Caritas muss ihr Pflegezeugnis nicht verstecken
Mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz vom 1. Juli 2008 wurde unter anderem über mehr Transparenz von Leistungen und Qualität für Kunden der stationären und ambulanten Altenpflege entschieden. § 114 SGB XI regelt die Durchführung der Qualitätsprüfungen in den Einrichtungen und Diensten durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK). Die Veröffentlichung der Qualitätsprüfungen für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen ist in § 115 Abs. 1a SGB XI beschrieben. Sie soll in verständlicher Form und kostenfrei im Internet und durch Aushang in den Einrichtungen erfolgen. In den beiden Pflege-Transparenzvereinbarungen für den stationären und den ambulanten Bereich sind sowohl die Art und Anzahl der Fragen der Qualitätsprüfung als auch die Kriterien zur Veröffentlichung festgelegt. Die Vereinbarungen geben vor, dass bis Ende 2010 alle Einrichtungen und Dienste geprüft werden sollen und ab 2011 die Prüfung einmal jährlich erfolgt.
Bis zum 15. Juni 2010 wurden 441 Berichte über stationäre Pflegeeinrichtungen der Caritas sowie 97 Berichte über Sozialstationen der Caritas veröffentlicht. Damit liegt die Anzahl der Sozialstationen weit hinter den Pflegeheimen. Dies ist jedoch auch im bundesweiten Vergleich festzustellen und liegt wohl an der Vorgehensweise des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK).
Unter www.pflegelotse.de kann der Bericht der MDK-Prüfung mit allen Einzelnoten - 82 Noten für Pflegeheime, 49 Noten für Sozialstationen - eingesehen werden. Auf der händischen Recherche auf dieser Homepage beruhen auch die vorliegenden Caritas-Ergebnisse, da keine verbandsspezifischen Auswertungen von der Datenclearingstelle (DCS) Pflege zur Verfügung gestellt werden können. Mit Stichtag 15. Juni wurden durch die Stabsstelle Sozialwirtschaft im DCV alle veröffentlichten Prüfberichte von stationären Einrichtungen und Sozialstationen der Caritas ermittelt und die Noten aufgenommen.
Caritas-Pflegeheime haben guten Notendurchschnitt
Die Durchschnitts-Gesamtnote für die 441 geprüften Caritas-Einrichtungen ist 1,9. 37 Prozent der geprüften Einrichtungen wurden in ihrer Gesamtnote als "sehr gut", 38 Prozent als "gut" und 20 Prozent als "befriedigend" bewertet. Während also drei Viertel der Einrichtungen eine sehr gute oder gute Gesamtnote bekamen, wurden fünf Prozent mit "ausreichend" beziehungsweise "mangelhaft" benotet.
Die 82 Prüfkriterien werden in fünf Bereiche unterteilt, der erste Bereich Pflege und medizinische Versorgung hat dabei mit 35 Fragen das größte Gewicht. Der fünfte Bereich, die Bewohnerbefragung, beruht auf einer zufälligen Auswahl von fünf bis maximal 15 Bewohnern. Die Note wird ausgewiesen, fließt jedoch nicht in die Gesamtnote ein.
Die Ergebnisse der einzelnen Bereichsnoten präsentieren kein einheitliches Bild. Während die Einrichtungen der Caritas hervorragend abschneiden im Bereich Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene (Durchschnittsnote 1,3) sowie bei der Bewohnerbefragung mit einer Durchschnittsnote von 1,1, werden die ersten beiden Bereiche - Pflege und medizinische Versorgung sowie der Umgang mit demenzkranken Bewohnern - mit einer Durchschnittsnote von 2,2 bewertet. Der Notendurchschnitt im Bereich Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung beträgt 1,8.
Im monatlichen Newsletter Pflegenoten1 veröffentlicht der MDK die aktuellen bundesweiten Ergebnisse zu den Pflegenoten aus dem Datenbestand der Datenclearingstelle Pflege (DCS). Die Gesamtnote aller 3874 bis Juni geprüften stationären Einrichtungen ergibt eine 2,0 im Vergleich zu einer 1,9 für die Caritas-Pflegeheime. Auch bei den Bereichsnoten ergeben sich kaum Unterschiede zwischen Caritas-Einrichtungen und dem bundesweiten Durchschnitt (s. Tab. 1 unten).
