Der Schuh drückt an der gleichen Stelle
Wie schon in den sieben Jahren zuvor haben die Beratungsstellen der Allgemeinen Sozialberatung (ASB) der Caritas auch im Jahr 2014 an einem Stichtag von ihren Klient(inn)en statistische Daten erhoben. Diese jährliche Erhebung ist dabei nicht nur ein Arbeitsnachweis der Beratungsstellen der ASB. Sie gibt auch Aufschluss über die Menschen, die sich mit ihren Anliegen an die Caritas wenden, über ihre Lebenssituation und darüber, wo sie der Schuh am meisten drückt.
Immer wieder überraschend ist dabei, dass trotz Veränderungen bei der Teilnahme einzelner Diözesen und bei der Anzahl der Rückmeldungen aus den Diözesen die Gesamtzahl der Antworten und die Umfrageergebnisse auf Bundesebene stabil bleiben. So gab es auch im Jahr 2014 circa 3300 Rückmeldungen von Menschen, die an diesem Stichtag die Allgemeine Sozialberatung der Caritas aufgesucht haben. Auch ihre Lebens- und Problemlagen haben sich laut der umfassenden Abfrage nicht verändert.
Ende September eines Jahres werden die Daten in den ASB-Beratungsstellen der Caritas erhoben. Aus Datenschutzgründen werden dabei nur die Diözese und das Bundesland erfasst und die Ergebnisse auf dieser Ebene ausgewertet - und nicht die Arbeitsnachweise einzelner Beratungsstellen.
Von den circa 3300 Klient(inn)en am Stichtag haben in den Jahren 2008 bis 2014 jährlich circa 48 Prozent ALG II bezogen, acht Prozent Transferleistungen nach SGB XII (Sozialhilfe) und 16 Prozent Rente. Etwa 35 Prozent der Klient(inn)en hatten einen Migrationshintergrund und 26 Prozent keinen anerkannten Schul- oder Berufsabschluss. Die meisten Probleme gab es im Umgang mit Behörden (circa 32 Prozent) und im finanziellen Bereich (circa 32 Prozent, ohne Miet- oder Energieschulden). Mietschulden hatten circa zehn Prozent der Klient(inn)en.
Die Stabilität der Ergebnisse ist ein Hinweis darauf, dass sich die Situation der Klient(inn)en nicht verschlechtert hat. Sie ist aber auch ein Indiz, dass sich seit sieben Jahren an den Problemen der Menschen nichts Wesentliches verbessert hat. Damit sind Fragen nach der Wirkung der Sozialpolitik der vergangenen Jahre verbunden: Ist sie erfolgreich, weil sie eine Verschlechterung verhindert? Oder ist sie erfolglos, wenn sie beispielsweise trotz der Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt keine Veränderungen für diese Menschen bewirkt?
Im Laufe der Jahre haben sich für die Stichtagserhebung auch neue Fragen ergeben. Die Frage nach der Dauer des Leistungsbezugs wurde erst 2013 aufgenommen. Im Jahr 2014 gaben 56,8 Prozent der Klient(inn)en an, dass sie ALG II oder Transferleistungen nach SGB XII beziehen (55,95 Prozent im Jahr 2013). In dieser Gruppe erhalten wiederum 46,7 Prozent die Transferleistungen schon länger als 36 Monate. 82,3 Prozent dieser Langzeitbezieher(innen) sind unter 60 Jahre alt.
Die Frage nach der Androhung von Stromsperren und deren tatsächlicher Umsetzung wurde in den Jahren 2013 und 2014 ebenfalls relativ einheitlich beantwortet. Circa zehn Prozent der Klient(inn)en wurde eine Sperre angedroht, etwa 3,3 Prozent aller Klient(inn)en wurde tatsächlich der Strom gesperrt. Auch hier sind die Menschen, die länger als 36 Monate Transferleistungen erhalten, am stärksten betroffen. 32,1 Prozent wurde mit der Stromsperre gedroht und von allen Stromsperren waren sie in 26,2 Prozent der Fälle betroffen - eine bemerkenswerte Haltequote im System der Transferleistungen. Es muss diskutiert werden, warum so viele Menschen über so lange Zeit in den sozialen Sicherungssystemen verbleiben und was getan wird, um diesen Menschen eine Perspektive auf ein Leben ohne Transferleistungen zu eröffnen.
Deutlich wird an diesen Zahlen, wie notwendig eine allgemeine, kompetente, kostenfreie und unbürokratische Beratung ist. Die ASB ist ein zentrales Arbeitsfeld der Kirche und ihrer Caritas. Hier erhält die Caritas Zugang zu jenen Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen und zu denen sie Kontakt aufnehmen will. Allerdings ist eine ASB nicht umsonst zu haben. Sie muss flächendeckend umgesetzt werden und angemessen finanziert sein, damit Menschen, die Hilfe in allen Lebenslagen benötigen, einen niedrigschwelligen Zugang zu Beratung und Unterstützung erhalten.
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