Willkommen und gut aufgehoben in der "FrühStart"-Gruppe
Frau G., 23, nimmt seit Juli 2011 an der "FrühStart"-Gruppe teil. Ihre finanzielle und familiäre Situation gestaltete sich sehr schwierig. Ihr Partner ist arbeitslos. Ihre Kinder sind im Alter von zehn Monaten und zwei Jahren. Frau G. ist wieder schwanger. Die sozialen Kontakte sind sehr eingeschränkt.
Wie Frau G. geht es vielen jungen Eltern und Erwachsenen. Sie sind während der Schwangerschaft und nach der Geburt verunsichert und im Umgang mit dem Kind überfordert. Dabei ist ein guter Start ins Leben zentral für spätere Entwicklungs- und Teilhabechancen.
Eingebettet in das Bundesprojekt Frühe Hilfen des Deutschen Caritasverbandes unterstützt der Caritasverband für den Landkreis Emsland seit Mai 2011 mit dem Projekt "FrühStart" werdende Eltern, Alleinerziehende und Familien mit Kindern bis drei Jahren.
Die meisten Kinder wachsen in einem behüteten Umfeld auf. Doch manchen Eltern fehlen die persönlichen, familiären oder sozialen Ressourcen, um dem Kind das zu geben, was es für seine Entwicklung braucht. Ziel des Projektes ist es, frühzeitig zu unterstützen und die Chancen für einen gelingenden Start ins Leben zu fördern.
Das von der Aktion Mensch mitfinanzierte Projekt ist mit einer für die Koordination und soziale Beratung zuständigen Sozialpädagogin (zehn Stunden) und einer pädagogischen Fachkraft für die Arbeit in den Gruppen ausgestattet. Es basiert auf den Säulen: Netzwerk, Gruppenarbeit und Ehrenamt.
Dank Netzwerk schnell weitervermitteln
Aufgrund der Zusammenarbeit mehrerer Fachdienste der Beratungsstelle des Caritasverbandes in Papenburg konnten im Jahr 2010 bereits 24 Netzwerkpartner, darunter Institutionen, Kirchengemeinden, Vereine und Verbände wie Jugendamt, Kindernetz des Landkreises Emsland, Kindertagesstätten, Kirchengemeinden, Kinderschutzbund, Familienhebammen und Frühförderung gewonnen werden.
Zweimal jährlich tauschen sich die Netzwerkpartner aus und Themen wie Neuerungen des Bundeskinderschutzgesetzes werden bearbeitet. Die Eltern können schnell in die aktuellen Angebote der Netzwerkpartner weitervermittelt werden. Bei Fragen beispielsweise zu Umgangsregelungen oder Unterhaltszahlungen steht das Jugendamt beratend zur Seite. Falls erforderlich, werden Kontakte zu Hebammen, Tagesmüttern, zur Frühförderung, zu Familienzentren oder anderen Diensten hergestellt. Gegebenenfalls werden die Eltern zu den Erstkontakten begleitet.
Eltern werden motiviert, mit den Kindern zu lesen
Es gibt zurzeit vier Gruppenangebote für Familien mit Kindern bis drei Jahren mit und ohne Behinderung und mit und ohne Migrationshintergrund. Die Gruppen sind an katholische Kindertagesstätten in Papenburg und Sögel angebunden. Die Eltern treffen sich 14-täglich für circa zwei Stunden, begleitet von einer Heilerziehungspflegerin. In gemeinsamer Runde werden Fingerspiele gezeigt, Bilderbücher angeschaut oder Lieder gesungen. Die Eltern werden motiviert, dies auch zu Hause mit den Kindern zu wiederholen. Anschließend tauschen die Eltern sich beim Kaffee aus. Schnell ergeben sich Fragen und Themen zu Bereichen wie Erziehung, Ernährung und Entwicklung der Kinder. Die Eltern merken, dass sie nicht allein sind mit ihren Problemen und Fragen. Außerdem können sie sich durch die fachliche Begleitung Rat und Unterstützung holen. Ergänzend wird soziale Beratung durch eine Sozialpädagogin angeboten. In persönlichen Gesprächen können individuelle Probleme bearbeitet werden. Hierbei handelt es sich oft um finanzielle und sozialrechtliche Belange oder Probleme in der Familie und Partnerschaft.
Eine Mutter erklärt: "Es fällt mir in der Gruppe nicht schwer, über meine Sorgen und Probleme zu reden, weil ich mich dort willkommen und gut aufgehoben fühle." Der Austausch unter den Teilnehmer(inne)n ist sehr rege und hilft, sich aus der Isolation zu lösen und neue Perspektiven zu entwickeln.
Die Alleinerziehenden und Familien werden auch über andere Dienste und Einrichtungen informiert. Beim Besuch einer Bücherei haben Eltern und Kinder am Projekt Lesestart teilgenommen, das die Bedeutung von Büchern für die Entwicklung von Kindern verdeutlicht. Für die meisten Eltern war es der erste Besuch einer Bücherei. Eingebunden in eine Veranstaltung über die Herstellung von Naturkosmetik wurden die Angebote und Räume eines Mehrgenerationenhauses vorgestellt.
Bisher haben 44 Alleinerziehende und Familien mit insgesamt 53 Kindern das Angebot "FrühStart" genutzt. Auf die Gruppenangebote aufmerksam wurden sie durch die Fachdienste der Caritasberatungsstelle und die Netzwerkpartner.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass durch den konstanten Kontakt in der Gruppe ein Vertrauensverhältnis geschaffen werden kann und es den Eltern leichter fällt, fachliche Begleitung, Beratung und Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das Ehrenamt wird verstärkt
Das Ehrenamt als weitere Säule des Projekts soll im Caritasverband für den Landkreis Emsland verstärkt und ausgebaut werden. Ziel ist es, Menschen zu gewinnen, die sich für und mit Familien engagieren möchten. Sie können sich auf unterschiedliche Weise in das Projekt "FrühStart"
einbringen: Begleitung und/oder Leitung des Gruppenangebots; nachgehende Betreuung der Familien, Fahrdienst. Die Ehrenamtlichen werden ihren Wünschen, Fähigkeiten und Einsatzmöglichkeiten entsprechend qualifiziert und während des Einsatzes fachlich begleitet.