Blühend und abwechslungsreich: die Stiftungslandschaft
Ein Tanzprojekt für Jugendliche mit geistiger Behinderung, ein Percussion-Ensemble für Flüchtlinge, ein Fahrradkurs für muslimische Frauen oder ein generationsübergreifendes Quartiersprojekt… Die Liste der Projekte, die von Caritas-Stiftungen gefördert wurden und werden, ist so lang wie beeindruckend; sinnvolle und hilfreiche Anliegen, die oft nicht über reguläre Töpfe finanziert werden.
Was 1999 mit der Gründung der Caritas-Stiftung Deutschland und der Stiftungen in den Caritasverbänden des Erzbistums Köln sowie der Stadt Stuttgart begann, hat sich innerhalb von fünfzehn Jahren zu einem gewichtigen Faktor entwickelt: Inzwischen gibt es in 23 deutschen Diözesen sowie in zahlreichen Orts-Caritasverbänden und bei Fachverbänden wie IN VIA oder dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Förderstiftungen. Insgesamt 31 Caritas-Stiftungen, über 40 regionale Förderstiftungen und mehr als 250 Treuhandstiftungen und Stiftungsfonds existieren mittlerweile. Diese verwalten laut einer internen Umfrage ein Stiftungskapital von über 175 Millionen Euro. Im Jahr 2013 wurden Fördermittel von über 4,5 Millionen Euro für soziale Arbeit ausgeschüttet.
Dass solch stolze Summen selbst in einer Dauerniedrigzinsphase erwirtschaftet werden können, ist auch auf die langfristig ausgerichtete Anlagepolitik der Stiftungen zurückzuführen. Deshalb liegen die Erträge weit über den Zinsen, die kurzfristig am Markt zu erzielen sind (s. Artikel auf S. 9ff.). Darüber hinaus engagieren sich manche Stiftungen im Fundraising und gewinnen Spenden, mit denen sie ihre Handlungsmöglichkeiten deutlich erweitern können. Schließlich wird auch mit neuen Modellen zum Beispiel über Immobilien gearbeitet (s. Kasten S. 14).
Verschiedene Modelle
In der etwa fünfzehnjährigen Praxis haben sich verschiedene Modelle der Stiftungsarbeit entwickelt. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den verschiedenen Stiftungen besteht zum Beispiel in der Frage, ob eigenständige, aber nicht rechtsfähige Treuhandstiftungen gewollt sind, die von der jeweiligen Caritasstiftung verwaltet werden (s. auch Beitrag S. 16ff.). In manchen Diözesen kommen die Erlöse der Caritas-Stiftungen direkt und ausschließlich der Caritasarbeit zugute. In anderen Diözesen wird die Gründung von Treuhandstiftungen auf dem Fundament einer Caritas-Stiftung gefördert. Die Stifter(innen) legen ihr Herzensanliegen fest, welchem die Erlöse gewidmet sind. Dies kann, muss aber nicht durch Dienste der Caritas erfolgen. Die Caritas-Stiftungen garantieren die dauerhafte Verwendung der Mittel zugunsten des Stifterwillens und organisieren die Verwaltung und Anlage des Stiftungsvermögens. Die unterschiedlichen Ansätze der Stiftungsarbeit entspringen auch unterschiedlichen Zielen, die mit der Arbeit verfolgt werden.
Stiftungsarbeit als Teil des Fundraisings
Werden die Erlöse vor allem für die Finanzierung der Tätigkeit der Caritas verwendet, ist die Arbeit der Caritas-Stiftungen ein Element eines differenzierten Fundraisings. Die Stifter(innen) können einen Bereich definieren, der mit den Stiftungserträgen bearbeitet werden soll. Die konkrete Entscheidung, was unterstützt werden soll, liegt bei der Caritas.
Eine Form der Engagementförderung
Die Gründung einer Stiftung kann als eine besondere Form des Engagements für andere Personen in Not gewertet werden. Dies zu fördern ist ein Ziel der verbandlichen Caritas - unabhängig, ob die Caritas die Hilfe selber leistet oder ob dies durch Dritte geschieht. In diesem Kontext sind viele Treuhandstiftungen tätig: Eine Person gründet eine Treuhandstiftung für einen konkreten sozialen Zweck auf dem Fundament einer Caritas-Stiftung. Ein gegebenenfalls eigens eingesetztes Kuratorium entscheidet jährlich, wie die Erträge der Stiftung zu verwenden sind. Sie kann Direkthilfe gewähren oder Projekte fördern. Auf diese Weise ist es möglich, neue und bisher nicht bearbeitete Themenfelder und Ideen aufzunehmen.
