von: Deutsche Krebshilfe, Nabu, Deutsches Rote Kreuz, WWF sowie Ärzte ohne Grenzen. Hierzu ausführlich auch Spiegel Online: Transparenz-Test: Die Rangliste der 50 Top-Spendenorganisationen (www.spiegel.de/wirtschaft/service/transparenz-test-ranking-der-50-top-spenden-organisationen-a-1005164.html)
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