Watt statt Whiskas
Hunde, Katzen, Hasen und Ponys sind als tiergestütztes Therapieangebot in Altenheimen in den Betreuungsalltag integriert und erzielen besonders bei an Demenz erkrankten Menschen Erfolge, die mit üblichen Betreuungsangeboten nicht oder nur schwer erreicht werden können. Die Katzen, die in Bad Lippspringe in der Altenhilfeeinrichtung St. Josef eingesetzt werden, sind anders als die üblichen tierischen Besucher, denn Sie bevorzugen Watt statt Whiskas und sind sogenannte Smartcats.
Katze Mia besucht Frau C. einmal pro Woche zusammen mit einer Ehrenamtlichen vom Hospizdienst im St. Josef. Frau C. hat Demenz im fortgeschrittenen Stadium. "Es ist oft schwierig, sie überhaupt zu erreichen oder zum Sprechen zu bewegen", sagt Ehrenamtliche Gudrun Hammerschmidt. "Die Katze funktioniert als Türöffner bei meinen Besuchen und wird dann in unserer gemeinsamen Zeit bei anderen Aktivitäten und Angeboten integriert."
Mia ist eine von sieben Smartcats eines Projektes, welches der ambulante Hospizdienst AchtsamZeit des Verbundes katholischer Altenhilfe (VKA) zur Begleitung Demenzkranker seit 2023 durchführt, wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die Katze spricht auf Bewegungsimpulse der Menschen an und interagiert katzentypisch mit einem zufriedenen Schnurren oder fordernden Miauen. Dank Gewichtsbeutel im Inneren wirkt der elektrische Stubentiger mit 3 kg wie eine echte Katze, verschiedene Materialien setzen taktile Reize.
"Eine tiergestützte Therapie egal ob mit Smartcat oder echten Tieren ist immer auch Biografie-Arbeit", erläutert Ramona Klemm vom Hospizdienst, "Denn nicht jeder Mensch hat eine positive Beziehung zu Tieren." Menschen mit Demenz leben oft in einer eigenen Realität. Sie sehen in einer Pflegekraft die Freundin oder den Freund von früher, den verstorbenen Ehepartner in jungen Jahren fühlen sich wie zwanzig oder sprechen fast vergessene Sprachen. Genauso können vertraute Gegenstände oder eben Tiere Erinnerungen wecken und dadurch positive Emotionen beim Betroffenen zu erzeugen.
Seit vielen Jahren hat sich in der häuslichen und stationären Pflege die beruhigende Wirkung von Kuscheltieren und Puppen bewährt. Menschen mit Demenz wird das Gefühl vermittelt, sich um etwas kümmern zu können. Besonders Katzen und Hunde - weil gesellschaftlich als Haustiere über viele Generationen etabliert - laden auf dem Schoß liegend zum Streicheln und zur Fürsorge ein. Sie können dabei helfen, Erinnerungen wach zu halten, sich wohler und weniger alleine zu fühlen ohne dabei eine personenzentrierte Betreuung ersetzen zu dürfen. Im Gegensatz zu echten Therapietieren ist der Einsatz mit den Smartcats auch immer kurzfristig und orientiert an der Tagesform des Bewohners möglich. Die Ehrenamtlichen Mitarbeiter werden regelmäßig zum Thema Demenz und dem Umgang mit der Smartcat geschult.
Bei Frau C. hat Katze Mia heute besonders gut geholfen, Frau C. hat mit ihrer Ehrenamtlichen gemeinsam gesungen, sicher trotz Katzenbegleitung kein Katzengesang.