Ein Instrument für zivilgesellschaftliche Bewegungen
Stiftungen können auch als eigenständige gesellschaftliche Akteure auftreten. Sie können ihr Anliegen auf die politische Agenda setzen und über Aktionen ein Thema vorantreiben. Dazu können sie selbst operativ tätig werden oder sich als Plattform für ein bestimmtes Anliegen definieren. Die Caritas ist dabei ein Teil des Netzwerks oder eines Gremiums.
Ein Beispiel dafür ist die Kinderstiftung Bodensee, Teil der Stiftungsfamilie der CaritasStiftung Lebenswerk Zukunft in Rottenburg-Stuttgart. Ihr Anliegen ist es, eine größere Chancengerechtigkeit für Kinder in der Region zu erreichen. Die Caritas leitet zwar die Geschäfte, ist aber sonst ein gleichberechtigter Teil eines Netzwerks von verschiedenen Einrichtungen, die sich der Förderung von Mädchen und Jungen verschrieben haben. Im Kuratorium beziehungsweise Beirat sind andere Träger wie die Wirtschaft, Hochschulen oder Jugendorganisationen vertreten. Auch deshalb sind die Kinderstiftungen keinesfalls als Einrichtungen der Caritas zu sehen - diese tritt nach außen kaum in Erscheinung, da das zu fördernde Anliegen im Mittelpunkt steht.
Stiftungen ermöglichen aber nicht nur neue und zusätzliche Projekte in der sozialen Arbeit, sondern stellen auch neue Herausforderungen für das Selbstverständnis der verbandlichen Caritas dar.
Herausforderungen für die Caritas
In den letzten fünfzehn Jahren hat sich bestätigt, dass Stiftungen nicht vom Himmel fallen und auch nicht in den Himmel wachsen. Es bedarf einer langfristig angelegten Strategie und konsequenter Aktivitäten, um sich im Gespräch zu halten und als vertrauenswürdiger und verlässlicher Partner zu gelten. Nicht selten wollen Stifter(innen) ihr Lebenswerk krönen, indem sie einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens für einen sozialen Zweck zur Verfügung stellen. Deshalb müssen sie sich darauf verlassen können, umfassend und seriös begleitet zu werden.
Im Mittelpunkt der Stifterwille
Eine besondere Herausforderung der Stiftungsarbeit für die Caritas besteht darin, dass der Stifterwille und nicht etwa verbandliche Entscheidungen handlungsleitend sind. Wenn eine Stifterpersönlichkeit verfügt, dass die Mittel für einen bestimmten Zweck oder in einer bestimmten Region zu verwenden sind, ist dies schon aus rechtlichen Gründen zu befolgen. Diese Festlegung gilt auch dann noch, wenn sich verbandliche oder politische Prioritäten verschoben haben. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung für die Caritas-Stiftungen, dass vor einer Stiftungsgründung genau geprüft wird, ob die geförderten Zwecke mit den Anliegen der Caritas vereinbar sind.
Bei all diesen Entwicklungen spielt der Arbeitskreis Caritas-Stiftungen eine zentrale Rolle. Am Beginn im Jahr 2003 standen informelle Treffen der zu dieser Zeit schon gegründeten Caritas-Stiftungen. Im Jahr 2007 mündete die informelle AG in den "Arbeitskreis Caritas-Stiftungen" im Deutschen Caritasverband, deren Mitglieder sich zweimal jährlich treffen. Zum einen sind die Tagungen ein wichtiges Forum des offenen kollegialen Austausches über praktische und strategische Fragen und ein Mittel, den Stiftungsgedanken innerhalb der Caritasverbände voranzubringen. Thematisiert werden zum Beispiel stiftungsrechtliche Fragen, Finanzen, Fundraising oder die Stifterbetreuung. Zum anderen wird dort die Vernetzung mit anderen Akteuren im Stiftungswesen wie zum Beispiel dem Bundesverband Deutscher Stiftungen befördert. An den Sitzungen des Arbeitskreises nehmen regelmäßig über 20 Stiftungen aus 15 Diözesen teil. Auch dies ist ein Ausdruck dessen, wie wichtig die Stiftungsarbeit inzwischen geworden ist.
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