Grün ist die Hoffnung
Es ist Donnerstag, kurz nach neun. Renate Landwehr betritt ihre Station. Infusionsständer mit Beuteln und Apparaten stehen im Gang. Es riecht nach Desinfektionsmittel, irgendwo piepst es. Pflegerinnen und Pfleger eilen über den Flur, Ärzte schauen konzentriert auf Laptops - alle tragen einen weißen Kittel. Renate Landwehr zieht sich einen grünen an. Er ist das Erkennungszeichen der Grünen Damen und Herren, dem ehrenamtlichen Besuchsdienst in der Freiburger Uniklinik. Die 73-Jährige fragt die Stationspflegerin, "haben Sie Patienten, die etwas brauchen?" Dabei geht es nicht um Medizin, sondern um kleine zwischenmenschliche Dinge, die den Patienten das Leben im Krankenhaus angenehmer machen: Eine Zeitung besorgen, jemand im Rollstuhl in die Cafeteria bringen, oder einfach nur zuhören.
"Ich fühle mich dann rundum wohl"
Renate Landwehr weiß das Angebot aus eigener Erfahrung zu schätzen. Als sie selbst in der Uniklinik lag und eine Grüne Dame mit einem Wagen voller Bücher bei ihr im Zimmer stand, wusste sie, dass sie selbst einmal helfen will. "Drei Monate nachdem ich in Rente gegangen bin, habe ich hier angefangen." Die vier Stunden jede Woche in der Klinik empfindet sie als Bereicherung: "Wenn ich hier rausgehe, fühle ich mich rundum wohl, weil ich so viel zurückbekomme." Nach einer kurzen Denkpause ergänzt sie, "obwohl ich ja eigentlich etwas für die Patienten tue".
Zum Beispiel für Ruth Dangel, die früher selbst in der Uniklinik gearbeitet hat. Schon als Krankenschwester hat sie die Grünen Damen geschätzt, weil die ohne Hektik und Zeitdruck für die Patienten da sein können. So wie Renate Landwehr heute für sie. Ihr kann sie erzählen, was sie auf dem Herzen hat. Am Ende des Gesprächs hat sie noch einen Wunsch: "Eine Cola, aber eine richtige bitte, keine leichte!", sagt Frau Dangel und lacht.
Auch das Ehrenamt will geplant sein
Bevor sich Renate Landwehr um die Cola kümmern kann, trifft sie sich mit den anderen Grünen Damen zur Teambesprechung in deren Büro. Die Hektik des Klinikbetriebs bleibt draußen: Pflanzen, grüne Vorhänge und ein runder Tisch auf dem Kaffee und Brezeln stehen. Neben der Tür an der Pinnwand hängen Arbeitspläne. Auch das Ehrenamt will durchgeplant sein. Als stellvertretende Leiterin des Besuchsdienstes organisiert Renate Landwehr die Abläufe des Teams. Die Frauen lachen, erzählen sich, was sie erlebt haben und besprechen weitere Aufgaben, bevor sie sie wieder auf die Stationen ausschwärmen und Patienten mit Kleinigkeiten den Tag ein bisschen angenehmer machen.