Lobe mal wieder – nicht geschimpft ist eben nicht genug gelobt
"Tadeln ist leicht, deshalb versuchen sich so viele darin. Mit Verstand zu loben ist schwer, darum tun es so wenige". (Anselm Feuerbach, deutscher Maler)
ZDF - Zahlen, Daten und Fakten. Dies sind ganz häufig die grundlegenden Elemente für unsere Wirtschaft. Doch der Erfolg des unternehmerischen Handelns hängt im Wesentlichen von den Menschen ab, die in den Organisationen miteinander arbeiten. Dies gilt insbesondere für Dienstleistungsunternehmen sowie das Gesundheits- und Sozialwesen. Kritisiert wird in Organisationen häufig. Doch wie schaut es mit der Anerkennung, dem Lob aus? Warum tun sich Führungskräfte häufig schwer damit, Anerkennung gegenüber ihren Mitarbeiter(inne)n auch zu zeigen? Und wie kann es besser funktionieren?
Feedback-Geben gehört zu den wichtigsten Führungsaufgaben. Häufig wird es allerdings falsch verstanden, und zwar als Kritisieren bei mangelhaften Ergebnissen. Die positive Seite des Feedbacks, nämlich das Loben von guten Leistungen, kommt zu kurz. Eine Reihe von Studien belegt dies eindrucksvoll. So haben in einer Erhebung der Unternehmensberatung Gallup im Jahr 2010 nur 19 Prozent der Arbeitnehmer(innen) erklärt, dass für gute Arbeit Anerkennung ausgesprochen wird. Die Führungskräfte haben hier nichts dazugelernt: bereits im Jahr 2001 vertraten 20 Prozent der Arbeitnehmer(innen) diese Ansicht. Die Gründe für das Fehlen von Lob können vielfältig sein:
- Aufgrund der täglichen Geschäftshektik wird auf das vermeintlich Wichtige fokussiert. Folge: Die "weichen" Themen werden nachrangig. Die Vorgesetzten merken teilweise gar nicht, wenn die Motivation ihrer Mitarbeiter(innen) verloren geht.
- Der/Die Vorgesetzte erhält vom Chef oder der Chefin selber kein Lob. Warum sollte er sich gegenüber seinen Mitarbeitenden anders verhalten?
- Überkommene Einstellungen werden unhinterfragt beibehalten: "Nicht geschimpft ist genug gelobt" - danach agieren immer noch viele Vorgesetzte.
- Führungskräfte schätzen die Wertigkeit dieses kostenlosen Führungsinstrumentes immer noch falsch ein. Nach ihrer Ansicht hat es nachrangige Bedeutung.
- Führungskräfte werden primär nach ihrer fachlichen Kompetenz ausgewählt und nicht nach ihren kommunikativen und sozialen Fähigkeiten.
Die Folge kann die innere Kündigung der Mitarbeiter(innen) sein. Volkswirtschaftlich ein Desaster: Die Unternehmensberatung Gallup schätzt die Kosten bundesweit auf über 120 Milliarden Euro jährlich. Dies entspricht 19-mal dem Etat für "Familie" im Bundeshaushalt 2011.
Führungskräfte auf allen Ebenen täten gut daran, gute Leistungen angemessen wertzuschätzen. Es lohnt sich: der Fehlzeiten-Report 2011 vom Wissenschaftlichen Institut der AOK belegt, dass Chefs, die loben, gesündere Mitarbeiter(innen) haben. Hier fünf Hinweise zum richtigen Loben:
Tipp 1: Der frühe Vogel fängt den Wurm
Jahresgespräche sind als regelmäßiges Instrument gut und richtig. Konzentrieren Sie Ihr Lob allerdings nicht auf ein Gespräch im Jahr. Gute Leistungen verdienen es, direkt und nicht mit zeitlicher Verzögerung honoriert zu werden.
Tipp 2: Gleichbehandlung muss sein
Wo Menschen aufeinandertreffen, ergeben sich Sympathie und Antipathie. Lassen Sie sich jedoch davon nicht bei der Verteilung Ihres Lobes leiten.
Tipp 3: Seien Sie authentisch und persönlich
Damit Lob auch als solches wahrgenommen wird, muss es ehrlich sein. Verstellen Sie sich nicht, sondern verwenden Sie Formulierungen und Gesten, die Ihre Mitarbeitenden von Ihnen kennen. Übrigens: Loben kann man nicht delegieren ("Herr Müller, sagen Sie bitte Frau Mayer…").
Tipp 4: Lassen Sie das Lob wirken
Reduzieren Sie nicht das Lob, indem Sie andere Sachverhalte im Gespräch damit verbinden und so die Wirkung herabsetzen ("Das haben Sie wirklich sehr gut gemacht, aber…").
Tipp 5: Zeigen Sie die Wirkung der Leistung auf
Loben Sie die Leistung und stellen Sie ihren Nutzen heraus ("Durch Ihre Vorschläge konnten wir die Kosten um x Prozent reduzieren"). Und, liebe Mitarbeiter(innen): Auch Ihr Chef freut sich mal über ein lobendes Wort über seine Führungstätigkeit. Führung ist nämlich keine Einbahnstraße.