Wirkungscontrolling: den sozialen Mehrwert messbar machen
An die Stelle der Rentabilität als universeller Erfolgsgröße treten in Non-Profit-Unternehmen (NPOs) organisationsindividuelle Erfolgsgrößen aus dem Wirkungsbereich, wie beispielsweise der Autonomiezuwachs von Menschen mit Behinderung oder die Lebensqualität von Demenzkranken. Um den Erfolg zu operationalisieren und messbar zu machen, bedarf es daher neben einem klassischen Controlling eines Wirkungscontrollings.
Wirkungscontrolling setzt somit dort an, wo das klassische Controlling aufhört, nämlich beim Output, also der quantitativen Leistungsmenge (zum Beispiel Anzahl der Teilnehmer an Schuldnerberatungen pro Jahr). Dieser stellt die Basis für die qualitativen Effekte dar. Nach Bono1 ist zwischen folgenden Wirkungsausprägungen zu unterscheiden:
- "Effect" als direkte, objektiv ersichtliche und nachweisbare Wirkung (zum Beispiel Senkung der Verschuldung der Teilnehmer),
- "Impact" als subjektiv erlebte Wirkung des Leistungsempfängers (zum Beispiel seine gestiegene Bereitschaft, an dem Programm teilzunehmen) beziehungsweise der Stakeholder,
- "Outcome" als gesellschaftliche Wirkung der Leistung (zum Beispiel Verhinderung von Armut).
Angesichts seiner wachsenden Bedeutung war das Thema Wirkungscontrolling unter anderem Gegenstand der Studie "Controlling in der Sozialwirtschaft -Ausbaustand und Perspektiven"2, für die in Zusammenarbeit der contec Gesellschaft für Organisationsentwicklung mbH mit der Deutschen Gesellschaft für Management und Controlling in der Sozialwirtschaft e.V. (DGCS) Anfang dieses Jahres soziale Organisationen befragt worden waren. Sie wurden um ihre Einschätzung der zukünftigen Bedeutung des Wirkungscontrollings gebeten. Die meisten Befragten (71 Prozent) messen ihm wachsende Bedeutung für ihre Organisation zu. Kaum einer sieht dessen Bedeutung in Zukunft abnehmen.
Trotz dieser hohen Bedeutungsbeimessung gibt nur jede(r) Dritte (30 Prozent) an, dass Wirkungsziele "umfassend" oder zumindest "im Wesentlichen vorhanden" seien. In mehr als der Hälfte (56 Prozent) der Organisationen sind solche klar definierten Ziele nur "in Ansätzen" oder "nicht vorhanden". Ihr Fehlen als Referenzpunkt schränkt die Möglichkeit einer Organisation ein, ihre Effektivität und Effizienz, letztlich ihren Erfolg nachzuweisen. Die erste Herausforderung besteht somit darin, solche Ziele zu definieren.
Die Teilnehmer der Studie wurden ebenfalls zu den in ihren Organisationen vorhandenen Verfahren der Wirkungsmessung3 befragt. Am stärksten verbreitet ist die Wirkungsmessung über das QM-System. Hier gaben mehr als 60 Prozent der Organisationen an, dass ein solches Verfahren mindestens "im Wesentlichen vorhanden" sei. Auch die Beschwerdeanalyse4 als ein servicequalitätsbezogenes Verfahren der Wirkungsmessung wird genutzt. Relativ häufig werden zudem soziologische Verfahren der Wirkungsmessung, wie die Inhaltsanalyse5 sowie Befragungs- und Beobachtungsverfahren6, angewandt. Kosten-Wirksamkeits-Analysen7 sowie Nutzwertanalysen8 sind hingegen in den wenigsten Organisationen ein Thema.
Anmerkungen
1. Bono, Maria Laura: NPO Controlling. Stuttgart, 2006, S. 149 ff.
2. Die Studie kann zum Preis von 49 Euro zzgl. Versand bei der contec GmbH bestellt werden: www.contec.de/shop
3. Zu einer ausführlichen Darstellung der verschiedenen Verfahren s. International Group of Controlling (Hrsg.), Wirkungsorientiertes NPO-Controlling - Leitlinien zur Zielfindung, Planung und Steuerung in gemeinnützigen Organisationen. Freiburg et al., 2010, S. 61 ff.
4. Z.B. Analyse der Beschwerden in einer Werkstatt für behinderte Menschen.
5. Z.B. Analyse von Pflegedokumentationen in einem Altenheim.
6. Z.B. Beobachtung des Sozialverhaltens eines Jugendlichen.
7. Z.B. Wirksamkeit verschiedener Präventionsmaßnahmen in Bezug auf deren Kosten.
8. Z.B. Ermittlung des Nutzwerts verschiedener Kooperationsmöglichkeiten.