Leitung braucht Zeit
Kindertageseinrichtungen zielgerichtet und souverän zu führen setzt ausreichend Zeit für Leitungsaufgaben voraus. Genau daran aber hapert es in Deutschland. Zieht man die Ergebnisse der neuen Kita-Studie der Bertelsmann-Stiftung heran, dann haben Leiterinnen und Leiter von Kindertageseinrichtungen zu wenig Zeit dafür, die Geschicke ihrer Einrichtung zu lenken. Etwas genauer auf den Punkt gebracht: Knapp 52.000 Kindertageseinrichtungen gibt es heute in Deutschland. In nahezu 50 Prozent dieser Einrichtungen stehen nicht einmal 20 Wochenstunden für Leitungs- und Verwaltungsaufgaben zur Verfügung. Elf Prozent aller Kitas müssen ohne zeitliche Ressourcen für diese Funktionen auskommen.
Und die Antwort auf dieses Dilemma? Unabhängig von ihrer Größe sollte jeder Kindertageseinrichtung eine Grundausstattung von 20 Stunden pro Woche für Leitungsaufgaben zur Verfügung stehen. Dieser Sockel ist um 0,35 Stunden pro ganztags betreutem Kind zu erhöhen, damit der hierdurch entstehende höhere Leitungsaufwand angemessen bewältigt werden kann. So fordert es die Bertelsmann-Stiftung und so hat es der Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) bereits im Zuge seiner Initiative für ein Bundesqualitätsgesetz für die Kindertagesbetreuung gefordert. Und dies nicht ohne Grund:
Leitungskräfte in Kitas koordinieren die Arbeit ihrer Einrichtung. Sie sind erste Ansprechpartner für Eltern und zuständig für die Personalführung. Sie initiieren und koordinieren Weiterentwicklungsprozesse ihrer Kita, werten neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus und bereiten diese für die pädagogische Arbeit auf. Zu ihren Aufgaben gehört es, Kooperationsbeziehungen zu gestalten und ihre Kindertageseinrichtung nach außen darzustellen. Sie sind Bindeglied zwischen ihrer Kita und dem Träger, um nur einige Aufgaben zu nennen.
Angesichts dieser komplexen und verantwortungsvollen Tätigkeit ist es zwingend erforderlich, für Leitungskräfte in Kindertageseinrichtungen ausreichend zeitliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Zum Nulltarif ist das natürlich nicht zu haben. Legt man den geforderten Maßstab der Bertelsmann-Stiftung zugrunde, dann wäre mit einem Anstieg der Personalkosten von jährlich 1,3 Milliarden Euro zu rechnen. Eine Investition, die angesichts der Bedeutung von Kitas für Kinder und deren Eltern jedoch nicht einfach von der Hand zu weisen ist. Die finanzielle Weichenstellung durch die öffentliche Hand ist hier gefragt. Es wäre beschämend, wenn die Leitungsressourcen für Kitas in der politischen Debatte aus finanziellen Gesichtspunkten heraus ein Tabuthema bleiben würden.