Virtuelle Stadtrundgänge mit Senioren
"Ich hatte das Glück, mit 55 Jahren in den Vorruhestand gehen zu können. Nun habe ich viel Zeit für mich. Die will ich an ältere Menschen weitergeben, denen es nicht so gut geht. Als ich vor drei Jahren überlegte, wie das gehen könnte, habe ich im Internet das Freiwilligen Zentrum Rheydt entdeckt. Ausschlaggebend für mein Engagement dort war das Freiwillig im Namen. Ich finde das Wort Ehrenamt hat einen negativen Beigeschmack.
Aktiv gegen die Aids-Hysterie
Der Ursprung meines freiwilligen Engagements liegt in den 80er-Jahren. Es breitete sich damals eine unglaubliche Hysterie im Zusammenhang mit Aids und Schwulsein aus. Ich selbst bin nicht schwul, wollte aber in diesem Bereich was tun und fing bei der Aidshilfe in Düsseldorf an. Ich blieb dort bis 1993. Das war eine schöne und intensive Zeit, in der ich viel gelernt habe.
Spazieren im Park und surfen im Internet
Seit etwa drei Jahren besuche ich regelmäßig in Neuwerk im Altenheim einen alten Mann im Rollstuhl und gehe mit ihm spazieren. Manchmal gehen wir auch ein Bier trinken oder spielen "Mensch ärgere dich nicht". Einmal in der Woche treffe ich dort auch eine 91-jährige Frau und erzähle mit ihr.
Dann treffe ich mich vierzehntägig mit einigen Demenzkranken im hauseigenen Internetcafé im Altenheim Giesenkirchen. Die Damen und Herren sitzen vor den Bildschirmen und ich navigiere durch das Netz und hole virtuell die Bilder der Heimatorte in das Altenheim. Wir schauen uns Fotografien von Mönchengladbach an und lesen zusammen Geschichten aus den verschiedenen Stadtvierteln. Einmal in der Woche betreue ich auch ein Internetcafé im evangelischen Gemeindezentrum auf der Lenzenstraße in Rheydt.
Augen auf für andere
Das Engagement tut mir gut. Aber das wirklich Schöne ist, dass die alten Menschen wieder aufgeschlossener und lustiger werden. Leider gibt es noch zu wenig Menschen die ihre Augen aufmachen um zu sehen, wie es anderen geht."