30 Jahre FrauenWohnen
Das Übergangshaus wurde gegründet, um Frauen einen Zufluchtsort zu bieten. Viele der Bewohnerinnen haben schwere Schicksalsschläge erlebt. Sie stammen oft aus unsicheren Wohnverhältnissen oder haben Gewalt durch Männer oder ihre Familie erfahren. Wenn Gewalt eine Beziehung bestimmt, sind es fast immer die Frauen, die die Wohnung verlassen - und damit ihr Dach über dem Kopf verlieren. Häufig haben sie wenig oder keine hilfreichen sozialen Kontakte und sind dadurch psychisch stark belastet.
Neben dem fehlenden Wohnraum kommen oft noch individuelle Problemlagen wie beispielsweise finanzielle und rechtliche Belange oder gesundheitliche Schwierigkeiten hinzu. In den vergangenen Jahren ist das Klientel immer jünger geworden: Die Bewohnerinnen im FrauenWohnen sind zwischen 18 und 24 Jahre alt. Im Schnitt ein Jahr lang leben sie hier an der Wiener Straße, das Haus hat 26 Plätze. Oder besser gesagt, 26 Ein-Zimmer-Apartments mit Kochnische. Das Apartment bietet nicht nur Wohnraum, sondern auch ein Stück Privatsphäre und Sicherheit. Darüber hinaus steht den Frauen ein Team aus Sozialarbeiterinnen zur Seite, das individuelle Beratung und Unterstützung bietet. Sie helfen den Bewohnerinnen, finanzielle und rechtliche Fragen zu klären und übernehmen teilweise auch Behördenangelegenheiten. Neben der individuellen Betreuung durch Sozialarbeiterinnen gibt es auch regelmäßige Gruppenangebote, in denen die Frauen sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam an Lösungen arbeiten können.
Das Ziel aller Aktivitäten im Haus ist es, die Lebenssituation der Frauen nachhaltig zu verbessern. Dazu gehört es, soziale Schwierigkeiten zu mildern, die Grundlage für eine selbstständige Lebensführung zu schaffen und schlussendlich wieder einen eigenen und sicheren Wohnraum zu finden. Auf dem Weg zum eigenen Mietvertrag ist nach dem Übergangshaus das Caritas-FrauenWohnen am Mariannenplatz, ebenfalls ansässig in Kreuzberg, eine geeignete Ergänzung. Denn hier gibt es die Möglichkeit des Betreuten Einzelwohnens, um die eigene Selbstständigkeit zu verstetigen. Dafür werden auch Trägerwohnungen der Caritas zur Verfügung gestellt. Beide Einrichtungen kooperieren eng miteinander. Anfang September feierten alle gemeinsam das 30-jährige Jubiläum des Hauses - und die eigene wertvolle Arbeit, die wohnungslosen Frauen eine neue Perspektive und Stabilität verschafft.
Text: Christina Kölpin