Ideenmanagement in Werkstätten: Einführung mit Hilfe der EU
"RWB - Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung" heißt ein Programm des Bundes im Rahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF). Insgesamt 2,2 Milliarden Euro werden bis 2013 bereitgestellt, um die Anpassungs- und Wettbewerbsfähigkeit von Beschäftigten und Unternehmen an den wirtschaftlichen Wandel zu steigern. Weitere strategische Ziele sind neben Investitionen in die Personalentwicklung eine Verbesserung des Zugangs zu Beschäftigung sowie die soziale Eingliederung benachteiligter Personen.
Die Zentrale Beratungsstelle Ideenmanagement (ZBI) resümiert aus ihrer Arbeit mit Werkstätten (vgl. neue caritas Hefte 11/2007, S. 28, und 17/2007, S. 30)‚ dass Einrichtungen das betriebliche Ideenmanagement als Instrument auch zur Steigerung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit oftmals unterschätzen. Hier kann das genannte Förderprogramm zum wichtigen Erkenntnisgewinn verhelfen.
Messbarer Erfolg für Betrieb und Jobs in der Region
Denn die Ergebnisse aus Werkstätten mit bereits etabliertem Ideenmanagement sprechen eindeutig für sich: Nach dessen Integration in die Betriebsorganisation tragen Mitarbeitervorschläge zur Verbesserung von Produkten und Betriebsabläufen messbar zur positiven Entwicklung des Betriebsergebnisses bei. Ideen zu neuen oder verbesserten Produkten und zusätzlichen Betätigungsfeldern haben sogar neue Arbeitsplätze in den Werkstätten geschaffen. Insgesamt verbessern die systematisch erfassten und umgesetzten Ideen nachweislich die regionale Wettbewerbssituation. Vor allem Vorschläge zum Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie zur effizienteren Ressourcenverwendung ermöglichen Verbesserungen des einzelnen Arbeitsplatzes und des gesamten Arbeitsumfeldes.
Darüber hinaus fordern heute immer mehr Geschäftspartner von Werkstätten neben einem Qualitätsmanagement auch das Vorhandensein eines betrieblichen Ideenmanagements als Voraussetzung für die Vergabe von Aufträgen.
Förderfähiges Startpaket
Die ZBI bietet ganzheitliche Leistungen zur Einführung eines betrieblichen Ideenmanagements in Werkstätten: vom Formularwesen über die Methodik zur Bewertung von Verbesserungsvorschlägen bis hin zur Erfolgskontrolle und Visualisierung der Ergebnisse. Von den Bundesländern sind ihre Konzepte als förderfähig anerkannt. Im eingangs genannten RWB-Programm wird das ZBI-Leistungspaket mit bis zu 50 Prozent gefördert.
In der Förderung mit enthalten sind Maßnahmen zur Qualifizierung von Mitarbeitenden zu künftigen Funktionsträger(inne)n des Ideenmanagements. Sie übernehmen später als Ideenkoordinatoren, Gutachter und Moderatoren die Verantwortung für die beiden Grundpfeiler des betrieblichen Ideenmanagements: das Betriebliche Vorschlagswesen (BVW) und die Kontinuierlichen Verbesserungs-Prozesse (KVP). Die qualifizierten Mitarbeiter(innen) und Führungskräfte sorgen dann in der täglichen Praxis für die gemeinsame Erschließung und Nutzbarmachung des intuitiven Kreativpotenzials aller Beschäftigten zur Anpassung ihrer Werkstatt an den wirtschaftlichen Wandel. Das BVW versteht sich dabei als Auffangbecken für Ideen, die einzelnen Mitarbeitern oder Gruppen mehr oder weniger spontan einfallen. Es regelt, wie diese Ideen als Vorschläge in das Unternehmen eingebracht, weiter behandelt und vergütet werden sollen. KVP haben die komplementäre Aufgabe, die großen, selteneren Innovationsschritte durch fortwährende Verbesserungen in kleinen Schritten zu ergänzen. Dies betrifft alle Bereiche in einem Unternehmen. Diese Aufgabe wird operativ über KVP-Gruppenaktivitäten umgesetzt.
Motivation für Beschäftigte
Das Einreichen von Verbesserungsvorschlägen bedeutet vor allem für die Mitarbeitenden mit Behinderung eine zusätzliche Möglichkeit, ihre Einkünfte über den Erhalt von Prämien für ihre Ideen zu verbessern - also auch mehr selbstständige Entscheidungen. Zudem ist das betriebliche Ideenmanagement oftmals auch die einzig organisierte Form, allen Mitarbeitern den Weg zur Mitsprache im Unternehmen zu eröffnen und gleichberechtigt über KVP an der Entwicklung ihres Betriebes aktiv mitzuwirken sowie über BVW am ökonomischen Erfolg teilzuhaben.