Die Abbildung der fünf Bereichsnoten zeigt auf, wie die Durchschnittsnoten zustande kommen. Wie bei den Schulnoten wird dabei eine Note zwischen 1,0 und 1,4 als "sehr gut" gruppiert, eine Note zwischen 1,5 und 2,4 als "gut" etc. Erfreulich ist das Ergebnis der Bewohnerbefragung: nur zwei Einrichtungen wurden mit "befriedigend" beurteilt, 17 mit "gut" - und alle übrigen Pflegeheime mit "sehr gut" (s. Abb. 1 unten).
Länderzahlen verdeutlichen Mängel bei der Prüfung
Der Vergleich der Caritas-Einrichtungen auf der Bundeslandsebene stellt deutliche Unterschiede zwischen den Ländern heraus. Aus Brandenburg lagen keine Noten für Caritas-Einrichtungen vor, während die Zahlen aus dem Saarland und aus Mecklenburg-Vorpommern zu gering waren, um sie darzustellen. Aus diesem Grund wurden auch Hamburg und Schleswig-Holstein zu einer Note zusammengefasst. Die deutlich vom Durchschnitt 1,9 abweichende Note für Hamburg und Schleswig-Holstein überrascht nur auf den ersten Blick. Hier muss auf regionale Auffälligkeiten und fehlende Vergleichbarkeit zwischen den Bundesländern aufmerksam gemacht werden, da die Pflegesätze und der Personalschlüssel sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden2 (s. Abb. 2 unten).
Mit der Ausnahme von Hamburg und Schleswig-Holstein können die geprüften Caritas-Pflegeheime auf der Ebene der Bundesländer gleichwertige und sogar bessere Noten als der Durchschnitt aller geprüften Einrichtungen vorzeigen (s. Tab. 2 unten).
Caritas-Sozialstationen erhalten Gesamtnote 1,7
Bisher wurden weitaus weniger Berichte über Sozialstationen als über stationäre Einrichtungen veröffentlicht. So wurden auch für die Caritas bis Mitte Juni nur 97 Berichte über Sozialstationen im Internet veröffentlicht. Die Durchschnittsnote beträgt 1,7. 46 Prozent der Caritas-Sozialstationen wurden mit "sehr gut" bewertet, 39 Prozent erhielten die Note "gut", 13 Prozent "befriedigend", und nur eine Sozialstation (ein Prozent) wurde in der Gesamtnote mit "ausreichend" bewertet. Keine Sozialstation erhielt ein "Mangelhaft". Der Fragebogen des MDK besteht aus insgesamt 49 Fragen, die in die vier Bereiche pflegerische Leistungen, ärztlich verordnete pflegerische Leistungen, Dienstleistung und Organisation sowie Befragung der Kunden unterteilt sind. Auch hier wird die Note der Kundenbefragung ausgewiesen, aber nicht in die Gesamtnote eingerechnet (s. Abb. 3 unten).
Abbildung 3 zeigt, dass die Sozialstationen besonders im Bereich der ärztlich verordneten pflegerischen Dienstleistungen und im Bereich Dienstleistung und Organisation sehr gut bewertet werden, weniger im Bereich der pflegerischen Leistung. Dennoch erhalten Sozialstationen der Caritas in allen Bereichen bessere Noten als der bundesweite Durchschnitt, der sich aus 1951 geprüften ambulanten Pflegediensten errechnet. Die durchschnittliche Gesamtnote beträgt 2,2 (Caritas: 1,7), pflegerische Leistungen werden mit 2,7 (Caritas 2,3) bewertet, ärztlich verordnete pflegerische Leistungen mit 1,9 (Caritas 1,5), und der Bereich Dienstleistung und Organisation erhält im Durchschnitt die Note 1,7 (Caritas 1,3). Die Befragung der Kunden ergibt für die ambulante Pflege eine 1,0 - sowohl im Bundesdurchschnitt als auch für die Caritas-Sozialstationen.
Eine Auswertung auf der Bundeslandebene ist nicht möglich, da die veröffentlichten Prüfberichte ungleich über die Bundesländer verteilt sind. So sind zum Beispiel lediglich drei Berichte für Baden-Württemberg veröffentlicht, aber 38 Prüfberichte für Bayern und 20 für Nordrhein-Westfalen. Diese beiden Bundesländer schneiden mit Gesamtnoten von 1,7 (Bayern) und 1,8 (NRW) gut ab. Auch hier liegen die Noten der Caritas-Sozialstationen über dem Durchschnitt aller Träger.
Anmerkungen 1. Abzurufen unter: www.vdek.com/vertragspartner/Pflegeversicherung/Newsletter_Pflegenoten/index.htm.2. Nachgefragt: Gute Pflegenoten sind kein Grund, sich zurückzulehnen. In: neue caritas Heft 6/2010, S. 26.