Wie man ein "ausgezeichneter" Arbeitgeber wird - und warum
2006 haben wir begonnen, unser Personalmanagement zu strukturieren. Von den Mitarbeiterdaten über die Personalgewinnung, den Personaleinsatz bis hin zur Frage der Unternehmensentwicklung werden Zahlen, Daten und Fakten gesammelt und in Workshops bewertet. Indem wir viele Mitarbeiter(innen) aus allen Unternehmensteilen einbinden, können wir alle Arbeitsbereiche sorgfältig analysieren und in die Zukunft projektieren. Auf diese Weise ist das Wissen über die eigene Praxis sowie Chancen und Risiken unserer Dienste auf breiter Ebene gewachsen.
Um den Erfolg der Maßnahmen zu messen und zu erfahren, wie zufrieden die Mitarbeitenden sind, nehmen wir seit 2010 am Wettbewerb "Great Place to Work" teil. Hier können die Mitarbeiter(innen) die Arbeitsplatzkultur und die Arbeitgeberattraktivität anonym bewerten. Im "Kulturaudit" legt die Einrichtung in neun zentralen Handlungsfeldern ihre Konzepte schriftlich dar. Im Benchmarking stellt sie sich dem Vergleich mit anderen. So werden Schwachstellen erkannt, Lösungsansätze gefunden und Maßnahmen eingeleitet.
Als kirchliche Einrichtung ist St. Gereon in besonderem Maße dem Gemeinwohl verpflichtet: Wir müssen den von uns betreuten und den bei uns arbeitenden Menschen "von Nutzen" sein. Die Mitarbeitenden sind nicht Mittel zum Zweck - sie sind der Zweck. Der Leitgedanke "Wir pflegen Menschlichkeit" gilt genauso für Bewohner(innen) wie für Beschäftigte.
Letztere werden ihrem Können und Wollen entsprechend eingesetzt. Dazu war es notwendig, die Organisationseinheiten zu verkleinern. Dies sichert die Ganzheitlichkeit der Aufgabenstellung. Der Handlungsspielraum der Beschäftigten wurde vergrößert; ihre Teilhabe an strategischen Entscheidungen und ihre beruflichen Entwicklungschancen haben sich erheblich verbessert. Mit dem Umbau der stationären Einrichtungen in kleinräumige Hausgemeinschaften für acht bis zehn Bewohner(innen) können pflegerische wie auch hauswirtschaftliche Mitarbeitende in einem überschaubaren Tätigkeitsfeld eigenverantwortlich arbeiten.
Flexible Dienstzeiten
In einem Dienstleistungsunternehmen, welches rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr Dienste erbringt, gibt es Abläufe, die durch die Kund(inn)en definiert werden und die Präsenz der Beschäftigten erfordern. Dennoch bieten wir individuelle Dienstzeiten an: Alle Beschäftigten können die Länge und Verteilung ihrer Pausen täglich selbst neu festlegen. Die zu erbringenden Wochenstunden können sie temporär oder grundsätzlich reduzieren. In der stationären Pflege wurden insgesamt 43 individuelle Arbeitszeiten vereinbart. In der Hausreinigung und in der Wäscherei gibt es ein Vertrauensarbeitsprojekt: Vereinbart wird nur noch der Umfang der zu leistenden Arbeiten beziehungsweise die Stundenanzahl und dass die Arbeiten zwischen 7 und 21 Uhr zu erbringen sind.
Ab Herbst 2012 werden acht Pflegemitarbeiter(innen) die Pflegeplanung von zu Hause aus erledigen. Da fast alle Dienstzeiten so konzipiert sind, dass die Mitarbeitenden in einem vorgegebenen Rahmen eigenständig flexibel die tägliche Arbeitszeit verkürzen oder verlängern können, weicht die tatsächliche Arbeitszeit oft von der planmäßigen vertraglichen Sollarbeitszeit ab: Hier hilft eine Arbeitszeitampel.
Wer die Wahl hat, bleibt gern
Seit der ersten Teilnahme am Wettbewerb "Great Place to Work" hat die Einrichtung stets vorderste Plätze belegt. Hinzu kamen Sonderpreise des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales in den Sparten "Förderung älterer Beschäftigter - Arbeiten bis 67", "Gesundheit der Mitarbeiter", "Vereinbarkeit von Beruf und Familie".
Unser Fazit? Seit wir uns bewusst mit Personalentwicklung befassen und Mitarbeitende in alle Entscheidungen, die sie betreffen, im hohen Maße einbinden, gibt es neben den zahlreichen Prämierungen eine Vielzahl von Erfolgen: eine hohe Identifikation, keine Fluktuation, geringe Fehlzeiten (unter drei Prozent), hohe Zufriedenheit (93 Prozent), ein gutes Image in der Öffentlichkeit. Zufriedene Mitarbeiter leisten gute Arbeit. Daraus resultieren eine hohe Nachfrage nach Dienstleistungen, eine hohe Bewerberzahl insbesondere von jungen Leuten, und vor allen Dingen: Es macht Spaß, hier zu arbeiten - und wenn nicht, dann ändern wir es!