Islamischer Wohlfahrtsverband: "Geburtshilfe" nein, guter Rat ja
Für mich ist es sehr verständlich, wenn Muslime in Deutschland überlegen, ob sie - analog zu katholischen und evangelischen Christen und der jüdischen Religionsgemeinschaft - für ihre sozialen Bedarfe eigene Einrichtungen und eine eigene Organisation benötigen. Gleichwohl: Gerade im städtischen Raum ist der Zugang für muslimische Kinder zu Kindertagesstätten längst selbstverständlich, und auch alte Menschen muslimischen Glaubens finden in unseren Einrichtungen einen Platz. Sicherlich, es ist ein lange noch nicht abgeschlossener Lernprozess für Einrichtungen und Dienste der Caritas, kultur-, religions- und milieusensibel zu sein. Diesen Anspruch müssen aber auch überkonfessionelle und kommunale Einrichtungen einlösen, wollen sie der Gefahr entgehen, Menschen wegen ihrer religiösen Überzeugung zu diskriminieren. Insofern gelten natürlich auch für muslimische Einrichtungen und Organisationen dieselben Forderungen nach interkultureller Öffnung und Befähigung wie für die Einrichtungen der Caritas.
Lorenz Werthmann selbst, der 1897 den "Charitasverband für das katholische Deutschland" gründete, sah bereits in den ersten Jahren, dass die Caritas sich nicht auf ihre katholische Klientel beschränken kann, sondern allen in Not Hilfe gewähren muss. Dieser Einsicht trug die von ihm initiierte Namensänderung Rechnung, die bis heute mit dem Namen "Deutscher Caritasverband e.V." Bestand hat. Werthmann bündelte und organisierte damals, was es an vielfältigen Initiativen und Einrichtungen der Fürsorge aus einem katholisch-caritativen Impuls heraus längst gab, und machte es mit der Verbandsgründung politisch wirksam. Anerkannt wurde dies von den deutschen Bischöfen allerdings erst 1916, inmitten des Ersten Weltkrieges.
Begleitende Rolle der Deutschen Islamkonferenz
Für den langfristigen Dialog zwischen dem Staat, also Bund, Ländern und Kommunen, auf der einen und den Muslimen auf der anderen Seite wurde 2006 die Deutsche Islamkonferenz (DIK) geschaffen. Auf dem Regierungsprogramm für die 18. Legislaturperiode steht unter anderem das Thema "Wohlfahrtspflege und gesellschaftliche Teilhabe". Diesbezüglich will sich die DIK der Frage widmen, wie das Angebot an kultur- und religionssensiblen Leistungen der Wohlfahrtspflege weiter verbessert werden kann. Sofern unter dem Gesichtspunkt der Übernahme von Verantwortung und der gemeinsamen Gestaltung des Zusammenlebens die Gründung eines islamischen Wohlfahrtsverbandes sinnvoll und praktikabel ist, wird die DIK einen eventuellen Gründungsprozess konstruktiv begleiten.
Um Verwechslungen vorzubeugen: Von einem solchen zu gründenden islamischen Wohlfahrtsverband ist der "Verband für interkulturelle Wohlfahrtspflege, Empowerment und Diversity (VIW)" in Trägerschaft von Migrantenorganisationen zu unterscheiden. Dieser wurde im Juni 2014 gegründet und stellt kultursensible Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland in den Mittelpunkt. Er versteht sich als Netzwerk zur Stärkung der kulturellen und sozialen Dienste und will mit der freien Wohlfahrtspflege kooperieren.
Es ist das selbstverständliche Recht der Muslime in einer freien Gesellschaft, sich selbst wohlfahrtsverbandlich zu organisieren. Aber noch nie haben staatliche Institutionen Wohlfahrtsverbände gegründet - das muss auch heute gelten, weil es schlicht dem Wesen der freien Wohlfahrtspflege widerspräche. Und ebenso wenig sollten sich die bestehenden Wohlfahrtsverbände in paternalistischer Helfermanier einmischen und Geburtshelfer spielen wollen. Gerne stellt die Caritas, falls erwünscht, ihr Wissen und ihre Erfahrung zur Verfügung; aktiv werden aber müssen, so sie es denn wollen, die muslimischen Gruppierungen selbst. Dass wir fair kooperieren würden, das versteht sich für uns von selbst. Ein spannender Weg, den wir aufmerksam und interessiert verfolgen!
Individuell angepasst und auskömmlich finanziert
Das Beste aus beiden Pflegesystemen
Gut informiert und abgesichert klappt die Betreuung zu Hause
Gut begleitet leben, hoffen und sterben
Qualität messen und vergüten
Eine Caritas wird wieder aufgebaut
Interim-Manager entlasten oder überbrücken Vakanzen
Mehr Spielraum
Hinterlassen Sie einen Kommentar zum Thema
Danke für Ihren Kommentar!
Ups...
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte laden Sie die Seite erneut und wiederholen Sie den Vorgang.
{{Reply.Name}} antwortet
{{Reply.Text}}