Vertrauen ist gut - aber Kontrolle darf nicht fehlen
Dass ein internes Überwachungssystem im Unternehmen sinnvoll ist, ist nicht neu. Seit 1998 wurde mit dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) der Vorstand einer Aktiengesellschaft verpflichtet, ein geeignetes Überwachungssystem einzurichten. Eine wesentliche Rolle in einem solchen System spielt dabei die Interne Revision. Bis zum heutigen Zeitpunkt findet dieser Bereich im Sozial- und Gesundheitswesen jedoch nur eine geringe Beachtung, obwohl das KonTraG (unabhängig von der Rechtsform) einen Handlungsimpuls bei den gemeinnützigen Organisationen initiieren sollte. Die Leitungsorgane in Sozialkonzernen vertrauen meist nur auf Controllinginstrumente. Dabei unterscheiden sich die Aufgaben deutlich. Die Kernfunktion des klassischen Controllings ist die Steuerung - nicht jedoch die Kontrolle. Hierauf legt die Interne Revision ihr Augenmerk. Sie umfasst eine vorurteilsfreie Kontrolle und die Optimierung von Prozessen. Um ihre Unabhängigkeit gewährleisten zu können, ist es wichtig, dass der Internen Revision keine operativen Tätigkeiten obliegen. Organisatorisch wird dies erreicht, indem sie als Stabsstelle ins Unternehmen eingebunden wird.
Die Regelaufgaben einer Internen Revision sind dabei zum einen der Schutz des Vermögens und zum anderen die Prüfung der Einhaltung von Gesetzen und (internen) Richtlinien. Des Weiteren gehören die Prüfung der Wirtschaftlichkeit sowie Organisationsuntersuchungen zu ihrem Aufgabenbereich. Darunter fällt zum Beispiel, Verfahrensabläufe und Geschäftsprozesse zu optimieren. Auch kann die Interne Revision Sonderaufgaben übernehmen, wie zum Beispiel Verwendungsnachweise prüfen oder allgemeine Beratung anbieten.
Interessenkonflikt vermeiden
Wie die Praxis zeigt, verlagern sich die Aufgabenschwerpunkte der Internen Revision weg von Ordnungsmäßigkeitsprüfungen hin zu mehr Beratung im Bereich der Verfahrensabläufe. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Interne Revision die zu prüfenden Prozesse nicht selbst gestaltet, da es sonst bei der nächsten Kontrolle unweigerlich zu einem Interessenkonflikt kommt. Um die ihr auferlegten Aufgaben zu erfüllen, muss die Interne Revision auch mit entsprechendem Personal ausgestattet werden. So ist der Umfang grundsätzlich von der Struktur, den Aufgaben und dem Risiko des Unternehmens abhängig. Wirtschaftlich sinnvoll ist die Einrichtung einer Internen Revision erst bei Organisationen mit mindestens 100 Mitarbeiter(inne)n. Aber selbst hier kann es zu Problemen mit der Objektivität und Unabhängigkeit der Internen Revision kommen. So wird zum Beispiel bei nur einem Revisor das "Vieraugenprinzip" nicht gewahrt. Ebenfalls kann es zu Problemen mit der Unabhängigkeit kommen, wenn der Revisor noch andere operative Tätigkeiten im Unternehmen ausübt. Ein eleganter Ausweg ist dabei eine "externe" Interne Revision durch einen Dienstleister. Dies hat den Vorteil, dass ein externer Revisor im Unternehmen eher akzeptiert wird. Wichtig ist in jedem Fall, dass der Revisionsprozess gewisse Grundstrukturen aufweist. Dazu gehört in allererster Linie eine professionelle Planung. Dabei sollten die Prüffelder der Revision jährlich in Abstimmung mit der Geschäftsleitung festgelegt werden. Unabdingbar ist hier eine risikoorientierte Vorgehensweise. Das heißt, Bereiche mit erhöhtem Risiko, wie zum Beispiel die Leistungsabrechnung oder auch die Kassen, sollten regelmäßig auf dem Prüfungsplan auftauchen. Innerhalb von fünf Jahren sollten alle Bereiche des Sozialunternehmens Gegenstand der Internen Revision sein.
Die Tätigkeit der Internen Revision spiegelt sich in den einzelnen Berichten wider. Wichtig dabei ist, dass die jeweiligen Berichte auch einen verbindlichen Maßnahmenkatalog beinhalten. Somit ist die Möglichkeit gegeben, in einem sogenannten "Follow-up" zu prüfen, ob der Unternehmensbereich die Vorgaben entsprechend umgesetzt hat. Wie die Praxis zeigt, kann durch die Prüfungstätigkeiten für den jeweiligen Bereich ein Mehrwert generiert werden, der in der Regel nicht monetär, sondern vielmehr in optimierten Abläufen oder verbesserten Sicherheitsstrukturen zu erfassen ist. Leider wird deren wirkliche Werthaltigkeit oft erst dann erkannt, wenn es schon zu spät ist.