Miteinander und Füreinander im Mehrgenerationenhaus
Sie sind berufstätig oder in Rente, Hausfrau oder Lehrerin, 20 oder 75, männlich oder weiblich, kurzum: Sie sind vielfältig, die Bensheimer Bürgerinnen und Bürger, die sich im Franziskushaus engagieren. Manche haben ihr Projekt selbst ins Leben gerufen, andere haben geschaut, was es schon gibt und was zu ihnen passt. Den Überblick über alle Projekte im Haus hat Cornelia Tigges-Schwering, eine der zwei festangestellten Mitarbeiterinnen. Die Koordinatorin ist von Anfang an dabei, schon seit das Caritas Zentrum 2007 in das Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus aufgenommen wurde. Ob "Alt und Jung gemeinsam", "Wunsch-Großeltern", "Zeit teilen" oder ein anderes der insgesamt 16 offenen regelmäßigen Angebote im Haus, Cornelia Tigges-Schwering kennt die Entstehungsgeschichte.
"Eines der ersten Projekte war ‚Paten für die Zukunft‘", erinnert sie sich. "Bei unserem Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt gab es die Nachfrage einiger Teilnehmender nach Unterstützung beim Lernen. Wir haben über die Presse darüber informiert, wie sich Menschen im Patenprojekt engagieren können. 20 Personen haben sich damals gemeldet, das war ein großer Erfolg." Seit drei Jahren ist Eleonore Jungmann-Gunkel als Patin dabei. Die Diplom-Handelslehrerin ist im Ruhestand und hatte eine neue Herausforderung gesucht. Mit Geduld steht sie ihren Schülern beim Lernen zur Seite, hilft bei der Vorbereitung auf die Prüfung und hat auch für praktischen Fragen ein offenes Ohr. Dass sie bei ihrem ehrenamtlichen Engagement viel Vertrauen in die jungen Menschen setzt, das spüren ihre Schüler.
Ehrenamt braucht Begleitung
"Schnell haben die Menschen in Bensheim erkannt, dass sie sich hier im Haus melden können, wenn sie sich sozial engagieren möchten", berichtet Koordinatorin Tigges-Schwering, die auch schon viele Ideen von Ehrenamtlichen gemeinsam mit diesen in die Tat umgesetzt hat. Den persönlichen Kontakt behält die Caritasmitarbeiterin immer aufrecht. Ein Grund, warum sich Rita Mitterle und Christiane Wittwer schon seit mehr als zehn Jahre im Haus engagieren. "Sie ist unsere Ansprechpartnerin für alle Fragen, das ist wichtig, denn Ehrenamt braucht Begleitung", so Rita Mitterle. Sie hatte vor zwölf Jahren die Idee, im Haus einen Spieletreff anzubieten. Über 500 Spielenachmittage hat sie bisher organisiert. Vor Corona gingen wöchentlich rund 20 Spielbegeisterte ihrer Spielfreude im Café Klostergarten nach. Nun seien es etwa zehn bis zwölf, erzählt Rita Mitterle, die zusammen mit Gudrun Wollenweber die Nachmittage anbietet.
Auch das feuerrote Bücherregal, ein öffentlicher Bücherschrank im Garten des Mehrgenerationenhauses, wird von Rita Mitterle gemeinsam mit Dorothee Sachinian gepflegt. So kommen Leseratten aus nah und fern gerne vorbei und werden bei den mehr als 100 Büchern fündig. Die 78-Jährige sprüht vor Engagement. Ein Herzensanliegen sind ihr auch die Termine bei einer 94-jährigen Dame. Ihr schenkt Rita Mitterle regelmäßig Zeit. Ehrenamtliche besuchen Hochbetagte und Langzeitkranke, die allein nicht mehr aus dem Haus können. Auch gibt es "Wunsch-Opas" und "Wunsch-Omas" für junge Familien, berichtet Cornelia Tigges-Schwering.
Die Pandemie hat das vielfältige Engagement zurückgeworfen
Christiane Wittwer ist eine von den Ehrenamtlichen, deren Engagement wegen Corona immer noch ruhen muss. "Zeit teilen" heißt das Projekt, welches seit neun Jahren für Menschen mit Demenzerkrankungen angeboten wird. Im Café Klostergarten habe sie von dem Projekt erfahren. "Nach einer Fortbildung bin ich zunächst als Helferin in die Gruppe eingestiegen", erzählt die heute 70-Jährige. Schnell habe sie gemerkt, dass sie einen guten Zugang zu den Menschen bekam, und so übernahm sie die Koordination der Gruppe. Sie vermisse die liebenswerte Gruppe, so die ehemalige Erzieherin. Auf alle Fälle sei sie wieder mit am Start, sobald es möglich sei.
Manche Ehrenamtliche haben mit der Corona-Pause einen Cut gesetzt, berichtet die Koordinatorin. Meist die etwas Älteren. Vereinzelt kommen neue Menschen dazu, aber es sei wichtig, nun wieder bewusster Menschen auf das Engagement anzusprechen. "Wer sich punktuell engagieren oder wer regelmäßig mitarbeiten möchte, kann sich jederzeit an uns wenden. Auch Reinschnuppern in Projekte ist bei uns möglich. Wir freuen uns immer über neue Gesichter!"
Text - Claudia Betzholz
Das Franziskushaus ist eines von insgesamt 560 Mehrgenerationenhäusern. Rund 30 Einrichtungen sind in Trägerschaft der Caritas. Das Angebot von Beratung, Begegnungsstätte, Beschäftigung in Kombination mit Wohnangebot ist ein Alleinstellungsmerkmal des Caritasverbandes Darmstadt.
Kontakt:
Caritas Zentrum Franziskushaus / Mehrgenerationenhaus
Klostergasse 5 a, 64625 Bensheim, Tel.: 06251 / 85425-0
E-Mail: franziskushaus@caritas-bergstrasse.de