Influencer für eine bessere Pflege
Herr Benz, Sie sind als leidenschaftlicher Streiter für die Pflege in den sozialen Medien unterwegs. Vor allem auf Facebook melden Sie sich regelmäßig zu Wort. Wie viele Follower haben Sie inzwischen?
Wie viele Follower über Facebook ich habe, kann ich nicht sagen - aber die Zahl der Freundschaftsanfragen steigt rasant an, explizit von Personen, die auch im Bereich der Gesundheitsberufe tätig sind. Jetzt bin ich zusätzlich auf Instagram aktiv, da über diese Plattform noch mehr Reichweite möglich ist.
Was treibt Sie an?
Ich nehme wahr, dass Auszubildende und Kooperationspartner wie ehemalige Auszubildende, Fach- und Leitungskräfte der Sancta Maria positiv auf mein Engagement reagieren. Beiträge werden geteilt, kommentiert und geliked. Ein weiterer Motor ist sowohl das Feedback von aufmerksamen Leser*innen aus meinem privaten Umfeld als auch die Reaktionen der Nutzer sozialer Netzwerke. Durch meine Arbeit entstehen gute und deutschlandweite Kontakte, die die Netzwerkarbeit vereinfachen und antreiben.
Wie bringen Sie Ihr mediales Engagement und Ihre Funktion als Leiter einer Fachschule für Pflegeberufe rein zeitlich unter einen Hut?
Ich berichte häufig über Aktuelles aus meinem beruflichen Alltag. Oft kommen mir beim abendlichen Joggen gute Gedanken, die ich in 20 bis 30 Minuten zu einem Post verpacke.
"Ritt auf der Rasierklinge" für offene und konstruktive Diskurse
Als "Influencer" kritisieren Sie die gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Als Schulleiter sind Sie wiederum auf ein gedeihliches Miteinander mit staatlichen Stellen angewiesen. Ist das nicht ein "Ritt auf der Rasierklinge"?
Natürlich halte ich mich an bestimmte Regeln. Meine Gedanken müssen auch konform mit der Marschroute meines Arbeitgebers sein. Wichtig finde ich, dass neben Kritik auch Verbesserungsvorschläge zur Diskussion gestellt werden - beleidigende und diffamierende Aussagen halte ich für ausgeschlossen. Durch meine Beiträge entstehen oft konstruktive Diskurse. Ich schreibe getreu dem Motto: "Nicht nur meckern - auch machen!" Dabei weise ich auf Missstände hin, die den Gesetzgebern zum Großteil bekannt sind. Oft ignorieren sie diese jedoch oder gehen sie nur halbherzig an, obwohl die Fachleute seit mehreren Jahren darauf aufmerksam machen und warnen. Ein Beispiel ist der aufkommende Lehrermangel wegen der hohen Mindestvoraussetzungen. Diese werden die Auswahl der Lehrkräfte für Pflegeschulen verschwindend klein werden lassen.
Was glauben Sie, mit Ihrem pointierten Engagement in den sozialen Medien bewirken zu können?
Durch meine Beiträge wird die Sancta Maria Bühl wahrgenommen. Die Auszubildenden erfahren, dass ihre Schulleitung für den Kampf um bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen einsteht. Es wäre destruktiv, wenn sich niemand zu Wort melden würde. Ich pflege den Kontakt zu vielen Pflegeblogger*innen, von denen sich einige sogar seit Jahren erfolgreich in den sozialen Netzwerken zu Wort melden oder bereits in verschieden TV-Formaten zu sehen waren. Als Leitung einer Pflegeschule sehe ich mich in der Pflicht, das berufspolitische Interesse meiner Auszubildenden zu wecken und als Vorbild zu agieren.
Das Interview führte Thomas Maier.