Vergütungsrunde in der Caritas - was Einrichtungen brauchen
Vor der nächsten Vergütungsrunde für die Mitarbeiter(innen) in der Caritas lohnt es sich, auch einen Blick auf die derzeitige Situation in den Einrichtungen der Caritas zu werfen. Die Perspektive über den Tellerrand der Caritas hinaus auf vergleichbare aktuelle Tarifabschlüsse rundet das Bild ab.
Vor welchen Herausforderungen stehen die caritativen Einrichtungen derzeit? In der Vergangenheit gab es hohe Abschlüsse und Kostensteigerungen durch die weitgehende Umstellung auf den TVöD. Symptomatisch zu nennen sind hier die Einrichtungen der Jugendhilfe. Durch die Einführung der neuen Anlagen in den AVR ist es zu hohen und teilweise nicht refinanzierten Kostensteigerungen gekommen. Seit einigen Jahren gibt es auch bei den Krankenhäusern keine auskömmliche Refinanzierung mehr. Durch gesetzliche Vorgaben gibt es zwar Budgetsteigerungen, die aber unterhalb der Tarifsteigerungen liegen. Eine weitere hohe Vergütungsrunde mit nicht refinanzierten Vergütungssteigerungen würde die problematische Lage einiger Einrichtungen noch weiter verschärfen, sie müssten an ihre Substanz gehen. Auf der anderen Seite stehen unabhängig vom jeweiligen Bereich viele Einrichtungen in der Caritas vor der großen Herausforderung des Fachkräftemangels.
Welche Abschlüsse gab es bei anderen Tarifen? Der aktuelle Abschluss im öffentlichen Dienst hat die Messlatte mit einer Vergütungssteigerung in Höhe von 6,3 Prozent (Laufzeit: 24 Monate) sehr hoch gelegt. Doch anders als bei Caritas und Diakonie hat der öffentliche Dienst bei der Refinanzierung deutlich weitgehendere Einflussmöglichkeiten, wie zum Beispiel durch Beihilfen und Verlustausgleiche für die Träger.
Die Einrichtungen der Diakonie und der Caritas stehen vor den gleichen Problemen und Herausforderungen. In der Diakonie hat man in der Vergangenheit bewusst die Entscheidung getroffen, sich vom TVöD zu lösen und ein eigenes Entgeltsystem zu entwickeln, das besser auf die Einrichtungen der Diakonie passen soll. Aktuell wurde eine Vergütungserhöhung in Höhe von 2,9 Prozent beschlossen (Laufzeit: zwölf Monate). Darüber hinaus wird die Arbeitsrechtliche Kommission Regelungen zu Öffnungsklauseln, Flächen- und Branchenlösungen erarbeiten. Auch die letzten Abschlüsse der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) liegen unter dem Abschluss im öffentlichen Dienst.
Bevor ein kurzfristiges Fazit für die nächste Vergütungsrunde in der Caritas gezogen wird, sollte überlegt werden, welche tariflichen Regelungen die caritativen Unternehmen und ihre Mitarbeiter(innen) langfristig brauchen. Zu nennen sind hier vor allem vier Aspekte. Zunächst brauchen die AVR einen starken Mantel, der die Besonderheiten der Caritas regelt und die AVR dadurch für Anwender - genauso wie für Außenstehende - unverwechselbar zum "Caritas-Tarif" macht. Bereichsspezifische Regelungen könnten besser auf die unterschiedlichen Refinanzierungsbedingungen eingehen. Instrumente zur größeren Flexibilität könnten die AVR als Flächentarif auch langfristig sichern. Ergänzend sind Konzepte gegen den Fachkräftemangel unbedingt notwendig. Erste tarifliche Ansätze gibt es mit dem Leistungsentgelt und der Sozialkomponente.
Die Mitarbeiter(innen) in der Caritas hoffen zu Recht auf Vergütungssteigerungen. Auf der anderen Seite würde ein zu hoher Abschluss Einrichtungen an ihre Grenzen bringen oder auch - wie im öffentlichen Dienst - Personalabbau nach sich ziehen. Denkbar wären aber moderate Vergütungserhöhungen ohne Rückwirkung. Auch vor dem Hintergrund der Diskussionen um den Dritten Weg sollte die Einführung eines "Caritas-Mantels" forciert werden. Notwendig sind auch bessere Instrumente zur Flexibilisierung, da die Einrichtungen in der Caritas vor unterschiedlichen Rahmenbedingungen stehen. Diese müssen akzeptiert werden und der Tarif muss darauf Antworten geben.