Kennzahlen bringen Dinge auf den Punkt
Altenheime stehen gegenwärtig vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die sich unter anderem aus dem schärfer werdenden Wettbewerb und aus knappen personellen und finanziellen Ressourcen ergeben. Vor diesem Hintergrund ziehen sie zunehmend Kennzahlen heran, um durch den Vergleich mit anderen Einrichtungen zu Erkenntnissen über die Leistungsfähigkeit des eigenen Hauses zu kommen. Basis eines solchen Vergleichs sind oftmals die Zahlen aus den Jahresabschlüssen der Einrichtungen, in erster Linie also Informationen aus der Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung, ergänzt um Angaben aus dem Leistungsbereich. Die hieraus gewonnenen Kennzahlen finden unter anderem im Rahmen von Sitzungen der Führungs- und Aufsichtsgremien Verwendung. Erwartet werden von ihnen insbesondere Antworten auf die Fragen:
- Wie steht unsere Einrichtung im Vergleich zu anderen Einrichtungen da?
- Gibt es Bereiche, in denen sich Probleme abzeichnen?
- Gibt es umgekehrt Bereiche, in denen wir besser sind als andere?
Es gibt aber auch Vorbehalte gegen einen solchen Leistungsvergleich. Ein häufig geäußerter Einwand lautet, dass die Einrichtungen eben nicht vergleichbar seien, weil sie in wichtigen Bereichen Abweichungen und Besonderheiten aufwiesen, die in einem Vergleich nicht ausreichend Berücksichtigung finden könnten.
Zugegeben, ein Betriebsvergleich mittels Kennzahlen muss bis zu einem bestimmten Grad von Besonderheiten absehen, er muss vereinfachen und abstrahieren. Dies gehört aber zu jeder Analyse eines komplexen Gegenstandes, denn ohne Reduktion von Komplexität wäre ein Erkenntnisgewinn nicht möglich: Es bliebe lediglich die Aussage, dass eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren, die wiederum in unterschiedlicher Weise miteinander zusammenhängen, Einfluss auf das Ergebnis der Einrichtung haben.
Nur im Zusammenhang sinnvoll
Die Frage sollte daher nicht lauten, ob Vergleiche anhand von Kennzahlen sinnvoll sind oder nicht, sondern vielmehr, wie sich aus Vergleichszahlen nutzbringende Erkenntnisse für die einzelnen Einrichtungen gewinnen lassen. Zunächst einmal beschreibt ein Betriebsvergleich eine Gruppe von Einrichtungen, die gleichartige Leistungen erbringen, hinsichtlich verschiedener Merkmale. Zu nennen sind hier zum Beispiel die Pflegeleistungsstruktur und die entsprechenden Entgelte nach Pflegeklassen oder die Belastungsziffer des Personals, gemessen in belegten Betten je Pflegekraft. Der Vergleich basiert dabei insbesondere auf Durchschnittswerten. Minimal- und Maximalwerte geben zudem die Grenzen an, zwischen denen sich die einbezogenen Einrichtungen bewegen.
Grundsätzlich sagt eine einzelne Kennzahl allein wenig aus, erst im Zusammenhang mit weiteren Kennzahlen lassen sich sinnvolle Aussagen über das Profil einer Einrichtung ableiten. Liegt beispielsweise bei einem Altenheim der Anteil des Personalaufwands über dem Durchschnittswert der Vergleichsgruppe, so ist dies allein weder gut noch schlecht. Ein naheliegender Grund für den überdurchschnittlichen Anteil könnte zunächst sein, dass das Altenheim eine vergleichbare Leistung zu einem größeren Teil mit eigenem Personal erbringt als andere. Insofern wären in diesem Zusammenhang auch der Anteil bezogener Leistungen im Bereich des Sachaufwands und die Personalstruktur in den Blick zu nehmen. Ferner wäre zu fragen, ob die Leistung vergleichbar ist: Denn eine höhere Leistungsintensität bedingt auch eine höhere Personalintensität. Dieses einfache Beispiel verdeutlicht, dass jeweils ein Kranz aufeinander bezogener Kennzahlen einzubeziehen und im Zusammenhang zu interpretieren ist.
Ein Vergleich mit anderen Altenheimen bietet so die Möglichkeit einer genaueren Verortung der eigenen Einrichtung. Er kann wichtige Hinweise darauf liefern, in welchen Bereichen Stärken und Schwächen der eigenen Einrichtung liegen. Bei Bedarf lassen sich, hieran anknüpfend, über weitergehende Analysen gezielt Bereiche identifizieren, in denen Verbesserungspotenziale bestehen, und entsprechende Verbesserungsmaßnahmen entwickeln.