Mitten im bunten Krefelder Leben
HandyKurs und Internet-Café, Tanzgruppe und Musikband - wer meint, dabei handele es sich um Angebote eines Freizeitzentrums, der irrt. All diese Veranstaltungen gehören zum festen Programm des Seniorenclubs "Em Cavenn" in Krefeld-Linn. Das Zentrum unter Federführung der Caritas Krefeld hat viel mehr als übliches Erzählen und Kaffeetrinken zu bieten, und es ermöglicht seinen wöchentlich über 130 Gästen eine rege Teilhabe an der ganzen Fülle des Lebens.
"Wir sind froh, dass wir in unseren Reihen viele Mitglieder haben, die immer wieder mit neuen Ideen kommen und diese auch ehrenamtlich umsetzen", freut sich Clubleiterin Helene Sinenko. In der gerade umgebauten Einrichtung geht es tagsüber zu wie in einem Bienenstock: Frauen und Männer kommen zum Frühstück, besuchen einen Computerkurs, möchten mit der Leiterin die Kooperation mit der benachbarten Schule besprechen und stellen immer wieder die Frage: "Ist hier noch ein Stuhl, den wir ausleihen können?"
Die Senior(inn)en, die in den "Em Cavenn" (das bedeutet mundartlich so viel wie "Im Wasserloch") kommen, werden hier nicht als hilfsbedürftige alte Menschen gesehen. Vielmehr haben Helene Sinenko und die über 30 Ehrenamtler(innen) einen Blick für die noch vorhandenen Ressourcen, die Erfahrung, das große Wissen, das die Generation "60 Plus" weitergeben kann. "Die generationenübergreifende Arbeit im Austausch mit der Grundschule, der Hauptschule und den Azubis aus dem Ortsteil ist uns sehr wichtig", erläutert Sinenko. So hat der Seniorenclub am Fuße der Burg Linn gemeinsam mit Jugendlichen die Patenschaft für den benachbarten, sehr beliebten Spielplatz übernommen. Schüler(innen) der Hauptschule begleiten Senior(inn)en bei Ausflügen und helfen bei Festen im Club. In der Grundschule führen die alten Menschen die Schulbücherei, übernehmen kleinere Reparaturen und bieten Nachhilfe und Bastelaktionen an. Am Seniorentag in Linn gab es zudem einen Austausch mit Kindergartenkindern.
Zukunftsweisendes Trägerkonzept mit vier Partnern
Der Seniorenclub "Em Cavenn" wird gemeinschaftlich getragen von der örtlichen katholischen Pfarrei, der evangelischen Gemeinde, dem Bürgerverein und der Caritas Krefeld. Ein Kuratorium mit 13 Personen steuert die Arbeit. Die Caritas stellt mit Helene Sinenko die Clubleiterin, die mit 30 Stunden in der Einrichtung ist. Finanziert wird der Club hauptsächlich durch eigene Leistungen und Spenden. Außerdem geben alle Träger einen Zuschuss, sowie die Stadt Krefeld 20.000 Euro im Jahr. Der Club besteht seit über drei Jahrzehnten.
Die Räume im historischen Ortskern von Krefeld-Linn sind gerade saniert, behindertengerecht umgebaut und erweitert worden. Es ist ein neuer Anbau entstanden, in dem ein Internetcafé, das Büro und sanitäre Räume untergebracht sind. So verfügt die Einrichtung jetzt ebenerdig über rund 150 Quadratmeter. Außerdem gibt es eine schöne Terrasse mit Blick auf die Burg. Für den Umbau waren insgesamt 260.000 Euro erforderlich. Die Stiftung Wohlfahrtspflege gab einen Zuschuss von fast 105.000 Euro. Geholfen haben zudem viele Spenden.
Der Club nimmt an allen Festen im Ort teil
Im Club besteht eine gute Gemeinschaft. Bei Krankheit oder Umzug gibt es einen Besuchsdienst. In besonderen Situationen berät und hilft der Club auch bei Behördengängen oder Formularen. "Wenn ein Mitglied in ein Altenheim zieht, wird es von uns anfangs auch dort besucht und über unsere Aktivitäten informiert. Mit der Zeit lassen wir die Abstände aber größer werden, denn wir wollen einem neuen Anfang im Heim nicht im Wege stehen", sagt Helene Sinenko. Die meisten Mitglieder sind über 70 Jahre alt. An etwa 40 Stunden in der Woche ist das Haus geöffnet - auch samstags und sonntags. Wenn Helene Sinenko als hauptamtliche Kraft mal nicht anwesend sein kann, übernehmen die Ehrenamtlichen Günter Cramm oder Jutta Haak die Leitung der Einrichtung. Neben den regelmäßigen Angeboten wie Frühstück, Malkreis, Internetcafé, Singen, Spielen, Basteln und Tanzen gehören Aktionen wie die Karnevalssitzung, das Weinfest, Grünkohl-Essen, Trödelcafé, die Teilnahme an Festen im Ort sowie Vorträge und natürlich ein Weihnachtsbasar zum Programm. Alle zwei Monate wird ein Ausflug organisiert, an dem auch körperlich eingeschränkte Menschen teilnehmen können.
Die Angebote werden von den Clubmitgliedern selbst gestaltet und weiterentwickelt. Sie ermöglichen den Teilnehmer(inne)n sowohl generationsübergreifende Kontakte zu anderen Menschen in verschiedenen Lebensbereichen als auch den seniorengerechten Zugang zu neuen elektronischen Medien. Einsam im Alter - das muss in Krefeld-Linn wirklich keiner sein.
Neu im Programm ist die Teilnahme des Seniorenclubs am örtlichen Trödelmarkt - und zwar als Bewirtungsstand. "Ich bin gefragt worden, ob wir neben Kaffee und Kuchen auch Würstchen und Getränke ausgeben könnten. Und da habe ich einfach mal ,Ja‘ gesagt. Das schaffen wir schon", informiert Clubmitglied Else Winkmann die Leiterin. Diese nickt und weiß, an diesem Sonntag im August werden die Senior(inn)en mal wieder mitten im Krefeld-Linner Leben, mitten im bunten Treiben der Trödler stehen.